Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition)
einen Teil seiner Lebenszeit geraubt hat.«
»Da haben Sie wieder einmal recht.« Jetzt lachte auch Maria. »Bei Vom Winde verweht ging mir das so. Ich verstehe bis heute nicht, warum das so ein gigantischer Erfolg ist. Und den Film fand ich noch schrecklicher.«
Robert schlug sanft mit der rechten Hand auf den Tisch. »Sehen Sie, ich habe es gewusst! Wir haben genau denselben Geschmack. Dieser Film ist nicht nur schrecklich, er ist an vielen Stellen historisch auch falsch. Aber das führt jetzt zu weit. Darf ich Sie noch etwas anderes fragen, Maria?« Er hielt gespielt entsetzt seine Hand vor den Mund. »Oh, Verzeihung, durfte ich das sagen?«
Marias Gesicht hatte sich entspannt. »Natürlich. Dann sage ich Robert zu Ihnen. Das ist doch Ihr Name?«
»Zur Hälfte. In meinen Adern fließt amerikanisches, aber auch italienisches Blut. Getauft bin ich auf den Namen Roberto. Sie können sich einen aussuchen.«
Marias Schultern sackten langsam ab. Sie entspannte sich und fühlte sich wohl. Die von ihr beschlossene halbe Stunde näherte sich langsam dem Ende.
»Darf ich Sie etwas fragen, Roberto?«
Er nickte und stellte wieder einmal fest, dass Frauen ihn lieber Roberto nannten. Das klingt höchstwahrscheinlich weicher und sinnlicher als Robert. Nur Susan sagt Robert. Aber das ist eben amerikanisch. Und ein Amerikaner ändert nie das, was er für richtig hält. Und bestellt zum Schrecken aller italienischen Köche zu einer Saltimbocca alla Romana eine Diätcola. Seine Gedanken begannen abzuschweifen, aber sein Blick begegnete den fragenden Augen Marias. »Bitte«, sagte er, »fragen Sie.«
»Wenn das stimmt, was Sie bisher gesagt haben, dann mögen Sie mit Sicherheit auch ein bestimmtes Stück von Gershwin.«
Robert runzelte die Stirn. »Welcher? Ira oder George?«
Maria schaute ihn hilflos an.
»Pardon, Maria, das war jetzt gemein. Ich vermute, Sie meinen die Rhapsodie in Blue ? Das war die erste gelungene Verbindung zwischen Klassik und Jazz. Der Titel stammt übrigens von Ira Gershwin, dem Bruder von George. Aber Sie haben genau ins Schwarze getroffen. Besonders das Klarinettensolo am Anfang liebe ich sehr. Genau aus diesem Grund habe ich als ganz junger Mann angefangen, Klarinette zu lernen. Habe aber bald gemerkt, dass ich kein Talent dazu habe.«
Die halbe Stunde, die Maria mit Robert höchstens hatte verbringen wollen, neigte sich dem Ende zu. Sie wurde unruhig. Was sollte sie machen? Sie musste ihre Distanz bewahren, ohne Robert zu zeigen, wie sehr sie an ihm interessiert war.
»Oh, Roberto, verzeihen Sie mir. Ich muss fort. Ich habe am Dienstag immer meinen Französischkurs.«
Robert sah sie verblüfft an. »Das ist schön. Nichts bringt einen weiter, als möglichst viele Sprachen zu sprechen. Aber mit aller gebotenen Zurückhaltung: Heute ist Montag.«
Maria bemühte sich, möglichst fassungslos auszusehen. Sie schlug sich sanft mit der rechten Hand gegen die Stirn. »Ach ja! Natürlich! Morgen ist erst Dienstag! Klar, morgen und übermorgen ist Signore Celli ja in Rom. Da können Sie mal sehen, was passiert, wenn ich meinen Terminkalender nicht vor der Nase habe. Ohne ihn bin ich völlig hilflos.« Sie lachte.
Robert lachte mit ihr und schaute auf die Uhr. »Neunzehn Uhr vorbei. Das heißt, dass Sie jetzt einen Aperitivo mit mir trinken werden?«
Maria bemühte sich, immer noch zweifelnd auszusehen. »Gut. Aber nur einen.«
»Wir kennen uns erst seit ein paar Stunden, und es steht mir eigentlich nicht zu, solche Fragen zu stellen. Da wir aber festgestellt haben, dass wir auf einer Wellenlänge liegen, darf ich Sie etwas fragen, nach dem man sonst nach so einer kurzen Zeit nicht fragt?«
Maria machte große Augen. Also doch. Jetzt würde er, wie alle Männer, das Gesprächsthema ins Schlüpfrige steuern.
»Maria«, sagte er und atmete tief ein, »ich glaube, Sie haben bisher keine guten Erfahrungen mit Männern gemacht. Stimmt das?«
Maria schaute ihn fassungslos an. Zum einen hatte sie eine ganz andere Frage erwartet, zum anderen traf sie sie mitten ins Herz. »Lassen Sie es mich … Nein, ich will es anders formulieren. Es ist … nein … Es hat … Meine Güte, was stottere ich denn hier herum? Nun gut, um es kurz zu machen. Ich war zweimal verheiratet. Und beide Männer waren … Ich will nicht näher darauf eingehen. Aber seitdem ist meine Meinung über Männer nicht die beste.«
»Das tut mir leid. Aber Ihr Chef, dieser Signore … Wie heißt er doch gleich?«
»Celli«, sagte
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