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Die Tortenkönigin: Roman (German Edition)

Die Tortenkönigin: Roman (German Edition)

Titel: Die Tortenkönigin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Conrad
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sein, so bekam ich früh genug Feierabend, um eventuell sogar noch an der Torte zu arbeiten. Bestens.
     
    Der Vormittag erwies sich als so ruhig wie von Susanne vorhergesagt. Um zehn hielt Majestix in der Scheune eine Eröffnungsrede, und zu meinem Leidwesen wurden seine salbungsvollen Worte per Lautsprecher nach draußen übertragen, damit auch ja niemand ein Wort des Großen Vorsitzenden verpasste. Vermutlich stand Susanne wie immer neben ihm und himmelte ihn an.
    Unser kleines Café war gut besucht, aber noch hatte niemand ein Problem, einen Platz zu finden. Ab kurz vor zwölf wurde es deutlich mehr an Publikum, und die Familien schwärmten aus, um das Angebot zu erkunden. Die Kinder vergnügten sich im Streichelzoo und auf dem Karussell, während Mami und Papi erst über den Flohmarkt schlenderten und dann bei uns einkehrten. So manch einem Papi war deutlich anzusehen, dass er sich lieber an einen der Bierwagen gestellt hätte, aber die Mamis waren durch die Bank entzückt von der Möglichkeit, sich gepflegt hinsetzen zu können. Die Kellnerinnen flitzten hin und her, und als Marie endlich kam, stellte sie sich ohne Umschweife neben mich und half mir, die Bestellungen abzuarbeiten. Wir kamen erst wieder zu Atem, als in der Scheune die Kindertanztruppe angekündigt wurde und das Publikum hineinströmte.
    »Komm, ich brauche eine kurze Pause«, stöhnte ich und zog Marie zu einem der Tische. Wir ließen uns von einem der Mädchen Kaffee bringen.
    »Großer Sport«, sagte Marie schließlich und nickte anerkennend, »auch hier, das Café. Wirklich schön. Eure Kasse dürfte schon ordentlich geklingelt haben.« Sie deutete auf meine Mutter, die mit den Kellnerinnen zusammenstand und Anweisungen erteilte. Ihr Gesicht war entspannt, also musste der Umsatz bisher sehr gut gewesen sein. »Sie sieht zufrieden aus.«
    Ich nickte. »Zweifellos ist sie das. Vermutlich wird sie eine Schubkarre brauchen, um das Geld nach Hause zu schaffen.«
    Aus der Scheune drangen lustige Kindermusik und das asynchrone Trappeln von Kinderfüßen bei ihren ersten Stepp-Versuchen. Der Applaus nach dem Ende einer Nummer war jedes Mal laut und frenetisch.
    »Wie lange dauert das wohl da drin?«, fragte Marie und blinzelte träge gegen die Sonne.
    »Keine Ahnung, aber direkt danach kommt das Männerballett.«
    »Ich weiß. Ich musste das Programm tippen. Männerballett. Entsetzlich.«
    »Gott sei Dank musst du es dir nicht ansehen, wenn du nicht willst.«
    »Gott sei Dank«, gluckste sie vergnügt, aber dann wurde sie plötzlich ernst und setzte sich auf. »Aber das da muss ich mir ansehen, ob ich will oder nicht.«
    Ich drehte mich um. Patrick kam auf uns zu, flankiert von den drei Mädchen von gestern, mit denen eine verblüffende Wandlung vor sich gegangen war: Jetzt sahen sie aus wie Models.
    Wenn ich mich heute daran erinnere, sehe ich die Szene immer in Zeitlupe vor mir: Lange Haare wehten, bemalte Lippen glänzten verführerisch, Augen waren dunkel und verrucht betont, hauchzarte, fast transparente Blusen flatterten über tief sitzenden Jeans und ließen keinen Zweifel daran, dass Büstenhalter nicht zu diesen Outfits gehörten. Fehlte nur noch ein Weichzeichner à la David Hamilton.
    »Wie hieß noch mal diese Serie aus den Siebzigern, mit diesen drei Frauen …?«, fragte Marie, ohne den Blick von dem spektakulären Kleeblatt zu nehmen, das sich uns langsam, aber stetig näherte. »Alle Wetter, die eine hat eine Föhnwelle. Eine Außenwelle .« Ihre Stimme klang beinahe ehrfürchtig.
    »Das ist übrigens Chantal«, verkündete ich, und Marie zog die Augenbrauen hoch.
    »Das ist die Stabheuschrecke? Die gelangweilte Trine von den Fotos? Was Schminke alles ausmacht … irre.«
    »Freut mich, dass es dir gefällt«, sagte ich kiebig.
    Marie lachte leise. »Ho, Brauner, ganz ruhig. Wir sind zu zweit, und wir stecken diese Damen dreimal in die Tasche. Die können dir gar nichts, und Miss Föhnwelle schon überhaupt nicht. Eine falsche Bemerkung, und ich reiße ihr die ondulierten Locken vom Kopf.«
    Sie hob die Hand, winkte und rief übertrieben laut: »Patrick, Darling , da bist du ja endlich! Komm, gib mir einen Kuss!«
    » Darling? Gib mir einen Kuss? «, murmelte ich aus dem Mundwinkel. »Bist du besoffen?«
    Aber Marie kicherte nur und erhob sich vom Stuhl, um Patrick, der samt Gefolge mittlerweile am Tisch stand, mit großer Geste zu umarmen. Chantal bebte, und Patrick sah mich über Maries Schulter fragend an.
    »Und jetzt stell mir

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