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Die Tortenkönigin: Roman (German Edition)

Die Tortenkönigin: Roman (German Edition)

Titel: Die Tortenkönigin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Conrad
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das konnte ich mir nicht vorstellen.
    »Du musst wissen …« Ich verstummte. Nein, das war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, Schwänke aus meinem Leben zu erzählen, dazu kannte ich ihn nicht gut genug. Damit würde ich ihn viel zu nah herankommen lassen. In zwei Wochen würde Patrick sowieso nur noch eine Erinnerung sein.
    »Was muss ich wissen?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ist nicht so wichtig. Lass uns über die Fotos sprechen.«
    Er sah mich neugierig an, ließ das Thema aber kommentarlos ruhen und begann, das Geschirr zusammenzustellen. Ich trug das Tablett ins Haus. Marie saß nicht am Computer, aber ich hörte oben Badewasser einlaufen.
    Patrick hatte seine Mappe auf den Tisch gelegt und klappte sie auf. Aus den Rohskizzen, die er mir vor einer knappen Woche überlassen hatte, waren ausgearbeitete, farbige Gemälde geworden. Als ich genauer hinsah, wurde mir klar, dass er diese Entwürfe am Rechner erstellt hatte. Perfekte, kleine Bühnenbilder für eine durchdachte Inszenierung. Selbst die Models hatten bereits ihre Positionen in den Bildern, und in jedem Motiv gab es eine Lücke für die Torte. Auf einem Bild gab es nur einen leeren Tisch, umgeben von üppigen Draperien aus schwerem Stoff.
    Ich nahm das Blatt und hielt es hoch. »Und was ist das hier? Das Model liegt auf dem Tisch, und ich dekoriere sie mit Zuckerguss?«
    Patrick kicherte. »Gar nicht so schlecht! Aber der Plan sieht anders aus: Ich möchte ein Foto machen, auf dem alle Torten zu sehen sind. Selbst, wenn es nicht im Magazin erscheint, haben wir eine schöne Erinnerung. Du bekommst einen großen Abzug von mir, versprochen. Gerahmt.«
    »Und signiert.«
    »Von mir? Wohl kaum. Wenn überhaupt, dann signierst du. Du bist die Künstlerin.«
    Er wühlte durch die Blätter in seiner Mappe und zog einen mit einer Tabelle und einem menschlichen Körper bedruckten Bogen heraus. »Für Marie, ehe ich es vergesse. Das benutzen die Schneider in einer Theaterschneiderei. Wenn sie Maßnehmen üben will. Exakter geht es kaum. Ist sie im Wohnzimmer? Ich bringe ihn ihr rasch.«
    Er ging hinein, und ich hörte ihn leise mit Marie reden, die ihr Bad offenbar beendet hatte. Als er wieder auf die Terrasse kam, setzte er sich nicht mehr.
    »Ich verabschiede mich jetzt, schließlich sind wir erst für morgen verabredet. Du bist bestimmt müde. Die Mappe lasse ich dir hier, dann kannst du dich ein bisschen inspirieren lassen. Bis morgen, Helene. Träum was Schönes.«
    Ehe ich antworten konnte, war er um die Hausecke verschwunden, und ich hörte sein Auto anspringen und wegfahren.
     
    Ich klappte den Strandkorb nach hinten und setzte mich hinein. Ich hatte gerade die Augen geschlossen, als Maries Stimme ertönte: »Nicht einschlafen, Schneewittchen. Du hast noch nicht Feierabend!«
    Sie wedelte mit dem Blatt, das Patrick ihr gegeben hatte. Mit der anderen Hand schwenkte sie ein Maßband.
    Seufzend ergab ich mich meinem Schicksal. Das Projekt »Die Vermessung der Helene Bernauer« konnte beginnen.

KAPITEL 30
     
    Am nächsten Tag brachte Patrick sein Arbeitsgerät mit: Er konnte ein Pad an sein Laptop anschließen, auf das er direkt zeichnen konnte. Seine Skizze erschien dann als Grafik auf dem Bildschirm und konnte digital bearbeitet werden. Ich war schwer beeindruckt.
    Wir saßen nebeneinander am großen Esstisch im Wohnzimmer, und er öffnete den ersten Entwurf, bei dem ein weißer Fleck den Ort markierte, der für meine Torte vorgesehen war. Das gezeichnete Model trug ein Gewand aus einem Stoff in mattem Türkis, und sie stand unter einer Weide an einem Gewässer mit Schwänen. Neben ihr war ein schmiedeeisernes, zierliches Tischchen mit passendem Stuhl aufgestellt.
    »Torte in Grün- und Blautönen«, murmelte ich, »mit einem Akzent in einer anderen Farbe. In Pink, vielleicht. Warte mal, ich hab da was.«
    Ich sprang auf und rannte in mein Zimmer, um meine Kladden zu holen. Als ich zurückkam, saß Marie auf meinem Stuhl und tuschelte mit Patrick. Sie lächelte mich entwaffnend an und sagte: »Mit diesem Pad würde ich gern mal ein bisschen spielen. Du nicht?«
    »Das klingt irgendwie zweideutig, findest du nicht?«, gab ich zurück und verscheuchte sie mit einer Handbewegung von meinem Stuhl. »Hol dir selbst einen und setz dich zu uns.«
    Ich öffnete meine Kladde und blätterte rasch und zielbewusst bis zu einer bestimmten Seite. Ich schob die Kladde zu Patrick rüber, zeigte auf die abgebildete Torte und sagte: »Die.«
    »Perfekt«, sagte Patrick

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