Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition)
drehte sich noch einmal zu Carlo um. »Du brauchst nicht auf uns zu warten, Franco. Wir sind in einer Dreiviertelstunde wieder zurück. Wenn du früher fertig bist, zieh einfach die Tür zu.«
Maria nickte bekräftigend.
»Also, meinetwegen können wir aufbrechen. Ciao, Franco.«
Beide winkten Carlo noch einmal zu.
Er sah ihnen nach und schob seine Mütze in den Nacken. Irgendetwas hatte sich verändert an diesem Roberto Darling.
Das Verde lag kaum fünf Gehminuten von der Kanzlei des Avvocato Celli entfernt. Der Andrang um die Mittagszeit war groß, denn es hatte sich vor allem in weiblichen Kreisen herumgesprochen, dass man hier einen Mittagsimbiss einnehmen konnte, der sich nicht sofort an den Hüften absetzte.
»Man muss nur ein gutes Konzept haben, dann funktioniert es«, sagte Robert, als er die Warteschlange am Buffet sah.
»Es ist nett von Ihnen, dass Sie mich einladen wollen, aber wir müssen dort nicht unbedingt hineingehen. Wie gesagt, ich esse sonst nie zu Mittag. Lassen Sie uns lieber ein Stück gehen. Das ist bei einer sitzenden Tätigkeit viel sinnvoller. Ich gehe gern zur Piazza della Signoria, setze mich dort einen Augenblick in die Loggia und gehe dann wieder zurück. Haben Sie Lust?«
Robert nickte und vermied den Blickkontakt. Das ist nicht gut, was du hier machst, Roberto! Natürlich war dies der einzige Weg, um an die Listen zu kommen, aber auch er merkte, dass er dieser Frau Signale gegeben hatte, die ankamen. Und er musste sich eingestehen, dass ihm das nicht schwergefallen war. Gedankenverloren wollte er die Straße überqueren.
Maria griff nach seinem Arm. »Halt, Roberto. Zur Piazza geht es in diese Richtung.«
»Danke«, sagte Robert lächelnd. »So richtig kenne ich mich hier immer noch nicht aus.«
»Das macht doch nichts. Schauen Sie mich doch an. Ich alte Frau war noch niemals in Amerika.«
Robert blieb stehen. »Die alte Frau nehmen Sie sofort wieder zurück. Und ob man unbedingt in Amerika gewesen sein muss? Da gibt es unterschiedliche Ansichten.«
Maria lachte. »Naja, irgendwann wird Celli mir mal drei Wochen Urlaub am Stück gestatten. Allerdings weiß ich nicht, wie er so lange ohne mich auskommen soll. Das, vorhin am Telefon, das war doch wieder einmal typisch.«
»Was meinen Sie?«
»Ich sollte mich ja nicht lustig machen, weil ich gestern selbst die Termine verwechselt habe. Aber er hat das auch getan. Er ist nicht heute und morgen in Rom, sondern morgen und übermorgen. Und außerdem hat er eine Akte vergessen, die er dort dringend braucht. Die habe ich ihm rausgelegt. Er kommt jetzt kurz rein und holt sie. Aber deswegen lasse ich mir doch meine Mittagspause nicht verderben.«
Sie griff nach Roberts Arm und wollte ihn weiterziehen. Ihr fiel nicht auf, dass er blass geworden war. Mein Gott, Carlo , dachte er. Er schaute demonstrativ zur Uhr. »Oh, verflixt! Maria, ich bin genau so ein Idiot. Jetzt habe ich tatsächlich auch einen Termin vergessen. Ich muss sofort zurück.« Roberto, behalte jetzt die Nerven!
Er stellte sich eine Szene vor, in der Celli in die Kanzlei kam und Carlo gerade den Stahlschrank knackte.
Maria zuckte mit den Schultern. Ihre Treffen mit diesem Mann schienen unter keinem glücklichen Stern zu stehen.
Carlo betrachtete das Schloss des Stahlschrankes in Cellis Zimmer. Es war nicht einfach zu knacken. Der Zylinder schloss nicht bündig mit der Stahlwand ab, sondern wurde noch rund zwei Millimeter in sie hineingedrückt. Ein Werkzeug seitlich anzusetzen war nicht möglich. Er klappte sein Taschenmesser auf, um zu prüfen, ob der Zylinder in der Führung wenigstens etwas Spiel hatte, als er hörte, wie sich ein Schlüssel im Schloss der Eingangstür drehte. Roberto? Er schaute auf die Uhr. Dafür war es noch zu früh. Dann konnte es nur … Carlo wurde blass und verschwand so schnell er konnte ins Herrenklo. Er hörte die Schritte eines Mannes auf den Eichendielen.
Dann rief eine Stimme: »Maria, sind Sie da?«
Die Schritte kamen näher.
Jetzt sprach die Stimme leiser. »Das kann doch nicht wahr sein! Geht weg und schließt nicht ab! Na, die kann was erleben.«
Was soll ich machen , dachte Carlo. Aus dem Fenster und verschwinden? Er begann zu schwitzen. Die Ta s c h e! Er zuckte zusammen. Seine Werkzeugtasche stand noch im Vorzimmer, und unter der ledernen Klappe stand sein richtiger Name. Er entschied sich für eine Flucht nach vorn, stieß die Tür so laut wie möglich auf und ging in den Flur.
Celli, der gerade in sein Zimmer gehen
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