Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)
Dreadaeleon und seine grünhaarige Metze.«
»Was denn, wollte er ein Schlaflied von ihr hören?«
»Anscheinend.« Der Assassine zuckte mit den Schultern. »Er sagt, ihre Lieder helfen ihm, seine Venarie zu fokussieren oder seinen Geist zu klären oder seinen Darm zu entleeren oder irgendeinen anderen albernen Zauberkram, ich weiß es nicht. Jedenfalls scheint diese kleine Wassernymphe keinen Schlaf zu brauchen, also summt sie die ganze gottverdammte Nacht vor sich hin.« Er hob eine Braue. »Was habt ihr beiden eigentlich gemacht?«
»Wir haben nicht geschlafen, genau wie du«, erwiderte Lenk.
»Wie bedauerlich.« Denaos schüttelte den Kopf und trank schlürfend einen Schluck. »Ich bin nicht ganz sicher, was die übliche Vorgehensweise ist, wenn man in das Nest eines Dämons marschiert, aber ich bin überzeugt, dass sie zumindest eine achtstündige Nachtruhe vorsieht. Du kannst schließlich nicht um Gnade winseln, wenn du gähnen musst.«
»Ich werde unsere kleinen Plaudereien wirklich vermissen.«
»Wenn ich daran denke, zünde ich später eine Kerze für dich an, während ich Silf danke, dass nicht ich es war, dessen Kopf verspeist wurde.«
»Oh?« Jemand kicherte. »Du glaubst, dein Gott liebt dich genug, um dir das zu ersparen?«
Die beiden Männer blickten hoch, in der Erwartung, Kataria zu sehen. Aber keiner von ihnen schien die Kreatur zu erkennen, die auf sie zukam. Sie hatte die Größe der Shict, denselben schlanken Körperbau, dieselben spitzen, gekerbten Ohren, aber eine vollkommen andere Haut.
Streifen einer schimmernden schwarzen Kriegsbemalung liefen über Körper und Arme und verliehen ihr ein düsteres, beinahe animalisches Aussehen. Ihre langen Eckzähne schimmerten weiß unter den beiden breiten schwarzen Streifen über Augen und Mund. Ihre Ohren, die ebenfalls sorgfältig geschwärzt waren, zuckten aufgeregt.
»Beeindruckend, was?«
»Das ist nicht genau das Wort, mit dem ich dich beschreiben würde.« Lenk betrachtete sie von Kopf bis Fuß. »Dennoch … ich verspüre das dringende Bedürfnis, dich zu fragen … warum?«
»Warum nicht?« Sie rollte mit ihren schwarzen Schultern. »Ich ziehe schließlich in den Krieg, oder etwa nicht?«
»Das haben wir vorher auch schon getan«, erwiderte Lenk, »und ich habe dich noch nie so gesehen … wie … Was zum Teufel soll das eigentlich darstellen?«
»Eine Shict, die im Begriff ist, die Gunst ihrer Göttin zu empfangen«, antwortete sie. »Wenn das Land mit Leichen übersät ist, wird Riffid hinabsehen, meine Farben erblicken«, sie schlug sich mit der Faust auf die Brust, »und wissen, dass es Kataria vom Sechsten Stamm war, die sie ins Jenseits befördert hat.«
»Verstehe.« Lenk gab sich keine Mühe zu verbergen, dass er zusammenzuckte. »Also … du erwartest, heute viele Kreaturen zu töten?«
»Mann, du bist wirklich zu blöd.« Sie grinste und klopfte auf einen besonders großen schwarzen Streifen auf ihrem nackten Bauch. »Das ist Tarnung, Schwachkopf. Wir gehen an einen Ort, an dem es wahrscheinlich sehr dunkel ist, und
ich bin, falls es dir bislang entgangen sein sollte, blasser als eine Leiche.«
»Ich würde das für einen Vorteil halten.« Denaos schlürfte seinen Kaffee. »Ich meine, wenn deine Haut die Blässe eines toten Körpers hat, ist das schon einmal eine Stufe weniger zu deinem tatsächlichen Tod. Ich nehme an, die Farbe wird mir verraten, welche der Leichen, die an Land gespült werden, deine ist.«
»Falls du lange genug lebst, um sie zu sehen«, warf Lenk ein.
Denaos starrte ihn verständnislos an, und dann versuchte er, die Ungläubigkeit in seinem Blick mit einem besonders widerwärtigen Fluch zu unterstreichen. Lenk dagegen lächelte nur.
»Wie die Shict sagt, dein Gott liebt dich nicht annähernd so sehr, wie du hoffst.«
Der Assassine öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, doch das Einzige, was ihm einfiel, war ein Seufzer.
»Ich nehme an«, meinte er, nachdem er sich gefasst hatte, »dass du der Art und Weise der Wiederbeschaffung unserer kostbaren Fibel einiges Nachdenken gewidmet hast.«
»Habe ich.« Lenk nickte.
»Folglich hast du zweifellos einen Plan geschmiedet.«
»Habe ich.« Lenk nickte.
Denaos starrte ihn an und presste kurz die Lippen zusammen.
»Und?«
Der junge Mann lächelte außerordentlich liebenswürdig. »Und er wird dir nicht gefallen.«
Die Froschwesen, entschied dieses hier, hatten doch noch Bedürfnisse.
Es, denn es war weit davon entfernt, ein »er« zu sein,
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