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Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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bringen. Mal sehen, ob deine Zeichnungen vielleicht nicht ganz so schlecht sind.«
    »Was? Moment mal!«
    »Ein Moment für dich ist eine Ewigkeit für mich.« Sie entging erneut geschickt seinen Händen, als sie die Kohleskizzen sah. »Nicht schlecht, nehme ich an. Wenn du jemals den Willen zu kämpfen verlierst, kannst du vielleicht von einem Stück Kohle und einem Traum leben.«
    Er trat drohend auf sie zu, und sie wollte das Buch gerade zuschlagen und ihm an den Kopf werfen, als sie ein ausgefranstes Blatt Pergament bemerkte.
    »Was ist das denn? Vielleicht etwas in diesem ganzen Gekritzel, das sich zu lesen lohnt?«
    Sie hatte die Seite umgeschlagen und blieb wie angewurzelt stehen. Bei dem Anblick, der sich ihr bot, wurden ihre Augen groß: Die Zeichnung wirkte irgendwie deplatziert in Lenks Aufzeichnungen. Sie besaß eine Eleganz, die sie in seinen Skizzen von Dämonen, Landschaften und anderen Kombinationen langweiliger und entsetzlicher Subjekte nicht bemerkt hatte; sie war weniger eine Skizze als vielmehr ein Erinnerungsstück, und die vielen Kohle- und Tintenstriche legten nahe, dass sie häufig überarbeitet worden war.
    Es war eine schlanke, drahtige Gestalt, die in fließenden Linien auf das Pergament geworfen war, mit langem, offenem Haar, das wie Flügel hinter einem nackten, geraden Rücken wehte. Alles an der Gestalt war hart, kämpfte gegen die Weichheit der Linien an und gewann mühelos. Selbst ihre Augen, die heller leuchteten, als schwarze Tinte erlauben sollte, blickten wild und stark.
    Erst als sie die langen, spitzen Ohren mit den Kerben bemerkte, hörte sie seine donnernden Schritte.
    Er stürzte sich auf sie, schlang seine Arme um ihre Taille und riss sie zu Boden, wo sie in einer Fontäne aus Sand landeten. Sie war atemlos, als er sich rittlings auf ihre Taille setzte; ob von der Zeichnung, dem Aufprall oder dem Körperkontakt,
wusste sie nicht. Er sah auf sie herunter, mit zwei strahlend blauen Augen, die von riesigen, dunklen Pupillen dominiert wurden. Sie erinnerte sich nicht daran, dass diesen Augen etwas gefehlt hatte, sondern empfand nur das starke Verlangen, nicht wegzusehen, den Blick zu erwidern.
    Und zu lächeln.
    Das Gefühl hielt jedoch nur einen Herzschlag lang an, dann erblickte sie das Journal, das er wie eine Waffe aus Leder und Papier hoch über sich hob. Mit einem Grunzen ließ er es heruntersausen und knallte es ihr auf den Kopf.
    »AU!« Sie stieß ihn von sich und sah ihm böse nach, als er mürrisch davonschlurfte. »Wie kann so etwas, ganz gleich, welcher Rasse du angehörst, eine angemessene Reaktion sein?«
    »Sie basiert darauf, dass das Tagebuch eines Mannes sein einziger Zufluchtsort vor den widerlichen und ungehobelten Elementen der Welt ist, die er seine Gefährten zu nennen pflegt«, antwortete der junge Mann hochnäsig. »Und ich berufe mich auf das mir von meinen Göttern verliehene Recht, dir als Schänderin dieses Refugiums deinen winzigen Schädel mit dieser Zufluchtsstätte einzuschlagen!«
    »Wobei du die vollkommen klar auf der Hand liegende Tatsache außer Acht lässt, dass deine Argumentation komplett wahnsinnig ist.« Sie rappelte sich auf. »Warum tust du überhaupt so geheimnisvoll damit? Immerhin ist nichts drin, was ich nicht schon einmal gesehen hätte.«
    Plötzlich befiel ihn eine eigenartige Schwäche, die ihn zwang, langsamer zu gehen und schließlich mit einer schmerzhaften Endgültigkeit stehen zu bleiben, steif wie eine Leiche in einem aufrecht stehenden Sarg.
    »Das da sind meine Gedanken.« Sein Flüstern durchschnitt die Luft wie eine Klinge.
    »Also gut«, sie knirschte mit den Zähnen, als seine Stimme wie Krallen über ihre Haut kratzte. »Ich meine, sie sind ganz nett und so weiter, aber …«
    »Aber was? Du hast sie schon vorher gesehen, stimmt’s?«
    »Nein, aber…«
    »Du hast sie gehört?«
    »Nicht… direkt.«
    »Genau.« Er wirbelte herum und schien sie mit seinem Blick zu durchbohren und in den Sand zu spießen. »Du siehst meine Gedanken nicht. Du hörst meine Gedanken nicht. Du weißt nichts über das hinaus, was dein aufgeblasenes shictisches Selbst dir weismacht.« Er presste die Lippen zusammen, klemmte sich das Journal unter den Arm und schritt steifbeinig davon. »Wir sollten unsere besondere Beziehung nicht ruinieren.«
    Er kam jedoch nur zwei Schritte weit, als ihre Antwort ihn wie eine Harpune durchbohrte und festnagelte.
    »Ich weiß, dass du nicht träumst.«
    Lenk zwang sich, nicht herumzufahren; er

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