Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Klatschen ins Wasser fiel.
    Die Gefährten sahen zu, wie das Wasser sich über ihm kräuselte und dann wieder zusammenfloss, als wollte es hastig die Tatsache verbergen, dass der Jüngling jemals existiert hatte. Währenddessen prasselte der Regen weiterhin gleichgültig auf das Meer. Sie blinzelten und starrten die Stelle an, bis sich schließlich nichts mehr regte.
    »Also dann.« Denaos hüstelte. »Was jetzt?«
    »Keine Ahnung«, erwiderte Lenk. »Ich nehme an, wir sterben auf grausamste Weise.«
    Als wäre es eine Bitte, die es zu erfüllen galt, gehorchte die Akaneed. Gischt strömte aus ihrem Maul, als sie sich über das Boot warf. Ihr Schädel landete mit einem gewaltigen Klatschen auf der anderen Seite im Wasser. Alle Gefährten bis auf Gariath ließen sich auf die Planken fallen und sahen zu, wie der lange, muskulöse Körper der Kreatur den Himmel über ihnen verdeckte, genauso riesig und ewig. Es schien ein ganzes Zeitalter zu dauern, bis der gesamte Körper schließlich unter der Wasseroberfläche verschwand und nur noch ein schwarzer Fleck unter den Wellen übrig blieb.
    »Sie hätte uns in Ruhe gelassen«, keuchte Kataria, die erst auf die Stelle starrte, an welcher die Akaneed verschwunden war, und dann Gariath ansah. »Sie wollte wieder fortschwimmen! Warum hast du das getan?«
    »Ist das nicht offensichtlich?«, knurrte Denaos und zückte seinen Dolch. »Er wollte genau das. Er wollte uns umbringen. Es ist nur gerecht, wenn wir diese Geste erwidern, bevor dieses Ding uns frisst.«
    »Gariath... warum?« Mehr brachte Asper nicht heraus, während sich ein Ausdruck reinsten Entsetzens auf ihrem Gesicht abzeichnete.
    Der Drachenmann lächelte. »Es ist ja nicht so, als wärt ihr die letzten Menschen.«
    Lenk sagte nichts, denn seine Aufmerksamkeit war immer noch auf den dunklen Umriss der Akaneed gerichtet, die unter der Wasseroberfläche schwamm. Das Schwert in der Hand beobachtete er die Seeschlange, sah, wie sie in einem großen Halbkreis davonschwamm und sich dann umdrehte. Sie betrachtete die Gig mit ihren gelben Augen.
    »Sie wird uns rammen!« Sein Schrei übertönte den grollenden Donner, als der Regen noch zunahm.
    »Der Kopf!«, kreischte Kataria. »Benutz den Kopf!«
    Lenk verschwendete keine Zeit. Er stürzte sich auf das Deck und griff in das Fach mit ihrer Ausrüstung. Er tastete
darin herum, bis seine Finger die dicken Locken fühlten, und zog einen Jutesack heraus. Er hielt ihn wie ein Leuchtfeuer mit ausgestrecktem Arm vor sich, als er den Kopf aus dem Sack zog.
    Der Kopf Machtworts baumelte im Wind; die Augen waren geschlossen, die Lippen fest zusammengepresst. Er schien jedoch die heranrauschende Akaneed nicht zu beachten, sich nicht darum zu kümmern, dass auch er, wie alle anderen an Bord, verloren sein würde. Wahrscheinlich, dachte Lenk trotz der angespannten Situation, gefällt es ihm sogar.
    Aber es gab keine Zeit, sich viele Gedanken zu machen, kaum genug Zeit für ein einziges Wort.
    »Schrei«, flüsterte er.
    Seinem Befehl wurde Folge geleistet.
    Die Kiefer des Hauptes öffneten sich, dehnten sich unfassbar weit, während die Augenlider sich flatternd hoben und einen goldenen Blick enthüllten, der vor Boshaftigkeit nur so glühte. Einen Moment hörte man nur ein leises Pfeifen in der Luft, doch unmittelbar darauf folgte die Explosion.
    Das Haupt schrie, kreischte, sodass die Luft vor der Wut in seiner Stimme zurückzuweichen schien. Die Wellen wurden geteilt, während die Himmel zu zerreißen schienen, das Firmament sich aufzulösen drohte. Die volle Wucht dieses Schreis traf die Akaneed, und unter dem Wasser flackerte der gelbe Blick plötzlich. Der dunkle Umriss der muskulösen Kreatur wurde schwächer, und ihr gequältes Grollen klang wie ein Echo, als es von den Luftblasen an die Oberfläche getragen wurde, während sich die Kreatur tief ins Meer zurückzog.
    »Ich habe es geschafft«, flüsterte Lenk aufgeregt. »Ich habe es geschafft!« Er lachte hysterisch und hob das Haupt hoch über seinen Kopf. »Ich habe gewonnen!«
    In dem Moment zerriss die Wasseroberfläche; ein sehniger Schweif peitschte heran und schlug beinahe spielerisch gegen den Rumpf des Bootes. Lenk ruderte heftig mit den Armen, während er um sein Gleichgewicht kämpfte, und als er hochsah, war das Haupt Machtworts verschwunden.
    »Oh...«
    Dann tauchten die Augen wieder auf, weit entfernt auf der anderen Seite des Bootes, glühend vor Hass. Das Meer um die Kreatur herum schien zu kochen, als sie