Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tortenbäckerin

Die Tortenbäckerin

Titel: Die Tortenbäckerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Janson
Vom Netzwerk:
weiteren Einzelheiten. Wie viel brauchst du?«
    Christoph lächelte. »Woher weißt du, dass ich die Familie um Geld bitten will?«
    Auch in Freias Mundwinkeln zuckte es, doch ein richtiges Lächeln kam nicht zustande. »Sagen wir mal so. Du bist verliebt und willst die Tochter eines Missionars heiraten. Ich nehme an, ihr werdet ein Waisenheim errichten wollen.«
    Â»Und eine Schule.«
    Â»In Gottes Namen. Auch eine Schule.« Freia stieß einen tiefen Seufzer aus. »Dein Besuch kommt uns teuer zu stehen. Erst die Operation für Leni und nun die vielen kleinen Hottentotten.«
    Christoph wollte lachen, aber als seine Mutter ernst blieb, biss er sich auf die Lippen.
    Â»Mit fünfhundert Reichsmark im Jahr müsste ich es schaffen«, sagte er. »Natürlich werde ich auch in der Hansen-Bank weiterarbeiten. Später möchte ich jedoch als Lehrer tätig sein. Ich fühle, dass dies meine wahre Berufung ist.«
    Â»Wie schön«, erwiderte seine Mutter trocken. »Nun, dann entschuldige mich jetzt. Ich muss mir überlegen, wie ich deinem Vater diese Neuigkeiten beibringen kann.«
    Sie stand auf, strich ihr Kleid glatt und ging zur Tür. Dort drehte sie sich noch einmal um. »Nur eines musst du mir versprechen, mein Sohn.«
    Â»Ja?«
    Â»Wenn Dr. Weiß dich untersucht hat, hältst du dich an seine Empfehlung. Gewiss wird er dir raten, noch eine Weile zu bleiben. Ich bitte dich, kehr nicht nach Afrika zurück, bevor du ganz gesund bist.«
    Zu seinem Entsetzen spürte Christoph, wie sich Tränen in seinen Augen sammelten. Er war nicht daran gewöhnt, von seiner Mutter so etwas wie Fürsorge oder gar Liebe zu erfahren. Er konnte sich nicht daran erinnern, als Kind jemals auf ihrem Schoß gesessen zu haben. Möglicherweise galten die Tränen jedoch auch Elisabeth, die nun länger als geplant auf ihn würde warten müssen.
    Â»Ich verspreche es«, sagte er gepresst.
    Â»Gut.« Freia Hansen ließ ihn allein.
    Wenig später kam der Arzt. Er diagnostizierte einen leichten Rückfall und verordnete für drei Tage strenge Bettruhe und mindestens zwei weitere Wochen Rekonvaleszenz im Haus. »Die Malaria ist eine tückische Krankheit. Wenn Sie sich jetzt nicht gründlich auskurieren, kann das Fieber immer wiederkommen.«
    Niedergeschlagen starrte Christoph an die Zimmerdecke. Wie lange noch?, fragte er sich verzweifelt. Er griff unter sein Kopfkissen und holte die Fotografie hervor, die er am letzten Tag in Daressalam von Elisabeth hatte machen lassen. Sie stand ein wenig steif an eine Säule gelehnt, ihr Mund war zusammengepresst. Nur die Augen schienen zu leuchten. Ihm zuliebe hatte sie ihre schlichten Blusen und Baumwollröcke gegen ein luftiges, weißes Musselinkleid eingetauscht. Dazu trug sie einen breitrandigen weißen Hut.
    Â»Ich sehe aus wie eine feine Dame«, hatte sie lachend gesagt, als sie das Fotoatelier betreten hatten. »Hoffentlichsieht man auf der Fotografie nicht meine rissigen Hände und die kaputten Fingernägel.« Zur Sicherheit hatte sie die Hände dann hinter ihrem Rücken versteckt.
    Mit dem kleinen Finger strich Christoph über das Bild. »Bald, Liebste«, flüsterte er. »Bald bin ich wieder bei dir.«
    Kurz darauf nickte er ein, und im Traum hörte er Elisabeth antworten: »Hab Geduld, mein Liebster. Werde ganz gesund. Ich warte auf dich.«
    Gegen Abend fühlte sich Christoph wieder kräftiger, und er aß ein wenig von dem Eintopf, den Mathilde hinaufgeschickt hatte. Greta war an diesem Tag nicht gekommen, und er fürchtete, er würde sie vielleicht nie wiedersehen.
    Etwas später hörte er, wie sein Vater und Friedrich von der Bank heimkehrten, hörte, wie Freia Hansen sagte: »Auf ein Wort, Cornelius.«
    Â»Kann ich denn in diesem Haus nie mehr meinen Feierabend genießen?«
    Â»Bald, mein Guter. Aber ich muss zuvor noch etwas mit dir besprechen.«
    Eine halbe Stunde darauf erschien Freia in Christophs Zimmer.
    Â»Was hat er gesagt?«, fragte er gespannt.
    Â»Er hat getobt, wie ich es erwartet habe, aber schließlich hat er zugestimmt. Unsere Familie übernimmt Lenis Operationskosten, unter der Bedingung, dass Greta nie wieder irgendwelche Ansprüche stellen wird. Und du kriegst dein Waisenheim in der Kolonie.«
    Â»Und …«
    Â»Himmelherrgott, ja. Und die Schule.«
    Wäre er nicht so krank gewesen,

Weitere Kostenlose Bücher