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Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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Arme hinter dem Kopf und blickte in den Himmel hinauf, während sie sich fragte, was ihre Mutter wohl gesagt hätte.
    Es ist zwar nicht gerade ein großer Verlust, wenn ein Mensch stirbt, hallte ihre helle, scharfe Stimme im Wind. Aber wann ist das wirklich notwendig?
    »Du hast Menschen in K’tsche Kando getötet«, konterte Kataria. »Viele Menschen.«
    Hunderte. Ihr höhnisches Lachen erklang im Wind. Aber das war etwas anderes.
    »Du musst schon entschuldigen, wenn ich nicht verstehen kann, wieso.«
    Ein Mensch, der in unser Land eindringt, unterscheidet sich von keinem Angehörigen einer anderen Rasse, die unser Land bedroht. Solange sie auf ihrer Seite bleiben, können sie tun, was sie wollen. Erst wenn sie anfangen, sich so zu verhalten, als gehörten sie irgendwo anders hin, müssen sie ausgemerzt werden.
    »Das ist nicht ganz die Botschaft, die ich mir erhofft habe.« Du vergisst dabei einen sehr wichtigen Aspekt.
    »Und der wäre?«
    Ich bin nicht wegen der Shict nach K ’ tsche Kando gegangen. Ich bin deinetwegen dorthin gegangen.
    »Das verstehe ich nicht.«
    Würdest du es verstehen, würdest du jetzt wohl kaum halluzinieren, habe ich recht?
    »Ich dachte, es wäre das Heulen.« Katarias Miene verfinsterte sich. »Werde ich … werde ich wirklich verrückt?«
    Nur wenn du es willst. Letztlich ist alles eine Frage der freien Entscheidung, ganz gleich was dein Vater behauptet. Er wollte nicht, dass ich gehe, aber ich habe mich dafür entschieden. Denn wenn die Menschen ungestraft auch nur einen Fuß auf das Land des Stammes deiner Schwester setzen konnten, wären sie auch bald in unser Land gekommen, und zwar kühner und boshafter als je zuvor.
    Es wurde still. Kataria seufzte, während sie in den Himmel sah und hoffte, dass wer auch immer auf sie herabblickte, genau wie sie die Stirn runzelte.
    »Hast du dich auch entschieden, dort zu sterben?«, erkundigte sie sich.
    Kann man so etwas entscheiden? Ich habe mich entschieden, dort zu töten. Wofür entscheidest du dich?
    »Ich … ich bin mir noch nicht sicher.«
    Dann frage ich anders: Was willst du?
    Kataria richtete sich auf und blickte auf ihre Hände in ihrem Schoß. Sie waren schwielig, darin geübt, den Bogen zu halten. Sie spürte, wie der Wind die Federn in ihrem Haar gegen ihre gekerbten Ohren wehte, und hörte das ferne Heulen im Wind.
    »Ich …« Sie zögerte. »Ich möchte mich wieder wie eine Shict fühlen.«
    Dann, antworteten Himmel und Kokosnuss gleichzeitig, kennst du die Antwort.
    Das Jagdmesser schien viel mehr zu wiegen, als sie es jetzt aufhob. Ihr Körper fühlte sich schwer wie Blei an, als sie aufstand. Die Erkenntnis, dass sie beide recht hatten, drohte sie zu ersticken, als sie tief einatmete.
    Die Kokosnuss, deren Auge sie durchschossen hatte, wirkte jetzt kalt und abweisend. Als die letzte Milch in den Sand gelaufen war, hatte sich ihr Gesicht verändert. Sie schien keine Erklärungen mehr zu verlangen und sah sie auch nicht mehr missbilligend an. Stattdessen wirkte ihr Blick verständnislos, als wollte sie fragen, was sie falsch gemacht hatte, dass sie eine solche Behandlung erfuhr.
    Darauf hatte Kataria keine Antwort, wie sie auch keine auf ihre eigene Frage wusste, als sie das Messer in den Gürtel schob und Anstalten machte, zu ihren Gefährten zurückzugehen, ein letztes Mal. Alles, was sie hatte, war eine Frage, die sie sich selbst bei jedem Schritt stellte.
    Wie hätte es anders enden sollen?

Eisentrutz zeichnete sich nicht länger drohend vor dem orangefarbenen Sonnenuntergang ab, konnte sich nicht mehr gerade halten. Die massive Festung sackte wie trunken zusammen, mit einem langen Seufzer des Granits, als beklagte sie, keine Arme zu haben, um sich das klaffende Loch in ihrer Seite zu halten. Sie sah weder ängstlich noch verloren aus, sondern wirkte friedlich, wie ein großer grauer Greis, der bereit war, mit einem versteinerten Lächeln und einem uneleganten Stolpern ins Wasser zu gehen.
    Immer noch lief Salzwasser aus der klaffenden Wunde der Festung, obwohl es jetzt nur noch murmelnde Rinnsale waren. Die Flut verbarg ihr mit Stacheln gespicktes Fundament. Schon bald würde das Bauwerk zusammenbrechen und untergehen. Die Waffen und die Toten, die darin begraben waren, würden vergessen werden. Das Meer, das alles überschwemmte, hatte Eisentrutz bereits vergessen.
    Lenk jedoch hatte ihn nicht vergessen.
    Er fragte sich, ob er wohl zu der Festung schwimmen konnte, und wie lange er mit seinem verletzten Bein

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