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Die Tortenkönigin: Roman (German Edition)

Die Tortenkönigin: Roman (German Edition)

Titel: Die Tortenkönigin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Conrad
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konnte es selbst kaum glauben, aber Sven sammelte Sympathiepunkte.
    »Stimmt. In zwei Tagen will mein Auftraggeber die Entwürfe sehen, und ich habe nichts vorzuweisen.«
    »Was entwirfst du denn?«
    Das mit der Vernunft musste ich wohl noch einmal überdenken. Mit dieser Frage schmolz sein Punktekonto wieder. Aber dann rief ich mich zur Ordnung. Woher sollte der arme Sven auch wissen, woraus meine Arbeit bestand und dass es bei dem Auftrag mit einem Frankfurter Kranz nicht getan war?
    »Der Auftraggeber möchte besondere Torten, verstehst du? So richtig barock und opulent. Riesig müssen sie sein, bunt und auffallend. Da steht das Dekorative im Vordergrund und nicht der Geschmack.«
    »Du willst mir doch nicht erzählen, dass du etwas backen könntest, das nicht schmeckt wie direkt aus dem Schlaraffenland?« Er lächelte.
    Ach du liebe Güte – versuchte Sven etwa, mit mir zu flirten? Hier? Heute?
    »Das würde mir in der Tat schwer fallen. Dann könnten wir die Torten ja auch aus Styropor sägen und bunt anmalen. Soweit ich weiß, haben sich die Models schon beschwert, dass sie mit Zucker, Creme und Marzipan zusammen auf ein Foto sollen.«
    Ich sah an Svens Gesicht, dass mein zaghafter Versuch eines Scherzes wirkungslos verpuffte. Er plinkerte dreimal mit den Augenlidern und sagte: »Das ist bestimmt ein ganz interessanter Auftrag, oder? Mit echten Models …« Seine Stimme klang träumerisch.
    »Sind auch nur Menschen«, gab ich zurück, vielleicht eine Spur zu zickig, denn Sven zuckte sichtbar zusammen.
    »Ja … nein … natürlich …«, stammelte er, »ich wollte auch eigentlich nur … also ich wollte dich eigentlich fragen, ob du … also, ob wir beide mal … ich weiß nicht … mal zusammen ausgehen oder …«
    Das stellst du aber mächtig clever an, dachte ich, willst mit mir ausgehen und fängst beim Gedanken an die Models buchstäblich an zu sabbern.
    Ehe ich antworten konnte, flötete die Stimme meiner Mutter in meinem Rücken: »Aber natürlich geht Helene gern mit dir aus, Sven, nicht wahr, Helene?«
    Ich fuhr herum. Hinter meinem Stuhl standen meine Eltern, meine Mutter strahlte Sven an, aber mein Vater sah wenig begeistert aus.
    Ich wandte mich wieder Sven zu. »Im Prinzip gern, aber während der nächsten drei Wochen geht es auf keinen Fall. Das Dorffest, der Auftrag, die Fotoproduktion, da muss ich auch dabei sein …«
    »Dazu könntest du Sven doch einladen!«, fiel meiner Mutter aus dem Mund, und prompt sah Sven mich hoffnungsvoll an.
    »Nein, das kann ich nicht, denn das ist nicht meine Fotoproduktion, wie ihr vielleicht wisst«, sagte ich mühsam beherrscht. »Wenn, dann entscheidet Patrick, wer aufs Set darf.«
    »Dann frag ihn doch«, zwitscherte meine Mutter weiter, was meinen Vater zu einem halblauten »Waltraud!« veranlasste.
    Ich atmete tief durch. »Sven, es tut mir wirklich leid, aber das geht nicht. Ich bin nur die Tortenlieferantin.«
    Natürlich tat mir rein gar nichts leid.
    So weit kam das noch, dass Sven Janssen dort herumlungerte und den Models hinterhergeiferte. Und meine Mutter würde ich mir später vorknöpfen, das stand mal fest. Marie würde Atemnot kriegen, wenn ich ihr das erzählte.
    »Dass du immer so ungefällig sein musst, Helene«, singsangte meine Mutter mit lieblicher Stimme. »Nicht böse sein, Sven.«
    Das schlug dem Fass den Boden aus. Ich wollte gerade explodieren, als mein Vater mich am Arm griff und sagte: »Helene, kannst du bitte mal mitkommen?«
    Ich sprang sofort auf und folgte ihm durch die Gaststätte nach draußen, wo er tief Luft holte und sich an die Hauswand lehnte. Er sah blass und krank aus. Auf seinem Gesicht bildete sich ein dünner Schweißfilm.
    »Paps? Alles in Ordnung?«
    Er schüttelte langsam den Kopf und ächzte: »Mir geht es nicht gut. Mir ist schwindlig und übel. Kannst du mich nach Hause bringen?«
    »Ich sag eben Bescheid, dann komme ich.«
     
    Meine Mutter war nicht begeistert, wie man sich vorstellen kann, begehrte aber nicht auf, weil sie mit den Janssens und den Oltmanns zusammenstand, die mit bekümmertem Verständnisgemurmel reagiert hatten. Ich winkte Sven quer durch den Raum zu, veranstaltete eine kleine Pantomime aus bedauerndem Achselzucken und flitzte raus zu Paps, der schon am Auto wartete.
    »Was hältst du davon, wenn wir zu mir fahren? Ich koche uns einen schönen Tee.«
    Er stimmte zu.
    Während der kurzen Fahrt sprach er nicht, aber als wir zu Hause angekommen und ausgestiegen waren, sagte er: »Ich kriege

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