Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)
sich entsetzt und verwirrt auf Gariath, der vor dem winzigen Mast des Bootes stand und seine gewaltigen Muskeln anspannte. Mit einem Grunzen und einem kräftigen Tritt brach er schließlich den langen Mast aus seiner Verankerung und drehte das zerborstene Ende nach oben. Dann balancierte er den Mast auf der Schulter und ging gelassen wieder zur Seite der Gig.
»Was machst du da?«, erkundigte sich Lenk, der seine eigene Stimme kaum erkannte. »Du kannst nicht gegen sie kämpfen!«
»Ich habe nicht vor, gegen sie zu kämpfen«, erwiderte der Drachenmann schlicht. Er richtete den Blick seiner schwarzen Augen auf Lenk, und er sah ihn für einen Augenblick mit grimmiger Miene an. Dann lächelte er.
»Ein Mensch mit einem Namen wird immer seinen Weg zurück nach Hause finden, Lenk.«
»Ich habe dir gesagt, wir hätten sie zurücklassen sollen «, mischte sich die Stimme ein.
Der Drachenmann ließ seinen Blick beiläufig über die anderen Gefährten gleiten, ohne seine Absicht zu verraten, bevor er die Kiefer zusammenbiss und seine schuppige Braue runzelte. Keine Entschuldigung, keine Erklärung, nur ein kurzer Blick.
Gariath schleuderte den Mast.
Sie kamen zu spät, um seinen muskulösen Arm noch zurückzuhalten. Ihre Proteste waren zu schwach, um den Flug des zersplitterten Masts aufzuhalten. Er zischte durch die
Luft, und das zerfetzte Segel flatterte wie ein Banner, als er auf die Akaneed zuflog, die neugierig den Kopf auf die Seite legte.
Dann kreischte sie auf.
Ihr massiver Schädel flog zurück, und der Mast ragte aus ihrem Kopf hervor. Der Schmerzensschrei der Kreatur dauerte eine qualvolle, von Gebrüll erschütterte Ewigkeit. Als die Schlange ihren Schädel wieder senkte, sah sie die Gefährten aus einem rot gefleckten Auge an und öffnete ihr Maul. Sie stieß ein Grollen aus, das einen Schwall feuchten Dunstes aus ihrem klaffenden Schlund sprühte.
»Verdammt!«, zischte Lenk. »Verdammt, verdammt, verdammt!« Er sah sich verstohlen um. Sein Schwert kam ihm plötzlich so klein, so nutzlos vor. Dreadaeleon sah aus wie ein kleiner Junge, der mit staunenden Augen ängstlich nach oben starrte, aber sie hatten keine Alternative. »Dread!«
Der Jüngling sah ihn an ohne zu blinzeln und mit offenem Mund.
»Komm her!«, brüllte Lenk und winkte ihn hastig zu sich. »Bring sie um!«
»Was? Wie denn?«
»TU es einfach!«
Ob es der Tonfall des jungen Mannes war oder das Brüllen der gewaltigen Seeschlange, was Draedaeleon aufspringen ließ, konnte er nicht sagen. Jedenfalls taumelte er zum Bug des Kahns, während Gariath ihn mit verblüffter Miene betrachtete. Die Hand des Jünglings zitterte, als er sie wie eine Waffe vor sich hob; seine Lippen bebten, als er die Worte rezitierte, welche die blaue Elektrizität auf seine Fingerspitzen zauberte.
Lenk beobachtete ihn mit panischer Angst, und dann zuckte sein Blick zwischen dem Magus und der Bestie hin und her. Jedes Mal, wenn er Draedaeleon wieder ansah, schien irgendetwas anderes an dem Magus nicht zu stimmen. Die rote Energie in seinen Augen flackerte wie eine Kerzenflamme im Sturm; er stammelte, und die Elektrizität
auf seiner Haut knisterte und sprühte unregelmäßige Funken.
Es war nicht nur Furcht, die der Jüngling spürte.
»Er ist schwach «, zischte die Stimme in Lenks Kopf. »Es war dumm von dir, so lange mit ihnen zusammenzubleiben .«
»Halt den Mund«, erwiderte Lenk leise.
»Denkst du, dass dieses Wesen uns umbringen wird? Keine Sorge. Sie werden sterben. Du nicht .«
»Halt’s Maul!«
»Das werde ich nicht zulassen.«
»Halt’s ...!«
Jemand schrie, etwas krachte. Dreadaeleon taumelte zurück, als wäre er geschlagen worden. Seine Hand verkrampfte sich zu einer Klaue, und sein Gesicht verzerrte sich zu einer Maske aus Schmerz und Scham. Der Grund dafür wurde erst ersichtlich, als sie auf seine zitternden Knie blickten und den dunklen Fleck auf seiner Hose sahen.
»Dread«, keuchte Asper.
»Jetzt?« Denaos verzog das Gesicht. »Ausgerechnet jetzt?«
»Es ... ist zu viel.« Die Elektrizität auf Draedaeleons Fingern erlosch zischend, als er seinen Kopf umklammerte. »Die Anstrengung ... ist einfach ... der Preis ist zu ...«
Der Rest der Kreatur zuckte wie eine Peitsche aus dem Meer. Ihr langer, schlangenartiger Schwanz fegte hoch über die Köpfe der Gefährten hinweg und traf Draedaeleon an der Brust. Sein Schrei klang wie ein Wispern im Wind, und sein Mantel flatterte, als er durch die Luft flog und mit einem schwachen
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