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Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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musste Spuren folgen, Spuren, die durch die Furt, über die Insel und auf die gegenüberliegende Seite führen mussten.
    Sie rollte ihre Hose bis zu den Knien hoch und watete vorsichtig in das Wasser. Die Strömung war zwar stark, aber der Fluss war hier nicht so tief, dass es sie hätte hinunterziehen können. Trotzdem ging sie langsam und vorsichtig hinüber, sodass sie gnadenlos viel Zeit hatte, sich ihre Gedanken zu machen.
    Wenn hier aber Dämonen sind ... dachte sie. Ich meine, ich weiß, dass der da tot ist und so weiter, aber wenn sie hier sind ... du tust ihnen eigentlich sogar einen Gefallen, stimmt’s? Du tötest sie, bevor ihnen ein Abysmyth den Kopf abbeißen kann. Selbstverständlich würdest auch du wenige Augenblicke später gefressen werden, richtig? Aber das ist nicht schlimm, solange sie vorher sterben. Das entspricht mal wieder deinem selbstlosen Charakter, hab ich recht?
    Sie lachte verbittert.
    Na klar. Ganz bestimmt werden sie es genauso sehen wie ich.
    Ihr Fuß verfing sich an etwas unter der Wasseroberfläche. Eine Wurzel ragte aus dem schlammigen Boden empor und hielt ihn fest. Sie fluchte, griff hinunter, um sich zu befreien, aber ihre Finger ertasteten keine raue, zäh im Boden verankerte Wurzel. Stattdessen wurde ihr Knöchel von etwas Glattem festgehalten, das sich leicht aus dem Wasser löste. Sie hielt es in ihrer Hand, der Schlamm des Flussbettes tropfte davon herunter und landete wie dicke Fettflecken in der Strömung.
    Sie hätte diese Metapher vielleicht für passend gehalten, wenn sie nicht ausgerechnet auf den fleischlosen Unterarmknochen eines Skeletts in ihrer Hand gestarrt hätte.
    Bevor sie überlegen konnte, dass es besser wäre, es nicht zu tun, sah sie nach unten.
    Ein kleiner, runder menschlicher Schädel erwiderte ihren Blick; er grinste und schien sie höflich darum zu ersuchen, ihm seinen Arm wiederzugeben.
    Sie schnaubte und gehorchte, ließ die Extremität fallen und watete hastig aus dem Wasser. Im selben Moment wurde ihr klar, was dieser seltsame Gestank bedeutete, und es schnürte ihr fast die Kehle zu.
    Das Wasser stank nach Leichen.
    »Immer noch am Leben.«
    Bei dem Klang einer Stimme außer ihrer eigenen in ihrem Kopf wirbelte sie hastig herum, angespannt und bereit, zu kämpfen oder zu flüchten. Bei dem Anblick von roter Haut, die sich straff über Muskelberge spannte, atmete sie zwar im ersten Moment erleichtert aus, schloss jedoch keine der beiden Möglichkeiten sofort aus.
    Gariath seinerseits schien nicht sonderlich daran interessiert zu sein, was sie tun würde. Er hockte auf einem zertrümmerten Pfeiler im Schatten eines Baumes und schien sich weit mehr für den Kadaver zu interessieren, der sich unter seinen Füßen wand. Sie erkannte eine der regenbogenfarbenen Kakerlaken, deren Innereien in der Sonne schimmerten und unsichtbare stinkende Dünste absonderten.
    Merkwürdig, dachte sie, dass eine tote Kakerlake eher wiederzuerkennen ist als die Kreatur, die du einst einen Gefährten genannt hast.
    Gewiss , sie sah natürlich aus wie Gariath: Muskeln, Hörner, Zähne und Klauen. Sein Schweif hing über dem Pfeiler herunter und schaukelte gemächlich hin und her. Er hatte die Schwingen auf seinem Rücken gefaltet wie früher auch. Seine Hände waren genauso kräftig wie immer, als sie der Kakerlake ein gefiedertes Bein ausrissen und es zwischen Zähne
schoben, zwischen denen Kakerlakeneingeweide schimmerten. Die Gelassenheit, mit der er einen Kadaver unter seinen Füßen und einen anderen in seinem Mund hatte, war ebenfalls nichts Neues.
    Und doch stimmt irgendetwas nicht an ihm, dachte sie, als sie ihn mit gespitzten Ohren betrachtete. Seine Haut schien sich ein bisschen zu straff um seinen Körper zu spannen. Seine Kiefer öffneten und schlossen sich mit rein mechanischer Präzision statt mit morbider Begeisterung. Kataria verzog das Gesicht vor Ekel, als eine weitere Woge von Kakerlakengestank in ihre Nase drang, aber Gariath zeigte keine hämische Freude über das Unbehagen, das er ihr bereitete.
    Das alles war schon seltsam genug, ganz zu schweigen von seinem Blick. Zwar leuchteten seine Augen intensiv wie immer, aber es war kein Feuer in ihnen, nichts, das loderte oder brannte. Sie wirkten hart und starr. Ein steinerner Blick, der bedrückend auf sie wirkte.
    »Du auch«, antwortete sie und beobachtete kühl, wie er eine weitere Handvoll Innereien zwischen seine Kiefer schaufelte.
    »Du klingst enttäuscht«, nuschelte er mit vollem Mund.
    Das

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