Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)
der Hölle‹, würdest du das als kryptisch betrachten?«
»Das würde ich.«
»Uralt.«
»Aha.«
»Ich bin unter ihrem wachsamen Blick aufgewachsen. Ich habe unter ihrem Blick gearbeitet. Ich habe gesehen, wie mein Vater und meine Mutter unter ihrem Blick starben. Und das alles für sie und ihre Kinder.« Er stieß einen staubigen Seufzer aus. »Damals waren sie noch nicht so erbärmlich. Sie hatten Flossen, wallendes grünes Haar und blasse Haut. Und damals nannte man sie auch noch nicht ›Dämonen‹.«
»Wie hast du sie denn genannt?«
»›Meister‹. Mit unserer Hilfe bauten sie sich einen Platz für sich selbst. Ulbecetonth tat alles für sie, brachte ihnen das Fleisch, nach dem ihnen gerade gelüstete, sorgte für jede Art von Unterhaltung, nach der es ihnen verlangte, kümmerte sich um jedes Weinen und Wehklagen. Ihre Kinder gediehen, und all jenen, die an ihren Brüsten saugten, mangelte es an nichts.
Und dafür, für diese Liebe zu ihren Kindern, die alles andere in den Schatten stellte, wurde sie bestraft. Die Götter beschuldigten sie, sich selbst und ihre Kinder mehr zu lieben als ihre Pflicht. Sie war zu den Sterblichen geschickt worden, um ihnen zu dienen, vernachlässigte oder versklavte sie jedoch stattdessen. Dafür wurde sie von den Göttern verflucht.«
Er betastete den Anhänger mit dem Handschuh und den Pfeilen an seinem Hals.
»Du bist nicht zusammengezuckt, als ich dir dies hier gezeigt habe«, erklärte Mahalar. »Also kennst du es.«
»Ich weiß genug, um zu wissen, was du mir erzählst. Die Götter haben die Äonen verflucht, weil sie versucht haben, den Himmel zu erobern, und der Krieg mit dem Haus der Bezwingenden Trinität hat sie schließlich zugrunde gerichtet.«
»Du kennst einen Teil der Geschichte, aber nicht alles. Sie wollten nicht den Himmel erobern, sondern haben versucht, einen Himmel zu erschaffen. Es war nicht das Haus, das sie wieder in die Hölle geschickt hat, es waren wir.« Sein Ton wurde eiskalt. »Denn der Krieg fing erst an, als sie daraus zurückkehrten.
Als die Götter Ulbecetonth straften und sie verfluchten, erhoben wir uns. Wir ertränkten ihre Kinder. Wir schändeten ihre Tempel. Wir johlten, schlugen uns gegen die Brust und bejubelten die Freiheit. Ob es nun ihre Liebe oder der Hass ihrer Kinder war, niemand wusste es. Aber sie kamen zurück. Unermesslich an der Zahl, schrecklich und mit Seelen so schwarz wie ihre Haut. Das Haus kam uns zu Hilfe. Das Haus marschierte gegen Ulbecetonth. Mit ihren riesigen, sich bewegenden Statuen, mit ihren Speeren und Fahnen und Heiligen Worten … und mit dir.«
Lenk warf einen kurzen Blick zu Kataria, um sich davon zu überzeugen, dass sie noch immer weit genug entfernt war und das Gespräch nicht hören konnte, bevor er sich wieder dem uralten Shen zuwandte.
»Zuerst lief der Krieg nicht besonders gut. Denn so stark wir auch waren, sosehr wir auch nach Freiheit gierten, es war immer noch ein Krieg zwischen Sterblichen und Unsterblichen. Unser Angriff kam ins Stocken, wir scheiterten. Wir starben, viele von uns. Selbst als die Rhega uns halfen, uns zur Seite eilten und mit uns kämpften, starben mehr von uns als von ihnen.
Aber dann kamen die Gott-Gesandten. Sie wurden von keinem Gott geschickt, den wir kannten, und von keinem, von dem sie auch nur sprachen. Aber ihr Haar war das von alten Männern und Frauen. Ihre Augen waren kalt und hasserfüllt. Und sie sprachen mit der Stimme des Gottes, der sie geschickt hatte. Sie vermochten die Dämonen zu töten. Sie konnten den Dämonen Schaden zufügen. Sie kämpften. Sie siegten. Mit ihrer Hilfe trieben wir Ulbecetonth und ihre Kinder in die Hölle zurück.
Dafür mussten wir natürlich einen Preis bezahlen. Du hast die Knochen gesehen. Am schlimmsten wütete der Krieg auf Teji. Unsere Brüder dort mussten dafür schwer büßen und wurden zu Owauku, aber selbst hier, auf Jaga, wo Ulbecetonth geherrscht hatte, vergossen wir Blut. Viel davon strömte in den Schlund, als die Straße zerschmettert wurde. Viel Blut wurde hier unter unseren Füßen vergossen.
Aber es hörte auf. Sie wurde an diesen dunklen Ort zurückgetrieben, den die Götter für sie geschaffen hatten. Das Haus ernannte uns zu ihren Hütern. Seitdem haben wir sie bewacht. Shalake und die anderen kennen nur die Geschichte und wissen um die Pflicht, die sie mit sich bringt. Nur ich weiß, was geschehen ist. Nur ich kann mich daran erinnern, wie wir beinahe alles verloren hätten, wäre nicht das Haus
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