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Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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Gestalt warf, war nur ein schwarzer Strich unter den rußigen Flecken auf dem Boden.
    »Wie nennst du das?«, wollte er wissen.
    »Einen Fluch«, antwortete sie flüsternd. »Einen Fluch, den die Götter nicht von mir nehmen wollen.«
    »So etwas wie Götter existiert nicht.«
    Darauf wusste sie nichts zu antworten.
    »Macht dagegen ist absolut. Und du, kleine Kreatur, besitzt Macht.«
    Jetzt endlich drehte Asper den Kopf, spürte ihren steifen Hals und betrachtete den Mann. Das männliche Langgesicht trug eine Robe, die trotz des Wassers, des Blutes und der
Asche in der großen Kammer unbefleckt schien. Er wirkte im Vergleich zu dem weiblichen Langgesicht fast liebenswürdig. Auf seinem schmalen Gesicht lag ein durchaus nicht abstoßendes Lächeln, und seine Augen blitzten eher fasziniert als boshaft.
    Vielleicht war sie auch nur zu betäubt, um es zu erkennen.
    »Ich … ich habe sie getötet«, stieß Asper unter Tränen hervor.
    »Sie ist … war nur eine Frau. Davon gibt es viele.«
    »Ich … aber … ich habe sie nicht einfach nur getötet. Ich … habe sie … verschwinden lassen.« Sie senkte den Blick auf ihren Arm. »Es ist nichts mehr von ihr übrig.«
    »Wirklich sehr beeindruckend.« Er applaudierte mit seinen zarten knochigen Händen. »Stell dir meine Überraschung vor. Ich hatte ja keine Ahnung, dass Frauen Nethra überhaupt anwenden können, geschweige mit einem solch erstaunlichen … Ergebnis.«
    »Es ist ein Fluch.« Sie sprach mehr zu sich als zu ihm.
    »Wie auch immer es zu nennen dir beliebt, es ist jedenfalls Sheraptus Aufmerksamkeit wert.« Sie spürte, wie sein Blick über ihren Körper glitt und sein Lächeln breiter wurde. »Das gilt auch für deine andere Eigenschaften.« Er stieß seine Hand wie eine Waffe vor. »Wenn du bitte aufstehen würdest … unsere Arbeit hier ist beendet, und wir müssen abreisen.«
    Er hat recht, dachte sie, als sie sich umsah. Die Kammer war fast vollkommen leer, und der Kampf hatte in dem Augenblick geendet, als sie die Augen geschlossen und Fragen gestellt hatte, die niemand beantworten wollte.
    Wer gesiegt hatte, wusste sie nicht.
    Die Verlierer jedenfalls lagen zu Dutzenden tot da, zu Bergen gestapelt, auf dem Boden verstreut, regungslos im Wasser treibend. Aschewolken trieben träge in der Luft, während die pulsierenden Fleischsäcke immer noch brannten wie groteske Scheiterhaufen. Man hörte Befehle in einer harten Sprache, Eisen, das über Stein kratzte, als die Langgesichter
zu ihrem Schiff zurückeilten. Sie ließen die Leichname ihrer Kameradinnen einfach liegen.
    Von Aspers eigenen Gefährten war nichts zu sehen.
    Das war auch nicht schlecht; dann hatten sie wenigstens nicht mit angesehen, was sie soeben getan hatte. Sonst hätten sie gewusst, dass sie die Macht besaß, mit dem Fluch belegt war, Lebewesen auszulöschen, sie auf nichts zu reduzieren. Dreadaeleons Magie hinterließ wenigstens Asche; Gariaths Weg säumten Leichen. Von ihrer Widersacherin war nichts übrig, keine Haut, keine Knochen.
    Keine Seele.
    Sie besaß nicht genug Kraft, um es zu erklären, es vor ihnen zu rechtfertigen oder vor Sheraptus, wer auch immer das war, oder auch nur vor sich selbst. Sie konnte nicht einmal den Anblick ihres Armes ertragen, der sich mit weicher rosa Haut maskierte, unter der er das rote Glühen versteckte. Dreimal war es ausgebrochen, zweimal hatte es nichts zurückgelassen, und sie hatte gewiss schon tausend Mal zum Himmel aufgeschaut und nach dem Warum gefragt.
    Und tausendmal hatte niemand geantwortet.
    Der Niederling hob den Kopf, als ein klagendes Hornsignal ertönte, und runzelte die Stirn. »Die Zeit des Abschieds ist gekommen, fürchte ich.« Er betrachtete sie mit seinen weißen Augen. »Es war ein anstrengender Tag. Ehrlich gesagt bin ich nicht sicher, ob es die Mühe lohnt, dich mitzuschleppen.« Er schnippte mit den Fingern, und blaue Funken von Elektrizität tanzten auf den Kuppen. »Dein Arm muss genügen. Deine anderen Körperteile darfst du behalten.«
    Asper hob den Kopf, als er mit einem Finger auf sie zeigte, und beobachtete, wie die elektrische Spannung größer wurde, eine Kugel bildete. Sie starrte nicht apathisch darauf, sondern nur erschöpft. Doch dann überkam sie eine grimmige Erleichterung, als ihr klar wurde, dass es nur einen Weg gab, dafür zu sorgen, dass es kein viertes Mal mehr geben würde.
    Der Mann murmelte ein Wort der Macht. Die Elektrizität
zuckte mit einem lauten Knistern aus seiner Hand. Asper sah dem

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