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Die Tortenkönigin: Roman (German Edition)

Die Tortenkönigin: Roman (German Edition)

Titel: Die Tortenkönigin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Conrad
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einfach abwarten, bis die Damen genug hatten und in ihr Hotel wollten, erklärte er.
     
    In der Umbaupause nach dem Shantychor gaben wir noch einmal alles und waren tatsächlich so gut wie ausverkauft, als Leons Auftritt begann und der Platz vor der Scheune sich leerte. Ich hatte sogar die drei Modeltürme hineinstöckeln sehen, was Patrick augenrollend und genervt bestätigte. Offenbar hatten die Damen noch lange nicht genug.
    Leons Discopop, der sich für mich immer anhörte wie etwas, das ich bereits kannte, drang aus der Scheune.
    Marie verdrehte die Augen. »Das ist ja grauenhaft. Damit verdient er sein Geld?«
    »Sieht so aus.«
    Sie sah sich um. »Alles soweit aufgeräumt. Meinst du, wir können uns ein Bier genehmigen?«
    Sie holte drei Glas Bier vom Bierwagen, und wir setzten uns zu Patrick.
    »Hoffentlich ist der Clown da drin bald fertig, ist schon die zweite verdammte Zugabe«, grummelte er, und wie auf sein Stichwort hörten wir, dass Leon sich bei seinem Publikum bedankte und sich verabschiedete. Vereinzelte Rufe nach weiteren Zugaben wurden nicht erhört, und das Publikum strömte heraus. Die Models blieben verschwunden.
    »Kleine Aftershow-Party?«, rätselte Patrick. »Ich warte jetzt noch eine Viertelstunde, dann hole ich sie raus.«
    Wir beobachteten träge und schweigend den Eingang der dunklen Scheune, und schließlich, nach etwa zwanzig Minuten, kamen Chantal und eins der beiden anderen Mädchen blinzelnd aus der Dunkelheit geschwankt und sahen sich suchend um.
    »Du liebe Güte«, murmelte Patrick, »wo, zum Teufel, ist …« Er riss den Arm hoch, winkte und rief: »Hier bin ich! Hallo!«
    Endlich wurde Chantal aufmerksam, und die beiden Mädchen stolperten auf uns zu. Sie sahen etwas derangiert aus und hatten offenkundig ein paar Longdrinks zu viel intus. Unsicher blieben sie neben dem Tisch stehen.
    »Wo ist Oksana?«, fragte Patrick.
    Damit war für mich endlich diese Frage geklärt. Das betrunkene Mädchen neben Chantal war Fiona.
    Chantal stürzte sich in eine weitschweifige, mit zahllosen unwichtigen Details geschmückte Geschichte. Fazit: Man habe zu dritt gestanden und das Konzert verfolgt, und auf einmal sei Oksana verschwunden gewesen. Sie hatten sich nicht von der Stelle gerührt, aber die Vermisste sei nicht wieder aufgetaucht.
    »Jetzt reicht es mir aber langsam«, sagte Patrick und sprang auf. »Ihr beide setzt euch und wartet auf mich«, herrschte er Chantal und Fiona barsch an. Dann wandte er sich an Marie und mich. »Helft ihr mir suchen?«
     
    Wir verteilten uns. Marie übernahm den Streichelzoo und den Flohmarkt, ich graste Bierwagen und Gastronomiestände ab, Patrick suchte in der Scheune.
    Marie kam keuchend heran. »Nix. Hast du sie gesehen?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Wo ist Patrick?«
    »In der Scheune, glaube ich.«
    Wir gingen hinein, aber es war niemand zu sehen. Die Hintertür des riesigen Gebäudes stand offen.
    »Vielleicht ist er hinten raus und sucht da. Los, ich gehe links rum, du rechts«, kommandierte Marie und marschierte los. Ich bog rechts um die Ecke und stand auf einem breiten, grasbewachsenen Streifen, auf dem sich einige Büsche verteilten. Hinter einem, der ein paar Meter entfernt stand, glaubte ich eine Bewegung zu sehen. Vielleicht war ihr schlecht geworden, und sie lag hilflos da?
    Hinter mir hörte ich Schritte, und Patrick sagte: »Und? Hast du sie gesehen?«
    Ich schüttelte den Kopf und deutete auf den verdächtigen Busch, an dem sich jetzt sogar einige Blätter bewegten. Wir rannten gleichzeitig los und blieben in exakt der gleichen Sekunde abrupt stehen, als wir sahen, was hinter dem Busch vor sich ging: Oksana und Leon standen eng umschlungen und küssten sich, als ob sie ineinanderkriechen wollten. Leons Hände machten sich dabei mit gierigen Bewegungen unter Oksanas Bluse zu schaffen.
    Natürlich – warum war ich nicht gleich darauf gekommen?
    Der Anblick der beiden versetzte mir einen Stich. Die Tatsache, dass Leon mir vor wenigen Stunden noch erklärt hatte, ich sei sein Leben, hielt ihn nach wie vor nicht davon ab, alles mitzunehmen, was sich ihm anbot. Er würde sich niemals ändern. Und wenn ich noch eine Bestätigung dafür gebraucht hatte, sah ich sie gerade vor mir.
    »Verdammt, Oksana!«, donnerte Patrick.
    Leon drehte kurz den Kopf zur Seite und sagte: »Hau ab, du Penner. Oksana ist beschäftigt.«
    Dann erkannte er mich. Er stieß das Mädchen von sich. »Helene, bitte … die kleine Schlampe hat nicht lockergelassen …

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