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Die Tortenkönigin: Roman (German Edition)

Die Tortenkönigin: Roman (German Edition)

Titel: Die Tortenkönigin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Conrad
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murmelte ich knapp oberhalb der Hörgrenze, »wir haben uns zweimal kurz geküsst.«
    »Wann? Wo?«, rief Marie atemlos und so laut, dass meine Mutter aufmerksam zu uns herübersah.
    »Sch!«, zischte ich. »Meine Mutter kann uns hören! Eigentlich ist überhaupt nichts passiert, und wir haben beschlossen, dass nichts weiter passieren wird. Ende der Geschichte.«
    »Laaangweilig!« Marie kniff die Augen zusammen. »Damit willst du mich doch wohl nicht abspeisen?«
    Ein Schatten fiel auf uns, und wir sahen beide auf. Sven Janssen stand an unserem Tisch.
    »Guten Tag, Helene. Marie.«
    Er trippelte irgendwie aufgeregt hin und her und spähte immer wieder hinüber zu irgendetwas, das in meinem Rücken war.
    »Tag, Sven. Amüsierst du dich? Unsere Pause ist leider gerade vorbei.« Schlau, wie ich war, wollte ich so einer potenziellen Einladung vorbeugen.
    »Hm. Sag mal, Helene … sind das die Models?«
    Sein zitternder Zeigefinger wies über meine linke Schulter hinweg auf … die Models natürlich, wie ich feststellte, als ich mich umdrehte.
    Die drei standen wie hingegossen am Tresen des Bierwagens, eingefroren in Posen unendlicher Langeweile, und starrten hochmütig über die Köpfe der Leute um sie herum, was dank ihrer schwindelerregend hohen Absätze auch mühelos möglich war. Sie ragten wirklich und wahrhaftig wie Türme heraus. Natürlich wurden sie angestarrt. Nicht nur die Männer am Bierstand glotzten, nein, wir standen kurz vor einem Volksauflauf. Patrick hätte seine Modefotos hier machen sollen, mitsamt den Gaffern, das wäre doch mal etwas anderes gewesen.
    »Ja, Sven, das sind die Models.«
    »Kannst du … Würdest du mich …«
    »Vorstellen?«, sagte ich knapp. »Ich glaube nicht, dass das geht. Die Damen sind etwas eigen.«
    »Und nicht besonders gut gelaunt«, fügte Marie hinzu, die es schließlich wissen musste.
    Sven gab sich keine Mühe, seine Enttäuschung zu verbergen, und zog mit hängenden Schultern ab. Ich stemmte mich aus dem gemütlichen Stuhl hoch, denn das Publikum verließ die Scheune wieder. Das Männerballett hatte offenbar alle Pirouetten gedreht, die es zu drehen gab. Ich stutzte, weil ich ein bekanntes Gesicht in der Menge zu sehen glaubte, aber schon war es nicht mehr zu entdecken.
    Außerdem – was sollte Marcel hier in Middelswarfen machen?

KAPITEL 35
     
    Unsere Tische waren rasch wieder besetzt. Marie und ich hatten ordentlich zu tun, und so bemerkte ich ihn erst, als es zu spät war.
    »Hallo, Helene«, sagte Leon, und mir fiel umgehend der Teller aus der Hand. Ein Stück Buttercremetorte klatschte auf meine Schuhe, und ich konnte nur dastehen und ihn anstarren. Wieso war er hier? Für einen Moment glaubte ich zu halluzinieren, aber dann tauchte Marcel hinter ihm auf, der mich ungläubig ansah. Was war das hier? Was passierte hier gerade? Mein Gehirn kam nicht mehr mit.
    Marie war herbeigeeilt und sah sich die Bescherung zu meinen Füßen an.
    »Marie, darf ich vorstellen«, sagte ich automatisch, »das sind Leon und sein Manager Marcel.«
    »Was wollen die denn hier?«
    »Keine Ahnung. Waren auf einmal da. Du siehst sie also auch?«
    Marie prustete kurz und wartete dann ab, was als Nächstes passieren würde.
    »Helene«, sagte Leon versonnen, »ich hatte gehofft, dass ich dich hier treffen würde.«
    »Hau ab, Leon. Lass mich in Ruhe.«
    »Ich kann leider nicht abhauen, weil ich gleich hier auftreten werde.« Er lächelte strahlend. »Freust du dich nicht auch ein bisschen? Ich vermisse dich jeden Tag.«
    »Seit wann ist klar, dass er heute auftreten wird? Bei dieser Veranstaltung?« Ich sah Marcel an.
    »Seit zwei Tagen? Drei …? War wohl ein Notfall. Die Sängerin, die ausgefallen ist, wird von der gleichen Agentur vertreten wie wir.«
    Tatsächlich schien alles ein Zufall zu sein. Ich schüttelte den Kopf, weil ich mich weiterhin weigerte zu akzeptieren, was da gerade passierte, es war zu unvorstellbar. Aber da standen Leon und Marcel, und ich fühlte mich wie … ja, wie fühlte ich mich eigentlich? Eher so, als wäre ich nicht diejenige, der das gerade passierte, sondern nur eine unbeteiligte Zuschauerin.
    »Ich … ich möchte nicht mit euch reden«, brachte ich mühsam heraus, »lasst uns bitte so tun, als hätte diese Begegnung niemals stattgefunden.«
    Pathetisch, aber treffend. Genau das wünschte ich mir.
    »Das kannst du nicht tun«, lamentierte Leon, »jetzt, wo ich dich endlich gefunden habe! Tu mir das nicht an, Helene, ich flehe dich an. Du bist mein

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