Die Tortenkönigin: Roman (German Edition)
Notarztwagen, raste ich über die Landstraßen Richtung Krankenhaus. Ich konnte nicht glauben, was da gerade passierte. Ich musste in einem Albtraum gelandet sein, der einfach nicht enden wollte.
Ich durfte nicht mit in die überfüllte Notfall-Ambulanz und setzte mich auf eine der Bänke im Wartebereich. Die gesundheitliche Situation meines Vaters war nicht lebensbedrohend, wie man mir versichert hatte, also konnte ich mich ein wenig entspannen. Trotzdem war ich natürlich sehr aufgeregt, und erst nach längerer Zeit fiel mir ein, dass ich vielleicht meine Familie informieren sollte. Zu nichts hatte ich weniger Lust. Ich wollte in diesem Moment weder meine hysterische Mutter noch meine hysterische Schwester sprechen.
Majestix fiel mir ein, er wäre der ideale Bote und Überbringer der schlechten Nachricht, wie ich fand. Leider hatte ich seine Handynummer nicht, aber dafür gab es eine Lösung, und die war geradezu ideal.
Maries Stimme war wie Balsam für meine Seele. Ich erzählte im Stakkato, was passiert war, wo mein Vater und ich uns gerade befanden und dass ich Majestix’ Handynummer brauchte, um meiner Familie Bescheid zu sagen.
Sie kapierte sofort und reagierte völlig unaufgeregt und praktisch. »Unsinn, ich rufe ihn an. Sag mir noch mal das Wichtigste.«
Ich hörte sie mitschreiben, dann bat ich: »Sag ihm, sie sollen mich erst anrufen, bevor sie überstürzt losfahren.«
Die Tür zur Notfall-Ambulanz öffnete sich, und eine Mitarbeiterin streckte ihren Kopf heraus. »Frau Bernauer? Sie können Ihren Vater kurz sprechen, wenn Sie wollen.«
Paps lag in einem Krankenhausbett und schien an sämtlichen verfügbaren Monitoren zu hängen. Eine schmale Frau entpuppte sich als diensthabende Ärztin.
»Frau Bernauer, wir bringen Ihren Vater direkt auf die Station und werden noch heute Abend operieren. Wir setzen einen Stent, und zwar durch ein Venenkatheder, nichts Kompliziertes.«
»Was … was hat er denn?«, stotterte ich.
»Ihr Vater hatte einen Herzinfarkt«, erklärte sie, »einen leichten Infarkt. Wir werden oben noch einige Untersuchungen vornehmen. Sie werden sehen: Morgen früh ist er wieder ganz der Alte. Machen Sie sich keine Sorgen, Frau Bernauer.«
Herzinfarkt? Operation? »Wie lange wird er … ich meine, ist das langwierig?« Ich wusste nicht, wie ich mich ausdrücken sollte.
»Wenn es keine Komplikationen gibt, bleibt er eine Woche im Krankenhaus, danach muss er sofort für mindestens drei Wochen zur Kur, das ist Vorschrift. Nach der Kur weitere Rehamaßnahmen, damit er langsam wieder zu Kräften kommt. Was macht Ihr Vater denn beruflich?«
»Er ist Konditormeister. Selbstständig.«
Ihr Nicken sah wissend aus. Sie hatte bestimmt jeden Tag ausgepowerte Leute auf ihrem Behandlungstisch liegen, Leute wie meinen Vater, die immer stark gewesen waren und dann plötzlich zusammenbrachen.
»Dann suchen Sie am besten schnell nach einer Vertretung, Frau Bernauer. Ihr Vater muss sich erholen.«
Sie nickte mir noch einmal zu und ging mit quietschenden Sohlen aus dem Raum.
Mein Vater lächelte matt. »Na, ich bin wohl das, was man einen kaputten Typen nennt, oder?«
Mein Paps versuchte, ganz tapfer zu sein … eine Woge der zärtlichen Gefühle für ihn überschwemmte mich, und prompt flossen bei mir die Tränen.
»Nicht weinen, Schatz«, murmelte er, und dann kamen auch schon ein paar Pfleger angerast, lösten die Bremsen an seinem Bett und flitzten mitsamt Paps und Monitoren zu einem Aufzug. Ich rannte hinterher, aber ich durfte nicht mit. Die Türen schlossen sich, und weg war er.
In der Ambulanz erklärte man mir, wo man ihn hingebracht hatte, gab mir die Nummer der Station und die Information, dass wir morgen früh anrufen dürften, um uns nach seinem Befinden zu erkundigen.
»Aber wenn die Operation … Sie wissen schon … nicht klappt?«
Die Schwester lächelte. »Machen Sie sich bitte keine Sorgen. Das ist ein Routineeingriff.«
Die Glastüren hatten sich kaum hinter mir geschlossen, als mein Handy klingelte. Die Nummer auf dem Display sagte mir nichts.
»Helene Bernauer, guten Tag«
»Hier ist Lutz. Was ist mit Peter? Wie geht es ihm?«
Im Hintergrund hörte ich außer Stille nur leises Schluchzen, also waren sie wohl nicht mehr in der Gaststätte.
»Alles soweit in Ordnung, wirklich. Er wird heute Abend noch operiert, aber es handelt sich nur um einen kleinen Eingriff.«
»Wir fahren sofort los«, sagte er.
»Nein, nein, es darf vor dem Eingriff niemand mehr zu
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