Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition)
rechnen.
»Hat der Herr sich zurückgezogen? War es ihm etwa zu anstrengend?« Ihre Mundwinkel gingen spöttisch nach unten. »Hattest du nicht gesagt, du wolltest mich anrufen? Deine Haushälterin hat gesagt, du wärst nicht da. Sie lügt übrigens sehr schlecht. Das solltest du noch mit ihr üben.«
Robert bemühte sich, ein bedrücktes Gesicht zu machen.
»Francesca, ich kann es dir erklären. Ich hatte verschlafen und musste noch einige dringende Dinge erledigen. Jetzt gerade wollte ich dich anrufen.«
Francescas Blick glitt an ihm hinauf und hinunter, so wie zwei Frauen sich anschauen, wenn sie lästige Konkurrenz wittern. »Dringend? Etwas Dringenderes als mich gibt es gar nicht.« Ihr Mund verzog sich zu einem arroganten Lächeln. »Willst du mir gar nichts anbieten?«
Verdammt, sie sieht hinreißend aus, aber du musst sie irgendwie loswerden. Er merkte, wie sich neue Verwicklungen anbahnten. Das konnte er wirklich nicht gebrauchen. »Kann ich dir eine Erfrischung …«
Francesca hatte sich bereits abgewandt. »Das ist also dein Haus«, sagte sie und ging an ihm vorbei in die Halle.
Robert eilte mit schnellen Schritten hinter ihr her. »Francesca, Liebling, lass uns auf eine der unteren Terrassen am Hang gehen. Da ist es jetzt wunderschön.«
Francesca drehte sich nur kurz um. »Die Terrassen kenne ich. Dein Haus will ich sehen. Und du lebst ganz allein hier?«
Robert nickte und merkte, wie ihm warm wurde. »Ja«, sagte er und musste schlucken. »Manchmal habe ich aber auch Gäste. Hier gibt es mehrere …«
Francesca schnitt ihm das Wort ab. »Und wo ist dein Atelier? Dort?«
Sie ging auf den Flur zu, an dessen Ende die Küche lag.
»Nein, nein, da geht es zur Küche.« Er packte sie am Arm. »Komm, ich zeige dir mein Atelier.«
Francesca schaute ihn erstaunt an. »Warum bist du denn so aufgeregt? Gibt es etwas, das ich …«
In diesem Augenblick waren Schritte auf der Treppe zu hören. Mit nackten Füßen und in einen weißen Bademantel gehüllt kam Susan die Treppe hinunter. »Guten Morgen, Robert, ich fürchte, ich habe …«
In diesem Moment entdeckte sie Francesca, die die blonde Frau auf der Treppe wie ein Gespenst anstarrte.
»Oh, Entschuldigung«, stammelte Susan, »ich wusste nicht, dass …«
Sie drehte sich um und ging wieder nach oben. »Ich komme später …«
Francesca rang um Fassung. Ihr Puls raste. »Ich glaube es einfach nicht!«
Robert hielt beide Hände in die Höhe. »Francesca, bitte, es ist nicht so, wie du …«
Francesca warf ihm einen mordlüsternen Blick zu. Ihre Stimme wurde lauter. »Sag jetzt nicht diesen idiotischen Satz! Ich sehe, was ich sehe. Jede Nacht eine andere. Respekt. Der Herr hat Kondition!« Francesca kniff die Augen zusammen. »Aber eins sage ich dir: Mit einer Sacconi machst du so etwas nicht. Das wird Folgen für dich haben. Ich schwöre es dir.«
Ohne ihn noch einmal anzusehen, stapfte sie aus der Halle.
Robert war ratlos. Eine Erklärung war jetzt nicht mehr möglich. Auch keine plausible. Trotzdem rief er hinter ihr her: »Francesca, ich versichere dir …«
Doch die aufgebrachte Florentinerin war bereits in ihren Wagen gestiegen und gab so heftig Gas, dass eine Hand voll Kieselsteine durch die Luft flog.
Mist, Mist, Mist. Du Idiot, du Trottel. Warum hast du sie nicht angerufen und ihr alles erzählt? Er atmete tief ein und ging zurück ins Haus. Vor der Treppe blieb er stehen. »Susan«, rief er hinauf, »können Sie bitte herunterkommen?«
Eine Minute später war Susan wieder auf der Treppe. Diesmal vollständig angezogen.
»Verzeihen Sie mir. Ich glaube, ich habe Sie in eine dumme Situation gebracht. Ich wollte nur fragen, ob Sie mir ein T-Shirt leihen können. Die Dame schien sehr aufgeregt.«
Robert versuchte, gelassen zu wirken. »Halb so schlimm. Das renkt sich wieder ein. War nur ein Missverständnis. Kommen Sie. Ich habe Frühstück gemacht.«
*
Manchmal können Vorurteile ganz nützlich sein. Die zwei Italiener, die auf dem Aeroporto Vespucci suchend um sich blickten, wussten nicht genau, auf wen sie warteten. Zwei deutsche Spezialisten, hatte es geheißen, die wüssten, wie man Störenfriede ohne viel Aufsehen aus der Welt schaffte.
Da die beiden schon etliche Filme gesehen hatten, in denen eine solche Sorte Mensch gezeigt wurde, waren sie nicht sonderlich erstaunt, dass die Herren, die durch die automatische Ausgangstür kamen, genau diesem Klischee entsprachen.
Georg Dreisse war untersetzt und hatte einen fast
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