Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)
ist etwas anderes.«
Sie drückte härter zu. Er wurde schwächer, sein Körper erschlaffte. Seine Kampfeslust verließ ihn gleichzeitig mit seinem Atem.
»Und wenn du nicht dagegen ankämpfen kannst, Lenk«, sagte sie, »dann werde ich es tun.«
Als er schlaff in ihren Armen hing, hilflos und leblos, ließ sie ihn los. Sie ließ ihn sanft in den Sand sinken. Dann drehte sie ihn behutsam herum und blickte ihm ins Gesicht. Es war sein Gesicht. Es mochte schlaff sein, aber es war sein Gesicht, mit geöffnetem Mund, mit fest geschlossenen Augen.
Es war er.
Niemand sonst.
Sie spitzte die Ohren, als sie hörte, wie sich nackte Füße näherten. Naxiaw tauchte aus den Schatten auf. Er sah sie ruhig und entspannt an. Er betrachtete sie, suchte nach etwas in ihr. Sie erwiderte seinen Blick und bot ihm nichts. Was auch immer er trotzdem gefunden haben mochte, kommentierte er mit einem Nicken.
»Das muss schwierig gewesen sein, Schwester«, sagte er.
Sie blickte auf Lenk hinab. »Er ist nicht tot. Noch nicht.«
»Ich habe es gesehen. Du hast an ihm den Löwentöter angewendet.«
»Es sollte schmerzlos sein«, erwiderte sie, ging zu ihrem Bogen und hob ihn auf.
»Vielleicht wird Gnade in deinem Stamm mehr respektiert. Die s’na shict s’ha kennen diese Schwäche nicht . Wir haben sie in unseren Heimstätten gelassen, als wir aufbrachen, um das Land von dieser Seuche zu heilen.«
Kataria brummte.
Er blickte auf den bewusstlosen Lenk und studierte ihn. »Wie er kämpfte, seine Augen … Vermutlich ist es das Wesen dieser Seuche zu mutieren. Wenn man ein Gegengift findet, wird die Seuche widerstandsfähiger, bösartiger. Dieser da … jemanden wie ihn habe ich noch nie gesehen.«
»Er war ein sehr seltener Fall.«
»War.« Naxiaw nahm sein Fürsprech in die Hand. Er hob den Stock hoch über den Kopf. »Wende dich ab, Schwester. Ich will nicht, dass du noch mehr Schmerz erleidest.«
»Ich auch nicht.«
Es pfiff in der Luft. Der Sand knirschte leise, als ihm der Stock aus der Hand fiel. Er brauchte einen Moment, um zu begreifen, was passiert war. Aber er verstand es immer noch nicht, obwohl er den Schaft des Pfeiles in seinem Bein vibrieren sah. Nicht einmal, als er aufblickte und sah, wie sie einen weiteren Pfeil auf die Sehne legte, auf ihn zielte und ihn abschoss.
Er traf ihn in der Schulter. Er blutete. Jetzt wusste er es.
Und er schrie.
» INFIZIERT !«, brüllte er und riss an dem Pfeil in seiner Schulter. »Du bist bereits weit schlimmer infiziert, als ich geglaubt habe, Schwester. Lege den Bogen nieder, bevor deine Heilung noch schwieriger …«
»Es gibt keine Heilung, Naxiaw. Nicht für das, was mir passiert ist.« Sie sprach zitternd, während sie einen weiteren Pfeil einnockte. »Und es gibt auch keinen Schmerz mehr, für niemanden.«
»Also hast du vor, mich zu töten«, schnarrte Naxiaw und deutete auf Lenk. »Für das da? Für das Ding, das Inqalle ermordet hat? Deine Schwester?«
»Es war nicht meine Schwester«, erwiderte Kataria und spannte den Bogen. »Es tut mir leid, dass sie für mich gestorben ist. Und es tut mir leid, dass du für mich blutest.« Sie zielte. »Es tut mir leid, Naxiaw. Du musst mir das nicht glauben, aber es tut mir wirklich leid.«
»Denk an das, was du da tust, Schwester. Denk an das, was deine Stammesleute sagen würden.«
»Sie werden das sagen, was sie schon immer gesagt haben. Und was ich noch nie verstanden habe.«
»Sie werden dich hassen. Sie werden dich jagen.«
»Ich weiß.«
»Sie werden dich töten.«
»Das auch.«
»Dann hör endlich auf, in Anbetracht dessen so verdammt ruhig zu bleiben.«
»Ich kann nicht wütend werden. Nicht deswegen. Das macht mich ebenso wenig wütend wie der Sand und der Himmel und die Toten. Das, was hier passiert, kann ich nicht verhindern. Es ist einfach so.«
Er schnarrte. »Dann tu es. Töte mich, so wie er Inqalle ermordet hat und so wie du die Erinnerung an Inqalle tötest.«
»Das möchte ich nicht. Und ich werde es auch nicht. Weil du verschwinden wirst.«
»Verschwinden?« Er wich zurück und kauerte sich auf den Boden wie ein verletztes Tier. »Ich soll gehen und dies ungesühnt lassen? Ich soll die Leiche meiner Schwester hierlassen?«
»Nein. Du kannst die Leiche mitnehmen. Du kannst auch zurückkommen und mich irgendwann töten. Du kannst jeden Menschen auf dieser Welt töten und so viele Tulwar, Couthi und Angehörige anderer Völker, wie du brauchst, um glücklich zu sein.«
Sie stellte sich breitbeinig
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