Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)
nicht.
Gewiss, das Buch auf Mahalars Knie war eindeutig die Fibel, so viel war klar. Aber sie war gleichzeitig auchnur eine Fibel. Leder und Papier. Kein Lächeln. Keine Augen. Ein Buch.
Vielleicht hatte er weit mehr im Schlund zurückgelassen, als er gedacht hatte.
Nicht jedoch seinen Verstand. Er erkannte immer noch etwas Verrücktes, wenn er es hörte.
»Jetzt«, erklärte Mahalar unverblümt, »tötest du Ulbecetonth.«
»Wie bitte?« Kataria warf Lenk einen finsteren Blick zu. »Du warst nur eine Viertelstunde weg. Wie zur Hölle seid ihr zu dieser Schlussfolgerung gekommen?«
»Das sind wir gar nicht!«, protestierte Lenk und drehte sich zu Mahalar herum. »Und ich werde das auch nicht tun! Wir sind wegen der Fibel hierhergekommen. Die Fibel der Höllenpforten. Das ist das Ding, für das wir bezahlt werden, damit ich endlich einen Bogen um Inseln machen kann, auf denen es von sonderbaren Echsen nur so wimmelt, um mich dann irgendwo auf einem Flecken Ackerland niederzulassen. Erinnerst du dich?« Er drehte sich zu Gariath herum. »Du erinnerst dich doch?«
»Ganz schwach.«
»Und du hast nicht daran gedacht, das ihnen gegenüber zu erwähnen, trotz all der Zeit, die du mit ihnen verbracht hast?«
»Deswegen bin ich nicht hergekommen«, gab der Drachenmann zurück. »Ich bin ihretwegen hier.« Er deutete auf Shalake. »Sie haben mit den Rhega gegen die Dämonen gekämpft. Sie kennen die Rhega. Sie haben mir Geschichten erzählt.«
»Großartig, klasse, fantastisch«, brummte Lenk. »Bleib ruhig bei ihnen. Kratzt euch gegenseitig die Schuppen, spielt Pack-den-Schweif oder was auch immer Leute mit mehr als vier Gliedmaßen sonst tun. Ich jedenfalls bin wegen der Fibel hier.« Er deutete mit der Hand über die versammelten Shen. »Ihr habt ganz offensichtlich nicht allzu viel für mich übrig. Also gebt mir das blöde Buch, dann verschwinden wir.«
»Wir haben Tausende getötet, um unsere Pflicht zu erfüllen«, schnarrte Shalake und trat vor. »Wir werden auch einen mehr töten, wenn das notwendig ist.«
»Wir können dir die Fibel nicht geben«, meinte Mahalar mit einem Nicken. »Sie ist viel zu kostbar, als dass man sie überhaupt hätte schreiben sollen. Sie enthält Wissen, das niemand besitzen sollte. Sie wurde geschaffen, um Elend zu stiften.« Er richtete seinen prüfenden Blick auf Lenk. »Doch sie kann auch benutzt werden, um Gutes zu tun.«
»Nein«, widersprach Lenk.
»Du hast die Macht«, beharrte Mahalar.
»Nein.«
»Es gibt Geschichten«, warf Shalake ein, »Geschichten über jene, die kamen und die Dämonenbesiegten.«
»Nein!«
»Hör sie dir an, Lenk«, rief Gariath. »Ich habe sie mir auch angehört. Leute mit Haaren, wie du sie hast, mit Augen wie deinen, Leute, die kämpfen konnten, so wie du. Du bist der Einzige, der in der Lage ist, den Dämonen Schaden zuzufügen.«
» NEIN !«
»Wir können sie töten«, fuhr Mahalar fort, »bevor sie ausbricht. Wir können sie beschwören, zu deinen Bedingungen und mit einer Armee von Shen an deiner Seite.« In seinen Augen flackerte so etwas wie ein Funken auf. »Vergib mir meinen Egoismus, aber denk darüber nach. Mein Volk könnte frei sein, Lenk. Wir könnten unserer Pflicht Genüge tun. Wir müssen nicht länger mit dieser Bürde leben, mit den Qualen, dem Geschrei, wenn du nur …«
»Er kann es nicht.«
Es war Katarias Stimme. Sie sprach nicht laut oder mit unterschwelliger Genugtuung. Trotzdem drehten sich alle herum und sahen sie an. Sie verzichtete darauf, ihre Blicke zu erwidern.
»Er kann das nicht mehr tun.«
Als sie schließlich aufblickte, sah sie Lenk in die Augen.
»Ich bin dir gefolgt, da unten. Ich habe dich belauscht. Als du mit dem toten Mädchen geredet hast. Du wolltest nicht, dass ich es erfahre, also habe ich so getan, als wüsste ich es nicht. Aber …« Sie schluckte, biss sich auf die Zunge und sah dann Mahalar an. »Was immer in ihm gewesen ist, es ist jetzt verschwunden. Er hat es … weggeschickt. Er kann Ulbecetonth nicht töten. Er kann nichts mehr für euch tun.«
Sie hatte nicht sonderlich laut gesprochen, aber dennoch hatte jeder ihre Worte gehört. Auf allen schuppigen Gesichtern zeigte sich dieselbe Verzweiflung. Lenk sah Kataria an, und seine finstere Miene verzog sich zu einer stummen Entschuldigung.
»Ich wollte wirklich nicht, dass du es erfährst«, sagte er.
»Ja«, antwortete sie. »Und?«
Er lächelte traurig. »Wenn du etwas dümmer wärst, hätten wir dieses Problem nicht.«
»Ich
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