Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tortenbäckerin

Die Tortenbäckerin

Titel: Die Tortenbäckerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Janson
Vom Netzwerk:
hätte Christoph einenLuftsprung gemacht. So begnügte er sich mit einem breiten Grinsen. Er ahnte zwar, dass sein Vater ganz froh war, seinen dritten Sohn, den er für einen Taugenichts hielt, auf so elegante Weise loszuwerden, aber es kümmerte ihn nicht. Nun musste er nur noch gesund werden, dann lag ein glückliches, ausgefülltes Leben vor ihm. Er wusste plötzlich ganz sicher, dass seine Genesung von diesem Augenblick an schnell voranschreiten würde.
    Â»Wie wollen wir Greta die Nachricht übermitteln?«, fragte seine Mutter, die sich bereits mit der praktischen Durchführung des Vorhabens beschäftigte.
    Â»Wir könnten Mathilde bitten, mit ihr zu reden.«
    Â»Gut. Ich gehe gleich ins Souterrain. Und du schläfst jetzt. Gute Nacht, mein Sohn.«

    Mathilde Voss erschrak heftig, als Freia Hansen unvermittelt die Küche betrat. Das konnte nichts Gutes bedeuten, und bestimmt hatte es wieder einmal mit ihrer Nichte zu tun. Greta hatte ihr nicht erzählen wollen, was am gestrigen Abend in der Villa Hansen vorgefallen war und warum sie sich plötzlich weigerte, Christoph weiterhin zu besuchen. Mathilde Voss war es auf einmal leid. Ständig gab es Schwierigkeiten mit Greta. Immer musste sie sich Sorgen um die Deern machen. Würde das jemals aufhören? Würde sie jemals in Ruhe ihr Leben zusammen mit Oliver führen können?
    Aber sogleich schämte sie sich für ihre Gedanken. Greta war zum Opfer geworden, aber sie gab niemals auf,und sie kämpfte hart darum, Leni eine bessere Zukunft zu bieten.
    Mathilde beschloss, sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Sie holte die Kalbspastete aus dem Ofen, wie sie es vorgehabt hatte, bevor Freia Hansen plötzlich aufgetaucht war, und stellte die dampfende Auflaufform auf dem Tisch ab.
    Die beiden Küchenmädchen, die eben noch fröhlich getratscht hatten, erstarrten und wurden ganz still. Die Hausherrin höchstpersönlich im Souterrain! Das konnte nur Ärger bedeuten. Bestimmt, so dachten auch sie, hatte Greta was damit zu tun.
    Mathilda bemerkte, wie Marie und Paula schnelle, neugierige Blicke auf sie abschossen. »Ihr geht in den Keller und sortiert die schadhaften Winteräpfel aus.«
    Die beiden rührten sich nicht von der Stelle, ihre Neugier stand ihnen groß ins Gesicht geschrieben.
    Freia Hansen entging das nicht. Mit einem herrischen Wink schickte sie die Küchenmädchen hinaus. Dann wandte sie sich Mathilde zu. »Ich muss mit Ihnen reden. Es geht um Greta.«
    Mathilde wischte sich die Hände an ihrer bodenlangen Schürze ab und nickte ergeben mit dem Kopf. »Das habe ich befürchtet. Was ist diesmal geschehen?«
    Die Hausherrin blickte sie einen Moment verständnislos an, dann tat sie etwas, woran sich Mathilde ihr Leben lang erinnern würde: Sie setzte sich an den Küchentisch. Bankiersgattin Freia Hansen verbrüderte sich mit der Dienerschaft!
    Nicht zu glauben!, dachte Mathilde. Aber sogleich bekam sie einen noch größeren Schreck.
    Â»Meine liebe Mathilde. Haben Sie wohl noch etwas von Ihrem guten Kaffee in der Kanne da? Ich könnte eine Tasse vertragen.«
    Mathildes Welt war auf den Kopf gestellt, und sie führte die gewohnten Handgriffe wie im Traum aus. Brachte Tassen und Untertassen, stellte Zucker und Milch dazu, goss heißen Kaffee ein. Sodann setzte sie sich ebenfalls, unfähig, nur eine Minute länger auf ihren wackeligen Beinen zu stehen. Wenn Freia Hansen sie dafür rügen oder gar entlassen wollte – bitte sehr, dann war es eben nicht zu ändern.
    Die Hausherrin schien jedoch gar nicht zu bemerken, dass Mathilde sich wie eine Gleichgestellte zu ihr gesetzt hatte. Sie schaute die Köchin an, die schon so viele Jahre für sie arbeitete, und sagte: »Wenn ich es recht bedenke, sind wir jetzt miteinander verwandt.«
    Mathilde war froh, dass sie ihre Kaffeetasse noch nicht angehoben hatte. Sie wäre ihr aus der Hand gefallen.
    Â»Gnädige Frau … ich …«
    Freia Hansen zeigte ein winziges Lächeln. »Schon gut, Mathilde. Ich weiß über alles Bescheid. Christoph hat mir berichtet, was mein ältester Sohn Ihrer Nichte angetan hat. Mein Gatte und ich bedauern dieses Vergehen außerordentlich, und wir möchten Wiedergutmachung leisten.«
    Â»Wiedergut…«, Mathilde kam nicht weiter. Alles Mögliche hätte sie erwartet. Schuldzuweisungen, Kündigung, Verleumdung. Aber

Weitere Kostenlose Bücher