Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition)
dazu geeignet, ein Schloss zu öffnen, aber nicht dazu, es zu schließen. Er fluchte. Wenn er den Schrank jetzt mit dem herausragenden Zylinder offenstehen ließe, würde Maria das sofort bemerken und Celli alarmieren. Ein paar Sekunden hast du noch, Carlo Sebaldo , sagte er zu sich selbst. Denk nach! Im Treppenhaus hörte er bereits Marias Lachen und Roberts Stimme.
Es wird nicht nur einen Schlüssel zu diesem Schrank geben. Und einen hat Celli, wie Roberto berichtet hatte. Aber wo versteckt man den Zweitschlüssel? Er schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. Im Schrank natürlich! Er riss die zweite Lade auf. Darin lagen nur ein paar dünne Akten und ein länglicher Kasten aus Holz. Er hob den Kasten hoch und hörte gleichzeitig, wie die Eingangstür aufgeschlossen wurde. Der Schweiß lief ihm in Bächen den Rücken hinunter. Aber er hatte Glück: Unter dem Kasten lag ein Schlüsselbund. Einer musste zu dem Schrank passen.
»Es war zugesperrt. Demnach sind beide nicht mehr hier«, hörte er Maria durch die halb geöffnete Tür sagen.
Der Schlüssel passte. Carlo schloss den Schrank ab, griff nach seiner Werkzeugtasche und eilte über den Flur. Dass er das Lederetui mit den Instrumenten auf dem Fußboden hatte liegen lassen, bemerkte er in der Eile nicht.
»Ja«, sagte Maria, »Celli war schon da. Die Akte, die ich ihm hingelegt hatte, ist weg. Aber dann muss Franco ja in wenigen Minuten fertig gewesen sein. Er hat ja wohl nicht abschließen können!«
»Nein, kann er nicht, aber Ihr misstrauischer Chef hat mich eingeschlossen.« Carlo stand in der Tür und bemühte sich, ein möglichst beleidigtes Gesicht zu machen.
Maria erschrak, und Robert bemerkte an Carlos durchgeschwitztem Hemd, dass es offensichtlich um Sekunden gegangen sein musste. Um Fragen von Maria zuvorzukommen, lachte er Carlo an. »Na, mein lieber Franco, du schwitzt ja so. Das war wohl doch etwas schwieriger, als du gedacht hattest?«
»Das kannst du wohl sagen«, spielte Carlo erleichtert mit. »Dieser Fensterflügel ist vor hundert Jahren eingebaut und bestimmt fünfzig Mal gestrichen worden. Ich muss ihn ausbauen, sonst kann ich ihn nicht abhobeln. Scusa, Signora, aber das kann noch etwas dauern.«
Robert merkte plötzlich, wie Carlo um Fassung rang und auf etwas auf dem Fußboden starrte. Er verfolgte den Blick und sah Carlos Lederetui auf dem Fußboden im Türrahmen zu Cellis Zimmer liegen. Auch Maria bemerkte es.
Carlo bekam sich wieder in den Griff. Er nahm seine Mütze ab und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Meine Güte, da liegt es. Und ich habe es seit einer halben Stunde gesucht. Muss mir vorhin aus der Tasche gefallen sein, als ich mich mit Ihrem Chef unterhalten habe.« Er ging hastig zu Cellis Tür, bückte sich und steckte das Etui in die Tasche seiner Latzhose. »Das sind Spezialwerkzeuge. Ohne die ist das verdammte Fenster nicht zu reparieren.«
Maria lächelte.
»Franco, tut mir leid, ich muss jetzt weg und kann dich leider nicht mitnehmen.«
»Ich komme schon allein zurecht. Ich bin nämlich schon volljährig«, brummte der und verschwand im Flur.
Robert lächelte Maria an.
»Da haben Sie jetzt aber ein Beispiel für drei lebensuntüchtige Männer wie aus dem Lehrbuch! Ich hoffe, Sie sind mir nicht böse?«
Maria lächelte zurück.
»Ihnen kann man nicht böse sein. Das sagt Francesca auch immer.«
Robert schaute sie verblüfft an.
»Francesca?«
Maria behielt ihr Lächeln.
»Ja, natürlich. Francesca Sacconi. Meine beste Freundin.«
23. KAPITEL
R obert wischte sich eine Träne aus dem rechten Augenwinkel und ließ sich fast atemlos vor Lachen in seinen Schreibtischsessel fallen. »Carlo, ich glaube es nicht! Du hast Celli tatsächlich vor Einbrechern gewarnt?! Das ist ja wohl der Höhepunkt der Dreistigkeit. Du solltest umsatteln. Als Safeknacker hast du bestimmt eine steile Karriere vor dir.«
»Und du als Heiratsschwindler!«, gab Carlo ihm Kontra. Und an Susan gewandt sagte er: »Du hättest mal sehen sollen, wie er diesen Vorzimmerdrachen um den Finger gewickelt hat. Die hätte alles für ihn getan.«
Susan warf Robert einen Blick zu, der ihm eindeutig mitteilte, dass sie solche Schilderungen nicht gerade amüsierten.
Robert versuchte abzulenken, stand wieder auf und streckte beide Arme aus. »Los, Carlo, nun gib mir die Mappe. Ich bin wahnsinnig gespannt.«
Wortlos griff Carlo in seine Werkzeugtasche und holte die dunkelrote Mappe hervor, die mit drei schwarzen Bändern an den
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