Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)
durch die Korallen schnitt.
»Das hier ist viel zu offen für einen Hinterhalt. Du kannst dich nicht an mich heranschleichen. Also nimm allen Mut zusammen, den du aufbringen kannst, und …«
Er brach unvermittelt ab. Irgendwie fiel es ihm schwer weiterzureden, wenn er von hinten einen Schlag auf den Schädel bekam.
Gariath taumelte vorwärts und bemühte sich, auf den Beinen zu bleiben, während seine Augen in ihren Höhlen rollten und sein Hirn in seinem Schädel zu rattern schien. Er schlug blindlings um sich, als er versuchte, seinen Angreifer abzuwehren, wo er auch sein mochte. Ihm verschwamm immer noch alles vor Augen, als er sein Gleichgewicht wiederfand, herumwirbelte und sich seinem Feind stellte.
Sein Widersacher stand ihm gegenüber. Er war grün und etwa zwei Meter groß.
Noch ein spitzohriger Mensch, erkannte Gariath. Ein spitzohriger, grünhäutiger Mensch. Ein spitzohriger, grünhäutiger Mensch mit Händen statt Füßen und einem Hahnenkamm statt Haaren.
Es musste doch ein Wort für so eine Kreatur geben. Wie hatte der andere spitzohrige Mensch sie noch genannt? Grünshict? Sie hatte genauso gerochen.
Doch der hier war größer, muskulöser und offenkundig eher bereit, Blut zu vergießen, statt gefühlsduselig zu werden. Dieser Grünshict hatte lange Knochen; feste Muskeln traten deutlich unter der grünen Haut hervor, und die dunklen Augen drückten unverkennbar Verachtung aus, als er seinen Blick auf Gariath richtete.
Dem dieser Grünshict schon deshalb sehr gefiel.
Jedenfalls so lange, bis er auf die Hand seines Widersachers blickte und in den schlanken Fingern einen kurzen, stabilen Holzstock sah.
»Ein Stock?«, fragte er mit von Wut erstickter Stimme. »Du bist gekommen, um mich mit einem Stock zu töten?«
Der Shict schnarrte und zeigte vier scharfe Zähne. Gariath brüllte und fletschte zwei Dutzend Zähne. Die Steine erbebten unter seinen Füßen, und der Himmel erzitterte bei seinem Gebrüll, als er angriff.
» ICH WURDE HEUTE SCHON GEFRESSEN , UND DU TAUCHST HIER MIT EINEM STÖCKCHEN AUF ?«
Er schlug zu und zielte mit seinen Krallen auf grüne Haut. Er traf jedoch nichts als Luft, da der Grünshict einen langen, geschmeidigen Schritt nach hinten gemacht hatte. Dabei warf er den Stock mühelos von einer Hand in die andere, hob ihn hoch über den Kopf und ließ ihn dann auf Gariaths Schädel hinabsausen.
Er landete krachend auf dem Knochen und ließ Gehirn gegen Hirnschale prallen. Aber das hier war kein feiger Schlag von hinten. Das hier war ehrlicher Schmerz. Ehrlichen Schmerz konnte Gariath unterdrücken. Er grunzte, drehte kurz den Hals, klemmte den Stock zwischen seinen Hörnern ein und riss ihn dem Grünshict aus den Händen.
Der Stock flog in die eine Richtung, seine Faust in die andere. Sie suchte ein grünes Gesicht, fand es auch, zerschmetterte es unter roten Knöcheln und wurde von einer dunkelroten Eruption belohnt. Knochen knackten, Sehnen rissen, Blut spritzte. Ein Körper flog durch die Luft, krachte auf die Straße und rutschte über die Steine. Er hinterließ einen dunklen Streifen auf der Straße.
Das hat gutgetan, dachte Gariath, noch während das Blut auf seiner Haut zischend Blasen warf. Es schmerzte. Aber das würde er diesem Grünshict ganz sicher nicht verraten.
» ICH BIN RHEGA !«
Schreien schmerzte ebenfalls. Wahrscheinlich, weil seine Zähne immer noch in seinem Kiefer zu klappern schienen. Blut lief ihm von der Stirn in die Augen. Der Grünshict hatte ihm eine blutende Wunde zugefügt, mit einem Stock.
Beeindruckend, dachte er. Und ausgesprochen nervig. Er schnaubte. Das tat auch weh. Ebenso nervig.
Der Grünshict sprang nicht hoch, sondern schien direkt von seiner Rückenlage aus geschmeidig auf die Füße zu gleiten. Er schwankte, bis er stand, mit erhobenen Händen, gespitzten Ohren und etwas geduckt, und er wirkte, als wäre er bereits kampfbereit aus dem Mutterleib gesprungen.
Aber mit Vermutungen hielt sich Gariath nicht lange auf. Er brauchte fassbare Dinge, Steine unter seinen Füßen, Blut auf seinen Händen, Hörner in der Luft und Gebrüll, und so sank er jetzt auf alle viere und griff an.
Der Grünshict schien zu fließen. Er gab nach wie Wasser an einem Felsen, glitt über Gariath hinweg, berührte den Drachenmann kaum, als er geschickt über ihn sprang und hinter ihm landete. Gariath kam rutschend zum Stehen und wirbelte herum. Sein Gegner stand auf der Straße vor ihm.
Er stand einfach nur da.
Er versuchte nicht, seinen
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