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Die Tortenkönigin: Roman (German Edition)

Die Tortenkönigin: Roman (German Edition)

Titel: Die Tortenkönigin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Conrad
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ihm, haben sie gesagt. Wir können morgen früh alles erfahren.«
    Lutz gab diese Information weiter, und sofort schwoll das Schluchzen zu lautem Wehklagen an.
    »Ich will zu Peter!«, hörte ich meine Mutter verzweifelt aufheulen, und in mir regte sich Mitleid.
    »Gib sie mir mal bitte«, sagte ich zu Lutz, und er reichte den Hörer weiter.
    »Mutti? Paps geht es gut, ehrlich. Er war zu keiner Zeit bewusstlos, ihm war nur schlecht, und er hatte Atembeschwerden. Trotzdem war es wohl ein kleiner Infarkt, wie die Ärztin gesagt hat.«
    »Ist die Frau überhaupt kompetent?«, fragte meine Mutter schrill.
    Du liebe Güte. »Zumindest war sie dort die Chefin im Ring, das macht sie für mich kompetent genug.«
    »Und seine Sachen? Er braucht doch einen Schlafanzug und eine Zahnbürste!«
    »Mutti, wirklich, er ist mit allem versorgt. Morgen früh können wir …«
    »Ich will den zuständigen Arzt sprechen«, sagte sie in einem Ton, der keine Gegenwehr zuließ, »hast du die Telefonnummer der Station?«
    Ich zierte mich nicht lange und gab ihr die Durchwahl. Man würde ihr im Krankenhaus zwar auch nichts anderes sagen, aber ich war raus aus der Nummer. Und vermutlich kannten sich die Mitarbeiter auf der Koronarstation mit besorgten und ängstlichen Angehörigen bestens aus.
    »Ich fahre dann jetzt nach Hause«, sagte ich.
    »Ja, ja«, antwortete meine Mutter abwesend. Sie fügte hinzu: »Du entschuldigst mich«, und legte auf.
     
    Es war bereits Abend, als ich zu Hause ankam. Mittags war die Beerdigung gewesen, mit den stundenlangen Reden, dann das Defilee am Grab, gefolgt vom Leichenschmaus. Stunde um Stunde war vergangen, eine anstrengender als die andere. Kein Wunder, dass Paps kollabiert war. Ich war sicher, der Tod seiner Mutter hatte ihn viel tiefer getroffen, als er vor anderen und vor allem vor sich selbst zugeben wollte.
     
    Meine Zimmertür war geschlossen. Richtig, das hatte ich noch gemacht, bevor wir zum Krankenhaus aufgebrochen waren, damit Schorsch nicht womöglich mit den immer noch überall herumliegenden Verpackungen und Einmal-Handschuhen spielte und sie im Haus verschleppte. Ich ging hinein und erschrak. Der Boden war buchstäblich übersät mit Plastikteilen. Ich fand eine Injektionsnadel, drei Paar Handschuhe und scharfkantige, hastig abgeknipste Verschlüsse kleiner Glasampullen.
    Neben mir tauchte Marie auf und sah sich fassungslos im Zimmer um. »Mein Gott, was ist denn hier passiert?«
    »Ich hatte Emergency Room live, kein Witz«, sagte ich, »ich räume den Mist am besten gleich weg, ehe sich noch jemand verletzt.«
    »Soll ich dir Badewasser einlassen?«
    »Sehr, sehr gern. Das ist jetzt genau das, was ich brauche.«
    »Wird gemacht. Und dann komme ich und helfe dir beim Klar-Schiff-Machen. Wenn du gebadet hast, essen wir einen Eimer Nudeln, und du erzählst mir alles, was heute passiert ist.«
     
    Eine halbe Stunde später sah das Zimmer aus wie immer, alle Spuren der nachmittäglichen Aktion waren beseitigt. Ich ging die Treppe hinauf ins Bad, immer dem Lavendelduft nach, der aus der gefüllten Wanne stieg.
    Erst als ich im heißen Wasser lag, merkte ich, wie erschöpft ich war. Ich hatte den ganzen Tag lang wie ein Roboter funktioniert und – für meine Verhältnisse – in erstaunlichem Maße die Nerven behalten.
     
    Ich lag in meinem betörend duftenden Lavendel-Ölbad und atmete zum ersten Mal tief durch. Irgendwo im Haus klingelte das Telefon, und ich hörte Maries Stimme mit dem Anrufer sprechen – viel zu leise, als dass ich etwas hätte verstehen können.
    Ich stellte fest, dass ich keine Angst um meinen Vater hatte, denn ich wusste ihn in guten Händen. Ich wäre vermutlich wesentlich nervöser gewesen, wäre er in diesem Zustand bei sich zu Hause. Mit Sicherheit hätte er den Notarzt nicht gerufen. Ein bisschen aufs Ohr legen, eine Aspirin nehmen, und dann wird das schon wieder – so hatte er es immer gehalten.
    Außerdem schienen Schocks, je häufiger sie auftraten, immer weniger an Durchschlagskraft zu haben. Natürlich war ich aufgeregt wegen meines Vaters und doch dabei erstaunlich gelassen. Aber mein Leben schien ja auch seit einiger Zeit eine einzige Folge von Schockerlebnissen zu sein: die geplatzte Hochzeit, Leons Betrug, das schwangere Mädchen, Leons Verhältnis mit Marcel, der Tod meiner Großmutter, der Zusammenbruch meines Vaters … eine geradezu absurde Anhäufung krisenhafter Einschnitte.
    Ich war dankbar, wirklich dankbar für Patricks Auftrag, denn der half

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