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Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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Kinn der Monstrosität, ihre Augen, den Hals, die Kehle und die Schultern. Das Abysmyth merkte es, spürte den Schmerz, den diese Kreatur ihm bereitete, während es mit seiner ihm verbliebenen Hand an dem Wasser auf seiner Haut kratzte. Die Tropfen, die es abstreifte und die zu Boden fielen, vereinigten sich und flossen zu dem Dämon zurück. Dann sprangen sie hoch, bis seine schwarze Haut sich in flüssiges Fleisch aufgelöst hatte.
    Die Kreatur schüttelte sich, und das Wasser regnete herab, wie Regentropfen, die vom Himmel fallen und auf die Erde tropfen. Das Wasser der Kreatur wurde von der übersättigten Erde aufgesogen. Was übrig blieb, war ein hautloser Schädel mit aufgerissenen Kiefern, der Gariath anstarrte.
    »Du lebst.«
    Selbst neben dem Skelett des Abysmyths wirkte Hongwe winzig. Und viel zu sauber, um auf dieses Schlachtfeld zu gehören. Er hatte nur einige unbedeutende Wunden davongetragen, und zwei Wasserschläuche hingen noch an seinem Gürtel.
    »Allerdings«, antwortete Gariath. »Und du auch.«
    »Ich war in der Schlacht. Ich habe mich verirrt. Aber ich bin am Leben. Und … und …« Sein Blick zuckte zu Gariaths Seite.
    »Und?«
    »In deinem Körper steckt ein Speer.«
    »In uns allen steckt ein kleines bisschen von irgendeinem Speer.«
    »Ich glaube kaum, dass das …«
    »Hör zu. Ich habe sehr viel Blut verloren, also wenn du dich kurzfassen würdest!«
    »Die Shen versuchen, ihre Leute zu retten, die Toten und die Verletzten zu bergen. Ich tue, was ich kann, um die Dämonen und die Langgesichter fernzuhalten.«
    Gariath warf einen Blick auf das Skelett des Abysmyths. »Du machst deine Sache ziemlich gut.«
    »Das Wasser kommt von dem Berg«, erklärte Hongwe. »Mein Vater hat die Gelübde abgelegt. Mein Vater konnte sich an die Geschichten erinnern. Mein Vater hat es mir erzählt. Alles.«
    »Das ist nicht genug.«
    Hongwe warf einen Blick über das tobende Gemetzel, und seine Miene verfinsterte sich. »Das ist es nicht, nein.«
    »Warum machst du es dann? Sie sind nicht dein Volk.«
    Hongwe schniefte. »Aber sie stehen mir nahe genug.«
    Gariath sah ihn lange an. Dann holte er tief Luft, nahm jedoch nur den Geruch von Blut und Furcht wahr. Er konnte in dem Donner und dem Leiden keine Schreie hören. Keine Geister. Keine Menschen. Keine Shen.
    Er hörte nur eine Stimme.
    »Komm zu mir.«
    Aus der Erde.
    »Komm zu mir.«
    Aus dem Wasser.
    »Komm zu mir.«
    Einen Moment lang stellte die eine der beiden Parteien den Kampf ein. Abysmyths, gerade noch damit beschäftigt, ihre langgesichtigen Opfer zu zerfetzen, blickten hoch. Froschwesen standen wie angewurzelt da, die Köpfe zum Himmel erhoben, selbst als die Niederlinge sie mit blutigen Schlägen von den Schultern trennten. Die große Bestie Daga-Mer rührte sich auf dem Schlachtfeld, und Rauch verdampfte von seiner Haut, als er den Blick seiner riesigen Augen nach oben richtete, hinweg über die Köpfe der Kinder, seine Feinde und die Leichen.
    Zu der Stimme.
    Zu dem Berg.
    »Sie ruft uns!«, schrie der bleiche Mann auf Daga-Mers Schädel. »Abgründige Mutter ruft ihre Gläubigen!«
    »Wir folgen dem Ruf der Mutter!«, kreischten die Omen ekstatisch im Chor, als sie sich am Himmel zu Schwärmen zusammenschlossen, sich in dem blutigen Wind drehten und wendeten. »Auf gläubigen Füßen marschieren wir zum Berg.«
    Zum Berg.
    Wohin die Menschen gegangen waren und wo die Shen immer noch waren. Einer nach dem anderen setzten sich alle auf dem Schlachtfeld in Bewegung.
    Gariath griff zu, ohne nachzudenken. Er riss die Wasserschläuche vom Gürtel des Gonwa. Ohne zu überlegen, setzte er sich in Trab, versuchte den Gedanken an den Speer in seiner Seite zu verdrängen, nicht an das Blut zu denken, das immer noch herausquoll, oder sich vorzustellen, dass er gerade eine Wand aus vorrückenden Dämonen angriff.
    Sein Plan erforderte es, nicht nachzudenken. Hätte er es getan, hätte er sich vielleicht gefragt, wie genau er eigentlich zwei Wasserschläuche, die mit irgendeiner alten, magischen Flüssigkeit gefüllt waren, benutzen wollte, um miteinander ringende Armeen aus Langgesichtern und Dämonen aufzuhalten. Er wäre vielleicht auf den Gedanken gekommen, wie dumm sein Plan, sie aufzuhalten, war. Er hätte möglicherweise bemerkt, wie idiotisch es war, so etwas für sie zu tun. Für die Menschen, für die Shen, für alle Kreaturen, die keine Rhega waren.
    Erstere hatte er aufgegeben, die Letzteren hatten ihn aufgegeben. Er hatte nicht einmal eine

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