Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)
sitzen und wälze dich in deiner eigenen Feigheit, aber ruf wenigstens nach Grünhaar. Vielleicht kann sie mir helfen.«
»Nach ihr rufen? Sie ist doch kein Hund.« Er schnaubte verächtlich. »Außerdem konnte ich sie nicht finden. Sie ist im Meer verschwunden.«
»Umso mehr Grund hast du, mir zu helfen«, fuhr sie ihn hitzig an. »Was wird wohl mit ihr passieren, wenn der Sieger dieser kleinen Rauferei auftaucht?«
»Also, was soll meiner Meinung nach einer Sirene passieren, die in der Lage ist, sich überall im endlosen blauen Meer zu verstecken?« Er tippte sich nachdenklich gegen das Kinn, während sich Aspers Miene bei jeder Bewegung seines Fingers verfinsterte. »Meine Güte! Vielleicht kommt sie ja raus und möchte eine Umarmung?«
Ihr Gesicht rötete sich vor Wut, und sie fletschte grimmig die Zähne. Ihre linke Hand zitterte, brannte zornig, verlangte, dass sie sie um die Kehle des Jünglings legte. Falls er etwas davon bemerkte, reagierte er jedenfalls darauf nur mit einer schwachen Handbewegung, als würde er eine besonders lästige Mücke verscheuchen.
»Es mag oberflächlich klingen«, fuhr er fort, während er Anstalten machte, wegzugehen, »aber mein Lösungsvorschlag ist sowohl logisch als auch gerecht. Sie würden uns, ohne auch nur einen Herzschlag lang zu zögern, im Stich lassen, das wisst Ihr genau.«
»Wenn man Abenteurer ist, geht es nicht darum, gerecht zu sein«, knurrte sie und watete zornig durch das Wasser auf ihn zu. »Sondern darum, jede elende Person leiden zu lassen, die die Götter dir auf den Hals gehetzt haben.« Sie hob wütend die Faust. Sein schmieriger kleiner Kopf kam ihr wie ein schwarzer Pickel vor, der nur darauf wartete, zerquetscht zu werden. »Und damit im Augenblick so gut wie möglich umzugehen, ist …«
Das Brennen in ihrem Arm hörte so urplötzlich auf, dass es schmerzte. Stumm ließ sie den Arm sinken und betrachtete ihn staunend. Er fühlte sich merkwürdig in seinem Gelenk an, er war nicht mehr so schwer, nicht mehr so heiß. Er fühlte sich genauso an wie ihr rechter Arm, genauso … normal.
Das, dachte sie, ist noch nie passiert.
Doch selbst diese Empfindung verblasste neben dem Gefühl, das darauf folgte.
Eine Woge aus Schmerz und Ekstase ergriff sie. Sie bekam eine Gänsehaut unter ihrer Robe, während es ihr kalt über den Rücken lief, als bewegte sich dort ein Tausendfüßler mit eisigen Beinen. Es verschlug ihr die Sprache, und sie wusste nicht, wie sie auf dieses Gefühl reagieren sollte. Dann, so plötzlich, dass ihre Knie nachgaben, schlug die Kälte in ihrem Körper in glühende Hitze um.
In diesem Moment wirkte die Sonne unerträglich drückend, als würde sie mit einer goldenen Hand hinabgreifen, unter ihre Kleidung, ja, unter ihre Haut, ihre Muskeln und ihre Knochen gleiten. Sie umfasste mit ihrem kochenden, wilden Griff ihre Essenz selbst und schüttelte sie heftig. Asper spürte, wie es sie niederdrückte, ein Druck, der selbst ihre Haut nach innen zu kehren schien.
Sie hätte nicht bemerkt, dass Dreadaeleon ihren Arm umklammerte, wenn sie seine dürren Finger nicht gesehen hätte. Er hielt sie mit einer Kraft fest, die seinen zierlichen Körper Lügen strafte, und betrachtete sie mit einer Intensität, die sie noch nie bei ihm bemerkt hatte. Hinter seinen dunklen Augen tanzten rote Funken wie ein Schwarm aufgeregter Glühwürmchen.
»Was …« Sie sprach nur stockend. »Was hast du …?«
»Ihr fühlt es.« Er sprach mit einer Entschiedenheit, die fremd an ihm wirkte.
»Fühlen…? Was?«
»Es . Kalt. Heiß.«
Er verstärkte seinen kräftigen Griff um ihren linken Arm noch. Das Herz schlug ihr bis in den Hals. Er weiß es!, schrie sie lautlos. Er weiß es, er weiß es, er weiß es! Natürlich weiß er es. Er weiß alles. Er weiß, was es ist. Sie konnte ihre Finger wieder spüren, und das Brennen kehrte zurück. Es ist so heiß, dass es ihn entzünden könnte. Er weiß es.
Ob er es wusste oder nicht, er reagierte nicht, jedenfalls nicht so, wie sie es erwartet hatte. Stattdessen drückte er seine Handfläche auf ihre. Sie fühlte sich erst eiskalt und dann noch heißer als ihre an.
»Ihr könnt es spüren«, flüsterte er, »habe ich recht?«
»Was spüren?«, fragte sie und riss beinahe hysterisch ihre Hand weg. »Ich weiß nicht, was du …«
»Venarie. Magie.«
Die Glühwürmchen in seinen Augen, dieses stets gegenwärtige, wenn auch schwache Zeichen von Magie, flammten auf. Sein Blick verwandelte sich in zwei
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