Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)
Stelle auf ihrem Schenkel, einen nackten Hautfleck unter dem Schlüsselbein.
Sie lachte. Sie blutete. Sie senkte den Kopf.
Und sie ließ sich nicht aufhalten.
Die Carnassia stürmte ihren Feinden nicht entgegen, sondern sie explodierte förmlich zwischen ihnen. Eine Barrikade aus Korallen wurde geradezu pulverisiert, und viele Korallenspitzen gruben sich neben den Pfeilen in ihre Haut, als sie sich auf die gesamte Streitmacht der Shen stürzte. Einen Moment lang erstarben deren Schlachtrufe, und ihre Anzahl war plötzlich bedeutungslos.
Sie schwang ihr breites Schwert, zerhackte Schilde in zwei Teile, riss Schwerter aus Händen, schlug Köpfe von Schultern, und das mit einem einzigen Hieb. Sie trat bei jedem Schlag einen Schritt vor, trieb die Krieger der Shen zurück, während immer mehr Niederlinge hinter ihr in die Bresche strömten, die sie in die Barrikade schlug. Die fallenden Shen kreischten und qualmten wie gekochtes Fleisch von dem Gift, das wie ekelhafter grüner Schleim an ihren Wunden fraß.
Sie stieß ihr blutiges Schwert in die Luft. Sie präsentierte ihren Körper, der in Metall gehüllt und von Blut und Knochenstücken bedeckt war. Sie brüllte.
» AKH ZEKH LA …!«
Eine Faust traf sie mitten ins Gesicht. Ihr Helm hallte wie eine Kirchenglocke. Das Schwert fiel klappernd zu Boden, neben die spitzen Zähne, die sie ausspie. Sie blinzelte. Sie blickte hoch.
Gariaths schwarze Augen erwiderten ihren Blick.
Bevor seine Faust folgte.
Er hämmerte erbarmungslos auf die Carnassia ein, trommelte Schläge in ihr Gesicht, auf ihren Körper. Er schnitt sich die Fäuste an ihrer Rüstung auf, und sein Blut vermischte sich mit ihrem auf ihrer Haut. Und immer noch wollte sie nicht stürzen. Immer noch blickte sie ihn an, obwohl ihr Mund zerschmettert war und ihr Körper blutete. Sie brüllte.
Als Antwort ließ er Metall wie eine Glocke erklingen.
Er schlug seine beiden gewaltigen Hände gegen beide Seiten ihres Helms, ignorierte die Stacheln, die sich in seine Handflächen bohrten, ignorierte ihre Schläge auf seinen Körper. Er ignorierte alles, bis auf das Gefühl, eine alte Kokosnuss zwischen seinen Händen zu zerquetschen. Seine Ohrlappen waren geschlossen. Er konnte nichts hören. Weder ihr trotziges Brüllen noch das Ächzen von Metall oder das widerliche Krachen, das einem dünnen Blutstrahl vorausging, der aus einem plötzlich erheblich schmaler gewordenen Visier spritzte, bis sie schlaff zwischen seinen Handflächen hing.
Sie stürzte.
Er öffnete seine Flügel. Er riss seine Kiefer weit auf. Er legte den Kopf in den Nacken.
Er brüllte, lang anhaltend und laut, und sein Schrei verbreitete sich wie das Feuer über den Himmel.
Die Shen nahmen seinen Ruf auf, entstellten ihn mit Worten und kastrierten ihn mit Befehlen. Gariaths Wut dagegen war rein. Sie war es, die seine Faust in die Gesichter der Niederlinge trieb, seine Krallen in die Seiten der Kriegerinnen grub, seine Kiefer zu den Kehlen der Frauen führte. Die Shen folgten seinem Beispiel. Sie schwangen Macheten und Keulen und trieben die Angreifer zurück, während die Pfeile von den Stufen jene Unseligen trafen, denen es gelungen war, diesem Getümmel zu entkommen.
»Da haben wir es«, murrte Denaos. »Es gibt kein Problem, das sich nicht von ganz allein löst, wenn man einfach Gariath tun lässt, wonach ihm gerade der Sinn steht. Bleib in Deckung, dann wird alles gut.«
Lenk schoss der Gedanke durch den Kopf, dass er inzwischen mit ziemlicher Sicherheit eine Katastrophe voraussagen konnte, wenn Denaos versicherte, dass alles gut werden würde. Denn eben in diesem Moment zerriss ein kobaltblauer Blitz den blutenden Himmel. Er zuckte über die Köpfe der Krieger hinweg und schlug auf der Treppe ein. Eine Explosion aus Staub und Steinbrocken schleuderte die Bogenschützen der Shen von den Stufen. Ihre Schreie gingen in dem Donnerschlag unter.
Durch das Gedränge der Körper und die Dornen der Barrikaden sah er den Mann. Er saß weit entfernt vom Gewühl auf seinem Sikkhun. Seine glühenden roten Augen waren sogar durch den Rauchschleier zu erkennen, der von seinen Fingern aufstieg. Die Worte, die er sprach, waren nicht zu hören, seine Gesten unauffällig, aber der Blitz, der von seinen Fingern zuckte, war weder das eine noch das andere.
Er fegte durch den Himmel und zuckte erneut zur Treppe. Diesmal jedoch ertönte keine Explosion, niemand schrie, und es flogen auch keine Leichen durch die Luft. Nur ein angestrengtes Grunzen und
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