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Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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hingen schlaff unter den Federn herunter, die sie sich in ihr schmutzig blondes Haar geflochten hatte.
    »Versuch es ruhig weiter.« Kataria seufzte. Dann widmete sie sich wieder der Aufgabe, der sie schon die letzten drei Stunden nachgegangen war, und strich mit den Fingern über die Federn ihrer drei Pfeile. »Es antwortet ganz bestimmt irgendwann.«
    »Zamanthras ist ebenso launisch wie die Wasser, die sie hütet«, antwortete Lenk. Seine Stimme klang wie eine rostige Türangel. Er warf einen nachdenklichen Blick auf sein Schwert, bevor er es in die Scheide auf seinem Rücken schob. »Vielleicht verlangt es sie nach einem Opfer, bevor sie uns ihre Gunst erweist.«
    »Lass dich nicht abhalten, ins Meer zu springen«, antwortete sie, ohne aufzublicken.
    »Wenigstens tue ich etwas.«
    »Du meinst deinen Versuch, den Ozean auszuweiden?« Sie tippte nachdenklich mit einer Pfeilspitze gegen ihr Kinn. »Das ist vielleicht doch eine Spur verrückt. Sehr wahrscheinlich wirst du dir nur deine Wunde wieder aufreißen.« Ihre Ohren zuckten, als könnte sie hören, wie sich die aus Sehnen gefertigten Fäden in seinem Bein dehnten. »Wie geht es der Verletzung eigentlich?«
    Er versuchte, den Schmerz zu verbergen, der durch seinen Schenkel zuckte, als Kataria die zusammengeflickte, üble Wunde erwähnte, die sich unter seiner Hose verbarg. Der Schmerz wurde durch wiederholte Dosen vom Rest ihres Whiskeys betäubt. Aber jedes Mal, wenn er mit den Fingern über die Nähte fuhr oder sich seine Gefährten nach seiner Verletzung erkundigten, kehrten die Bilder wieder zurück.
    Zähne. Dunkelheit. Sechs goldene Augen, die in der Dämmerung blitzten. Gelächter, das vom Fels widerhallte, unter dem Kreischen des Gemetzels verstummte, und Eiszapfen,
die durch seinen Kopf zischten. Die Bilder verblassten allmählich, aber sie lauerten darauf, in dem Moment zurückzukehren, in dem er seine Augen schloss.
    »Alles in Ordnung«, erwiderte er mürrisch.
    Ihre Ohren zuckten erneut, als sie die Lüge hörte. Aber er achtete nicht darauf; er wusste, dass sie die Frage nur gestellt hatte, um ihn abzulenken. Er sog zischend die Luft zwischen den Zähnen ein und spannte sich an wie vor einer Schlacht. Sie hörte es und zog die Augen zusammen.
    »Du solltest ein bisschen ausruhen«, schlug sie vor.
    »Ich will nicht ...«
    »Und zwar schweigend«, unterbrach sie ihn. »Sprechen ist nicht förderlich für den Heilungsprozess.«
    »Was versteht eine Shict schon von Heilung, abgesehen vielleicht davon, Gräser zu kauen und Löcher in Schädel zu bohren?« Seine Worte sprudelten gereizt aus seinem Mund. »Wenn du so verdammt schlau bist ...«
    Sie zog wütend die Oberlippe zurück, und der plötzliche Anblick ihrer beunruhigend langen Eckzähne ließ ihn verstummen. Er zuckte zusammen, als er diese Zähne sah, die ebenso ein Zeugnis ihrer wilden Herkunft waren wie die Federn in ihrem Haar und ihre wenn auch spärliche Kleidung aus Hirschleder.
    »Was ich meine, ist, dass du vielleicht etwas anderes tun könntest, als deine kostbaren kleinen Pfeile zu zählen«, meinte er dann. Er versuchte, reumütig zu klingen, wohl vergeblich, wie er aus ihrer finsteren Miene schloss. »Du könntest damit stattdessen einen Fisch fangen oder so etwas.«
    Eine Bewegung weiter draußen auf dem Meer fiel ihm ins Auge, und er deutete darauf. »Oder eine von denen da.«
    Sie waren dem Kahn den ganzen letzten Tag gefolgt: vielbeinige Kreaturen, die anmutig über das Wasser glitten. Schleppspinnen nannte man sie, wie er gehört hatte. Grund dafür waren die Netze aus hauchfeiner Seide, die sie an ihren runden Unterleibern hinter sich herzogen. Diese Netze waren
zweifellos vollgestopft mit Shrimps und allen möglichen hilflosen Fischen, die unter Wasser den Weg der an die Oberfläche gebundenen Spinnen kreuzten. Schon bei der Aussicht auf eine solche Beute lief ihnen beim Anblick dieser Kreaturen mit den grauen Panzern das Wasser im Mund zusammen.
    Die jedoch träge außerhalb ihrer Reichweite dahinglitten, während sie gelegentlich zu dem Kahn hinüberblickten. Ihre Augen schimmerten in einer spöttischer Selbstgefälligkeit, die Insekten nicht anstand.
    »Keine Chance«, erwiderte Kataria leise. Sie hatte den perversen Stolz in den Augen dieser Spinnen bemerkt, und die Idee, sie mit einem Pfeil zu erlegen, längst begraben.
    »Na gut, dann bete um irgendetwas anderes«, knurrte er. »Bete zu der wilden kleinen Göttin, die deiner Rasse Essen schickt.«
    Sie sah ihn

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