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Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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knisterte, als sie Dinge sah, die im Wasser trieben. Sie sah Holz, ein Wrack, dachte Draedaeleon, obwohl die Möwe es nicht begreifen konnte. Sie sah keine Nahrung, war dennoch fasziniert und sank tiefer zur Meeresoberfläche hinunter.
    Fibel.
    Er zuckte zusammen; das war eigentlich nicht möglich. Vögel hatten keine Ahnung, was eine Fibel war. Sie konnten sie nicht erkennen.
    Aber irgendwie gelang es der Möwe; Draedaeleon fühlte es. Sie starrte in die Tiefe hinab und sah die Fibel ganz klar, wie einen dunklen Farbfleck im unberührten Blau. Sie starrte ins Meer, vorbei an dem Wrack, an den Trümmern. Sie starrte ins Wasser und auf einen perfekten dunklen Fleck, der ganz klar zu sehen war, trotz der Tiefe, in der er trieb.
    Fibel.
    Die Möwe starrte darauf.
    Fibel.
    Die Fibel starrte zurück.
    Und plötzlich konnte Draedaeleon es hören, es spüren. Die Stimmen in seinem Kopf, ein Flüstern, das auf einem Hauch abgestandener Luft und flüsternden Trümmern dahinschwebte
statt auf elektrischen Stromstößen. Ein Arm, der sich ausstreckte, den Strom fand, der die Möwe und den Magus verband, und zudrückte.
    Wo ist es?, wisperten die Stimmen. Wo ist es? Es war Ewigkeiten zuvor hier. Es sprach. Es las. Es wusste. Sag uns, wo es ist. Sag uns, wohin es gegangen ist. Sag uns, wie es dorthin gekommen ist. Sag es uns. Sag uns alles. Sag uns, wer du bist. Sag uns, woraus du bestehst. Erzähl uns von deinem zarten Fleisch und deinem kleinen Verstand. Erzähl uns von spröden Knochen und salzigen Tränen. Erzähl es uns. Sag uns alles. Sag uns, wie du funktionierst. Sag es uns. Sag es uns. Wir werden es erfahren. Sag es uns.
    Er zitterte und biss die Zähne so fest zusammen, dass sie knirschten. Er atmete unregelmäßig, stoßweise. Sein Kopf schien zu brennen, flüsternde Klauen griffen nach ihm, zerfetzten sein Hirn und schmeckten sein Fleisch, tasteten nach Wissen. Er hörte die Fibel. Er konnte hören, wie sie zu ihm sprach.
    SAG ES UNS.
    Dann hörte er sich schreien.
    »Dread?«
    Er konnte sich nicht daran erinnern, dass er auf den Rücken gefallen war, und hatte ganz bestimmt nicht gemerkt, dass Grünhaar verschwunden war. Außerdem war er sich vollkommen sicher, dass er gesehen hätte, wie Asper zu ihm kam. Und doch, er lag auf dem Rücken, die Sirene war verschwunden, und die Priesterin kniete neben ihm, hielt ihn fest und sah ihn besorgt an. Seine Stimme war nur ein unzusammenhängendes Krächzen, ihn schwindelte, als seine eigenen Gedanken und die der Möwe in seinem Schädel funkten.
    »Geht es dir gut?«
    »Nein«, sagte er und schüttelte den Kopf, um die letzten Funken loszuwerden. »Ich meine, ja. Ja, mir geht es sehr gut.«
    »Aber ...«, sie schüttelte sich, »du siehst nicht so aus.«
    Immer mit der Ruhe, Alter. Mach jetzt nur nicht auf hilflos. Sie darf nicht erfahren, was nicht stimmt. Er unterdrückte ein Knurren. Was meinst du damit, was stimmt nicht? Alles in Ordnung! Du hast nur Kopfschmerzen. Mach dir keine Sorgen darüber. Nicht dass sie sich darüber Gedanken macht. Und vor allem achte nicht auf das Bedürfnis, dir in die Hose zu machen.
    Letzteres erwies sich als etwas schwieriger. Seine Gedärme reagierten auf ihre Berührung, versteiften sich vor Schmerz und drohten zu platzen wie übervolle Trinkschläuche. Trotzdem unterdrückte er den Schmerz, das Wasser und die Schreie, als sie ihm auf die Füße half. Er widersetzte sich dem Bedürfnis, sich aus allen Öffnungen gleichzeitig zu ergießen.
    »Was ist passiert?«, erkundigte sie sich.
    »Anstrengung«, antwortete er und schüttelte den Kopf. »Magische Anstrengung.«
    »Vogel-Hokuspokus, hat Denaos gesagt.«
    »Vogel-Hokuspokus!« Draedaeleon spie das Wort förmlich hervor. »Natürlich. Nichts ist so erstaunlich, wie die Kontrolle über die Gehirnfunktionen eines anderen Lebewesens zu erlangen. Das ist Vogel -Hokuspokus. Was weiß er schon?« Unwillkürlich starrte er sie finster an und stieß die Worte zischend zwischen den Zähnen hervor. »Was weißt du schon?«
    »Draed ...« Sie zuckte zurück, als hätte er sie geschlagen.
    »Entschuldigung«, murmelte er. »Entschuldigung, Entschuldigung. Es ist nur ... ein Kopfschmerz.«
    Im Unterleib, setzte er stumm hinzu. Die Art von Schmerz, die dazu führt, dass man an beiden Enden explodiert, und die einen vermutlich umbringt, wenn sie das bedeutet, was ich glaube. Er schüttelte den Kopf. Nein, nein. Beruhige dich. Beruhige dich.
    »Selbstverständlich.« Asper seufzte. »Denaos sagte, du

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