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Die Tortenkönigin: Roman (German Edition)

Die Tortenkönigin: Roman (German Edition)

Titel: Die Tortenkönigin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Conrad
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keine Luft.« Er rang nach Atem, und sein Gesicht verfärbte sich grau, selbst seine Lippen.
    Ich bekam Angst. Vorsichtig und sehr langsam führte ich ihn in mein Zimmer und half ihm in den Sessel. Er war schweißüberströmt und klagte über Schmerzen in der Brust.
    Ich fackelte nicht lange und rief die Feuerwehr an, denn ich erinnerte mich, dass auf dem Notarztwagen vor ein paar Tagen ein Aufkleber für den Herznotruf gepappt hatte: 112, die Nummer der Feuerwehr.
    Der Mann am anderen Ende der Leitung fragte ruhig zuerst die Adresse, dann alle notwendigen Eckdaten ab. Ob der Betroffene bewusstlos sei (nein), ob er ansprechbar sei (ja), ob er unter Atemnot leide (ja), Schmerzen in der Brust (ja) und noch einiges mehr. Auf meine ungeduldige Nachfrage hin, ob wir denn jetzt die Zeit hätten, uns so gemütlich zu unterhalten, sagte er: »Die Kollegen sind schon unterwegs, ich gebe Ihre Angaben gleich per Funk durch, Frau Bernauer.«
    Als ich aufgelegt hatte und wieder zu meinem Vater sah, hatte er die Augen geschlossen. »Paps!?«, kreischte ich entsetzt, denn ich dachte, er sei tot. Seine Augenlider hoben sich zitternd, dann erschien ein winziges Lächeln auf seinem Gesicht.
    »Meine Ohren sind in Ordnung, Schatz.«
    Mir fiel ein Stein vom Herzen, so erleichtert war ich schon lange nicht mehr gewesen.
    »Sie sind unterwegs, der Arzt ist gleich hier«, sagte ich, und er nickte.
    »Es geht mir schon besser. Könntest du mir ein Glas Wasser holen?«
    Ich flog in die Küche, wo ich auf Schorsch stieß, der mitten auf der Arbeitsplatte hockte und offensichtlich nicht mit meinem plötzlichen Auftauchen gerechnet hatte. Zeitgleich hielten zwei Wagen mit Blaulicht und heulender Sirene vor dem Haus, und das Letzte, was ich von dem Kater sah, war sein dick gesträubter Schwanz, der durch die Katzenklappe verschwand.
    Ich brachte meinem Vater das Wasser und raste zur Haustür. Eine Horde von Menschen – so schien es mir – trampelte ins Haus. Ein Arzt mit Einsatzkoffer, drei oder vier Sanitäter (ich weiß es wirklich nicht mehr!), bewaffnet mit zusammengeklappter Trage, mobilem Defibrillator sowie weiteren Koffern. Sie stürmten zu meinem Vater, halfen ihm aus dem Sessel und auf mein Bett. Der Arzt öffnete seinen Koffer und begann zu wirbeln, während er meinem Vater Fragen stellte. Ich stand furchtsam dabei und wusste nicht, was ich machen sollte. Ständig wurden neue Dinge aus den Koffern geholt, dann Elektroden mit langen Drähten an der mittlerweile nackten Brust meines Vaters angebracht, die an ein Gerät angeschlossen wurden, das den Herzschlag aufzeichnete. Verpackungen wurden aufgerissen, Infusionsnadeln in die Adern auf seinem Handrücken gestoßen.
    Sie berieten sich murmelnd, dann kam einer der Sanitäter zu mir und sagte: »Wir werden Ihren Vater mitnehmen. Wollen Sie mit uns fahren?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich fahre selbst.«
    »Können Sie die Tabletten Ihres Vaters zusammenpacken?«
    Ich sah ihn bestürzt an. »Nein, denn wir sind hier bei mir zu Hause. Ich wüsste noch nicht einmal, wo ich bei ihm suchen sollte. Ist das schlimm?«
    »Dann versorgen wir ihn erst einmal im Krankenhaus.«
    »Wenn er etwas braucht, müsste ich zuerst zu meinen Eltern fahren …«
    »Nicht nötig, heute nicht.«
    Ich bemerkte, dass seine Kollegen meinem Vater vom Bett halfen, ihn rechts und links stützten und mit ihm das Zimmer verließen. Die Schritte meines Vaters waren winzig und mühsam.
    Ich sah den Arzt entsetzt an. »Sind Sie sicher, dass er das schafft? Warum nehmen Sie nicht die Trage?«
    Er lächelte auf eine Art, die er bestimmt verdammt lange geübt hatte und die mich vermutlich beruhigen sollte. »Machen Sie sich keine Sorgen, Frau Bernauer. Ihr Vater hatte keinen schweren Infarkt – falls es überhaupt einer war. Das werden die Kollegen im Krankenhaus gründlich untersuchen. Wir haben ihn stabilisiert, und sein Kreislauf kann es durchaus vertragen, wenn er ein paar Schritte läuft.«
    Er nickte mir aufmunternd zu und ging ebenfalls hinaus.
    Ich griff nach meinem Autoschlüssel, und der verbliebene Sanitäter, dessen Aufgabe es offenbar war, sich um mich zu kümmern, sagte: »Ist hier alles in Ordnung? Irgendwelche Herdplatten an? Kerzen? Offene Fenster oder Türen?«
    »Nein … wir sind gerade von der Beisetzung meiner Großmutter zurück, ich war noch gar nicht dazu gekommen, Teewasser aufzusetzen.«
    »Dann mal los«, sagte er und hielt mir die Tür auf.
     
    Eingeklemmt zwischen Krankentransporter und

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