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Die Tortenkönigin: Roman (German Edition)

Die Tortenkönigin: Roman (German Edition)

Titel: Die Tortenkönigin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Conrad
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ehrfürchtig, »sieht aus, als hätte Claude Monet sie gemacht.«
    »Das ist dir aufgefallen?« Ich war entzückt. In der Tat hatten mich die Seerosenbilder von Monet zum Design der fünfstöckigen Torte inspiriert. Der Überzog war schimmernd blaugrün, besetzt mit dunkelgrünen Seerosenblättern. Zartrosa Chrysanthemenblüten symbolisierten die Seerosen.
    »Die Blüten würde ich farblich kräftiger gestalten und auch keine echten Blumen nehmen. Was denkst du?«
    Patrick kramte bereits einen Scanner aus der Tasche und schloss ihn am Laptop an. »Ich bin so froh, dass es dieses Equipment mittlerweile auch in der Reiseversion gibt«, sagte er, »sonst müsste ich immer mit tonnenschwerem Gepäck reisen.«
    Erlegte das Foto von der Torte auf den Scanner, es brummte kurz, und dann erschien die Torte auf dem Monitor.
    »Zu welcher Gelegenheit hast du sie gemacht?«, fragte er, während er das Abbild der Torte bearbeitete.
    »Mein Gesellenstück«, erwiderte ich.
    »Der Skandal des Jahrgangs!«, krähte Marie, die hinter meinem Stuhl stand.
    »Wieso Skandal?« Patrick unterbrach seine Arbeit und sah uns auffordernd an. »Ich bitte um Erhellung.«
    Ich verdrehte die Augen in Erinnerung an diesen Vorfall, der mir beinahe die Freude daran genommen hätte, neue Wege zu beschreiten. »Die Aufgabe war, eine mehrstöckige Hochzeitstorte zu machen. Warum immer weiß oder pastellfarben, dachte ich, warum immer Rosen und Schleifen und Herzen? Ich tat mich schwer mit dem Entwurf, fand alles langweilig und beliebig. Marie hatte mir ein Poster von einem der Seerosenbilder Monets geschenkt, das mich unglaublich fasziniert hatte. Diese wunderbaren Farben. Es hing über meinem Schreibtisch, und während ich dort saß und einen Entwurf nach dem anderen zusammenknüllte, wurde mir plötzlich klar, wie die Torte aussehen musste. Ein Pfingsterlebnis, sozusagen, der große, wahre Moment der Inspiration.«
    »Kenne ich«, sagte Patrick aufgeregt mit glänzenden Augen, »erzähl weiter.«
    Ich zuckte mit den Achseln. »Allzu viel gibt es da nicht zu erzählen. Wir werden auch bei der Herstellung beobachtet und bewertet, und es wurde zum ersten Mal unruhig, als ich die Farben ins Spiel brachte. Meine Kollegen konnten sich kaum noch auf ihre Torten konzentrieren und starrten mich an. Die Jury – wenn ich es mal so nennen darf – fing schon zu diesem Zeitpunkt an zu diskutieren. Als es um die Bewertung ging, kam es zum offenen Streit. Hatte es wohl noch nie zuvor gegeben. Die eine Hälfte hielt meine Torte für die Unverschämtheit eines durchgeknallten Punks, die andere Hälfte sah sie als außergewöhnliche Kreation einer Künstlerin. Die zweite Hälfte setzte sich durch, aber das Geschrei war groß. Es stand sogar in der Zeitung. Meine Mutter war außer sich, mein Vater versuchte, die Haltung zu bewahren.« Ich lehnte mich zurück. »Das war die Geschichte dieser skandalumwitterten Torte.«
    »Lustig«, sagte Patrick, ohne den Blick vom Monitor zu wenden. Gerade setzte er die Torte per Mausklick in den Entwurf mit dem Model am See. Er wandte sich zu Marie und mir um, deutete auf den Monitor und rief: »Na, was sagt ihr?«
    Es war perfekt.
    Mit den restlichen Motiven lief es nicht viel anders. Wir drei bildeten ein gutes Team. Zu jeder Grafik blätterte ich durch meine Kladden, und Patrick skizzierte die Torten direkt über das Pad in das Bild hinein. Per Mausklick konnten wir mit den Farben experimentieren, und neben sehr viel Blödsinn entwickelten wir jede Menge guter Ideen.
     
    »Bist du zufrieden?«, fragte Marie mich, als wir später beim Abendessen saßen. Patrick hatte sich bereits verabschiedet, da er mit dem Leiter des Museums einen Termin hatte.
    »Wir haben einige sehr schöne Entwürfe«, sagte ich mit vollem Mund, »ja, ich bin zufrieden. Kann man so sagen.«
    »Wie geht es jetzt weiter?«
    Ich zuckte mit den Achseln. »Keine Ahnung. Probebacken, wahrscheinlich, ein paar Sachen ausprobieren. Ob unsere Ideen überhaupt realisierbar sind und so. Und dann so schnell wie möglich mit der Produktion beginnen.«
    »Jetzt schon? Hält das denn so lange?«
    »Klar. Ich werde keine aufwendigen Cremefüllungen machen, das wäre reine Verschwendung. Ich backe trockenen Kuchen, und dann geht es ans Dekorieren.« Ich lachte. »Siehst du, ausnahmsweise kommt es hier mal nur auf das Äußere an.«
    »Na, dann sind die Torten bei den Models ja in optimaler Gesellschaft«, bemerkte Marie nüchtern. »Schöne Hülle, kein Inhalt.«
    Ich hörte

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