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Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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groß wie Bäume. Dann fiel ihm etwas ins Auge, ein Aufblitzen von blassem Elfenbein zwischen den schleimigen Windungen. Dumm, wie er nun einmal war, beugte er sich vor, kniff die Augen zusammen, versuchte genauer zu erkennen, was er auf den ersten Blick für einen winzigen Flecken von etwas Fahlem, Weißem, Weichem gehalten hatte …
    Haut?
    Er hob seine Hand vollkommen instinktiv, ohne eigentlich beabsichtigt zu haben, es tatsächlich zu berühren. Aber als seine Finger etwas näher kamen, bewegten sich die Tentakel und teilten sich. Mit einem feuchten, saugenden Geräusch zuckte etwas daraus hervor und packte sein Handgelenk.
    Die Berührung war so sanft, dass ihm nicht einmal der Gedanke kam, seine Hand zurückzuziehen. Blasse Finger tasteten blindlings über sein Handgelenk und suchten seine Finger. Ein Arm, makellos weiß und schlank, tauchte aus den Tentakeln auf und griff mit zärtlicher Verzweiflung nach ihm.
    Er suchte ihn, suchte seine Haut, nahm jeden seiner Finger zwischen zwei seiner schlanken Finger, tastete jedes Fingergelenk ab, glitt mit weißen Fingerspitzen darüber. Es schien, als hätte er eine solche Berührung noch nie gefühlt, die Berührung eines Menschen.
    »Sie sucht«, sagte das Mädchen hinter ihm. »Ihre Kinder rufen sie. Sie kratzt an den Wänden dieses dunklen Ortes, in den wir sie gesperrt haben, und versucht zu entkommen. Aber sie kann nicht entkommen, noch nicht. Denn sie kann nicht sehen. Sie kann kaum etwas hören. Also tastet sie, sucht nach etwas, das sie berühren kann.«
    Er erkannte sie. Nicht aufgrund der Berührung, sondern wegen der Wärme ihrer Fingerspitzen. Es war dieselbe Wärme, die er auf seiner Stirn, in seinem Verstand und in seinem Körper spürte. Die Wärme, die ihn eingehüllt hatte, die ihm gesagt hatte, dass er Glück verdient hatte, die Wärme, die ihm das Leben geschenkt hatte.
    Er erkannte ihre Berührung.
    Er erkannte Ulbecetonth.
    Und sie erkannte ihn. Wie sie das bewerkstelligte, wusste er nicht, aber ihr Griff verstärkte sich. Ihre Fingernägel gruben sich in die Haut seines Handgelenks, packten ihn, als wollte sie ihn in die feuchte Hölle ziehen, aus der sie nach ihm griff.
    Als der Schatten über ihn fiel, wurde ihm klar, dass sie ihn gar nicht hereinziehen wollte, sondern ihn einfach nur festhielt. Damit der gigantische Tentakel, der über seinem Kopf schwankte, ihn zerschmettern konnte.
    Er sprang zurück und hinterließ Haut und Blut unter ihren Fingernägeln. Der Tentakel donnerte herab und ließ die Mauern erbeben. Die anderen Tentakel wanden sich aufgeregt. Sie griffen nach ihm, schlangen sich um seine Knöchel, versuchten ihn zurückzuziehen. Er schlug wild nach ihnen, packte ein Stück scharfer Koralle und rammte es in das weiche Fleisch der Tentakel. Aber sie zitterten nicht einmal. Nur unter größten Schmerzen gelang es ihm, sein Bein zu befreien und von den Tentakeln wegzukriechen.
    Dann stand er auf und ging zu dem Mädchen zurück. Er rieb sich das Handgelenk. Ulbecetonths schlanker Arm glitt wieder in die Masse aus schleimigem Fleisch zurück und verschwand.
    »Und warum … ist sie hier?«
    »Das ist die richtige Frage«, antwortete das Mädchen. »Dies hier ist keine Insel. Es ist ein Gefängnis.«
    Lenks Augen weiteten sich, als er begriff. Jaga hielt Ulbecetonth gefangen. Und irgendwo auf der Insel verwahrten die Shen den Schlüssel zu ihrer Zelle. Aber wozu? Um sie freizulassen? Wussten die Echsenmänner überhaupt, was sie da besaßen?
    »Sie … kommt näher.« Er drehte sich zu dem Mädchen herum. »Und du hast mich hierhergerufen, um mich zu warnen.«
    Das Mädchen grinste.
    »Um dich zu warnen, um mit dir zu reden, um dich zu bitten«, sagte es.
    »Um was zu bitten?«
    »Dass du nicht stirbst.«
    »Das liegt wohl schwerlich noch in meinen Händen.«
    »Oh doch, das tut es. Ulbecetonth kommt. Die Mauern zwischen ihrer Welt und unserer Welt sind geschwächt, weil sie sie so dünn gekratzt hat. Sie kommt. Und sie weiß, dass du hier bist. Sie hasst dich. Sie wird dich töten. Doch du kannst überleben.« Die Stimme des Mädchens wurde leise, als würde sie sich vor sich selbst fürchten. »Wenn du ihn wieder in deinen Verstand lässt.«
    »Nein.«
    »Er kann dich retten.«
    »Er ist kein Er . Er ist ein Es . Ein Es , das versucht hat, mich dazu zu bringen, meine Freunde zu töten, das meinen Kopf mit … mit grauenvollen Gedanken gefüllt hat.«
    »Um dich zu beschützen. Er will nur, dass du lebst. Dein Körper ist zu

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