Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)
die Hand aus, die von den Fingerspitzen bis zum Handgelenk von Flammen umhüllt wurde. »Das ist der Lauf der Dinge, wie du herausfinden wirst, genau wie alle anderen. Wir sind Niederlinge. Wir sind Arkklan Kaharn.« Er kniff drohend die Augen zusammen. »Unser ist das Recht zu nehmen!«
Sie schrie nicht auf, protestierte nicht, als er gierig ihren Arm beäugte. Sie erübrigte kaum einen Blick für ihn und
sein verfluchtes Feuer. Stattdessen sah sie Dreadaeleon an, und ihre Lippen bebten, als sie die passenden Worte suchte, die sie zu seinem Leichnam sprechen wollte.
Du hättest dich heraushalten sollen. Es wäre besser andersherum … nicht du hättest sterben sollen, Dread, sondern ich. Du hättest dich nicht einmischen sollen.
»Verzeih mir«, war jedoch alles, was sie flüsterte.
Was sie dagegen hörte, war das heisere, heftige Atmen über ihrem Kopf. Das Langgesicht und die Priesterin sahen gleichzeitig hoch zu der breiten roten Brust, die sich mit jedem rot schäumenden Atemzug hob und senkte. Sie hoben den Blick noch weiter, über die breiten, geflügelten Schultern zu den zu Schlitzen zusammengezogenen schwarzen Augen, die verächtlich auf sie herabsahen.
»Oh … oh.« Das Langgesicht schluckte vernehmlich bei dem Anblick der glitzernden weißen Zähne, die sich ihm fletschend entgegenreckten.
Gariath riss das Maul weit auf. Der Luftzug seines Schreis peitschte dem Mann das weiße Haar aus dem purpurnen Gesicht. Der Niederling reagierte jedoch rasch, riss die Hände wie Fackeln hoch, und er bemühte sich, nicht zu stammeln, während er die Worte hervorstieß, welche die Flammen von seinen Handflächen in das klaffende Maul des neuen Angreifers fauchen ließen.
Der Drachenmann verschwand hinter einem Vorhang aus Feuer. Aber nach einem kurzen Moment tauchte er wieder auf, mit rußiger Haut, in deren Falten das Blut kochte, und mit von den Flammen orange glühenden Augen. Er hob die Arme, drückte gegen die Flammenspeere, umfasste sie mit seinen Klauen und presste sie zurück, bis er die Finger des Niederlings packen konnte. Das Feuer zischte qualmend, als es erlosch.
Der Schrei des Niederlings war erheblich lauter als das Krachen, mit dem seine Finger gebrochen wurden, und seine Tränen waren dicker als das Blut, das das Gesicht seines Feindes bedeckte. Der Mann taumelte zurück, als Gariath
ihn losließ. Von seinen schlaff herabhängenden Armen tropfte Flüssigkeit und landete zischend auf dem Boden.
»Du … wie kannst du es wagen!« Das Langgesicht versuchte zu schreien, brachte jedoch nur ein Wimmern zustande, während es versuchte, trotz heftigen Schluchzens eine grimmige Miene aufzusetzen. »Es ist vergeblich, Bestie! Dein ganzes flüchtiges Leben ist nur ein Seufzer im Wind, bevor Sheraptus dich findet! Euch beide. EUCH ALLE!«
Gariath ignorierte seine Worte und näherte sich ihm mit gekrümmten Klauen.
»Wir sind Niederlinge!«, kreischte das Langgesicht. »Wir kommen aus dem Nichts! Wir kehren ins Nichts zurück! Und nichts, was du tust, ändert …«
»Hör auf…«
Gariath unterbrach das Langgesicht, indem er die Spitzen seiner Krallen zwischen die geraden weißen Zähne schob und zwei weitere Krallen unter den Oberkiefer seiner Beute hakte. Die Haut um den Mund des Niederlings quietschte protestierend, während der Mann entsetzt und erstickt schluchzte.
»… mit dem Gequatsche!«
Asper fuhr bei dem folgenden Geräusch heftig zusammen. Das plötzliche Reißen, das Zittern des Langgesichts, als es sich verdrehte und einen Moment in Gariaths Griff baumelte. Als der Leichnam auf dem Boden aufschlug und Gariath sich schwer atmend und von Blut und Ruß bedeckt aufrichtete, hielt er etwas purpurn und weiß Glitzerndes in den Händen. Im selben Moment dämmerte es Asper.
Ich bin noch am Leben.
Trotz all der Toten, die sie umgaben, all der Asche, welche die Luft schwängerte, all des Blutes auf den Steinen waren die einzigen Personen, die wirklich hätten sterben sollen, noch am Leben. Sie selbst und, das wurde ihr klar, Gariath.
Aber Dread …
»Dread«, sagte sie plötzlich und rappelte sich auf. Sie sah Gariath verzweifelt an. »Er ist …«
»Noch am Leben«, grollte der Drachenmann, warf dieses purpurne und weiße … Ding über seine Schulter. Es landete mit einem dumpfen Knall und hüpfte ein Stück über den Boden.
»Ist er wirklich …?«
Er war es wirklich. Sie sah es, nahm die schwache Bewegung seines Körpers wahr, mit der er sich langsam aus dem Salzwasser stemmte,
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