Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)
anderen die Augen. »Vergiss es. Vergiss alles, was ich gesagt habe. Hör zu …« Als er sie wieder ansah, bemerkte sie eine Müdigkeit an ihm, die er bislang vor ihr verborgen hatte, eine Trübung seiner Augen, die immer schlimmer wurde. »Du willst den Gonwa helfen.«
»Das solltest du auch tun.«
»Ich will … ich will alles über das hier herausfinden und so viele Niederlinge wie möglich daran hindern, da herauszukommen und uns alle zu töten. Also, ja, wir haben ähnliche Ziele.« Er deutete in die Höhle. »Wir können sie nicht alle befreien. Nicht ohne die Steine. Die Niederlinge sind unterwegs nach Jaga, um mehr Energie zu sammeln oder etwas zu töten oder was auch immer. Wir können uns ja wohl darauf einigen, dass es gut ist, wenn wir sie daran hindern … wenn wir verhindern, dass sie so etwas wie das hier noch einmal machen?«
»Richtig.«
»Dann ist das Beste, was wir tun können, dorthin zu segeln. Wir müssen Sheraptus finden und ihn aufhalten.«
»Ihn«, flüsterte sie.
»Sie alle«, sagte Dreadaeleon und wandte sich zum Gehen.
Sie gingen schweigend hinaus, und plötzlich war sich Asper des Jünglings deutlicher bewusst. Oder besser, sie nahm stärker wahr, was er einst gewesen war. Er schien kleiner geworden zu sein, als hätte ihn der letzte Ausbruch mehr als nur Atemluft gekostet. Er ging langsamer, und immer wieder blieb er stehen, um Atem zu holen.
Aber jedes Mal, wenn sie sich umsah, immer, wenn sie den Mund öffnete, um etwas zu sagen, sah er sie an. Die Müdigkeit war durch etwas anderes ersetzt worden, eine Art stummer Verachtung. Sie sagte nichts.
Aber sie konnte nicht aufhören, darüber nachzudenken. Deshalb bemerkte sie die Leiche der Niederling nicht, bis sie darüberstolperte.
Kann mich nicht erinnern, dass sie hier gelegen hat, dachte sie. Denaos hätte sie ruhig etwas weiter zur Seite …
Sie stolperte erneut. Eine weitere Leiche starrte sie vom Boden aus an. Ein Dolch steckte in ihrer Kehle.
Zwei Niederlinge hatten hier ganz gewiss nicht herumgelegen.
»He.«
Sie sah hoch. Denaos hatte sich auch ganz bestimmt keinen blutenden Arm gehalten, als sie ihn zurückgelassen hatten. Der Assassine schnaubte und spie roten Speichel auf den Boden.
»Wir sollten von hier verschwinden.«
18
FÜR BLUT, ALLES
Ich hätte ihn schlagen sollen.
Gariath blickte auf seine Klauen und ballte seine Hände zu Fäusten. Es waren große Hände. Starke Hände. Wahrscheinlich hätten sie eine ziemlich große Beule hinterlassen, wenn er ernst gemacht hätte.
Ja, dachte er. Wahrscheinlich hätte ich ihm, wie viele?, acht Zähne ausgeschlagen? Vielleicht sogar zwölf. Wie viele Zähne haben Menschen? Ich hätte ihm zumindest die Hälfte ausgeschlagen. Er schnaubte und öffnete die Fäuste wieder. Ich hätte ihn schlagen sollen, ganz klar.
Er hätte es natürlich verdient gehabt, nicht nur, weil er schwach und dumm war. Gariath mochte kein Shen sein, Gariath mochte vielleicht nicht einmal viel über die Shen wissen, und möglicherweise sah Gariath sich selbst nicht als schuppige Kreatur. Aber die Unterstellung, dass die Shen Bestien wären, löste bei ihm ein bestimmtes Gefühl aus.
Ein Gefühl, das ihn jedoch nicht dazu trieb, jemanden auf der Stelle zu schlagen.
Als er sich allerdings dieses Gefühl eingestand, wollte er auf der Stelle jemanden verprügeln, nur kam das Bedürfnis viel zu spät.
Am Ende jedoch hielt er es für die bessere Entscheidung, sich einfach zu entfernen und zu verschwinden, als keiner der Menschen ihn sah. Es war zwar nicht so befriedigend wie eine Prügelei, aber dafür stellte ihm niemand Fragen, keiner bedachte ihn mit merkwürdigen Blicken, und niemand wunderte sich, was ihm wohl quergekommen war.
Eine Kreatur, die etwas töten kann, das zwanzigmal so groß ist wie sie selbst, gibt nicht zu, dass etwas ihre Gefühle verletzt hat.
Jedenfalls nicht, ohne augenblicklich alles in Stücke zu reißen, was eine solche Beichte gehört hätte. Zu verschwinden und mürrisch zwischen den Korallen unterzutauchen, unbemerkt und unbelästigt, schien ihm einfacher zu sein.
Trotzdem, sagte er sich, wäre es wahrscheinlich nicht zu spät, zurückzugehen und dem Menschen ein Bein zu brechen, nur aus Prinzip. Vielleicht konnte er bei der Gelegenheit auch gleich dem spitzohrigen Menschen ein Bein brechen, als ausgleichende Gerechtigkeit sozusagen.
Er hob die Schnauze in die Luft und holte mehrmals tief Luft. Salz. Fische. Blut. Sogar ziemlich viel Blut. Aber kein Blut, das
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