Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition)
Bruchstein, das Eingangstor war vergittert.
»Halten Sie an«, zischte Robert, »ich steige hier aus.«
Der Fahrer trat in die Bremse. »Soll ich auf Sie warten, Signore?«
»Ja«, sagte Robert und gab dem Fahrer einen Hundert-Euro-Schein, »ich bin sicher gleich wieder da.«
Der Fahrer des Peugeot hatte die Scheibe der Fahrerseite heruntergelassen und hielt eine Fernbedienung aus dem Fenster. Mit einem surrenden Geräusch fuhr das Tor zur Seite.
Robert war stehen geblieben und wartete, bis das Auto in der Einfahrt verschwunden war und sich das Tor wieder geschlossen hatte. Dann ging er mit der Gelassenheit eines Spaziergängers auf das Haus zu. Er merkte sofort, dass es nicht möglich war, sich diesem Haus zu nähern, ohne Aufsehen zu erregen. Über die Mauer zu steigen, war am helllichten Tag wenig angebracht. Außerdem entdeckte er eine Überwachungskamera an der Einfahrt. Wer sich so von der Welt abschottet, hat nicht nur eine Kamera , dachte er. Also brauchte er einen Vorwand, eine offizielle Begründung, um in dieses Haus hineinzukommen.
In der linken Seite der Mauer waren vor dem Gitter ein Klingelknopf und eine Gegensprechanlage eingebaut. Robert dachte nur wenige Sekunden nach und drückte dann auf den Knopf.
Kurz darauf meldete sich eine herbe, weibliche Stimme. »Ja, bitte?«
»Buon giorno, Signora, mein Name ist Robert Miller. Ich bin ein Autor aus New York und arbeite gerade an einem Buch über vorbildlich restaurierte Villen in der Toskana. Ihre ist ein ganz besonders schönes Exemplar. Sechzehntes Jahrhundert, nicht wahr? Ich würde gern einen Termin mit Ihnen vereinbaren, an dem ich mir Ihr Haus in Ruhe ansehen könnte …«
»No, no, no«, sagte die Stimme barsch, »das geht nicht. Signore Casini ist an so etwas nicht interessiert. Bitte gehen Sie.«
»Halt, warten Sie!«, rief Robert etwas lauter. »Kann ich Signore Casini nicht selbst fragen?«
»Nein«, sagte die Stimme, »der Signore ist nicht zu Hause. Ich bin die Haushälterin, und außer mir ist niemand hier.«
Robert stutzte. Das ist eindeutig gelogen. Gerade ist doch der Mann mit der Sonnenbrille auf das Grundstück gefahren. Irgendetwas ist hier faul. »Moment, wo erreiche ich denn Signore Casini?«
Im Lautsprecher war ein Knacken zu hören. »In seinem Laden in Florenz. Und jetzt gehen Sie bitte.«
Die Verbindung brach ab.
Du bist ganz dicht dran! Vielleicht solltest du jetzt Commissario Ferri anrufen. Aber was ist, wenn du dich geirrt hast? Du solltest doch lieber erst einmal diesen Casini unter die Lupe nehmen …
Hastig ging er zum Taxi zurück.
»Wir fahren wieder nach Florenz. Geben Sie Gas!«
Der Fahrer zuckte mit den Schultern, wendete und fuhr mit aufheulendem Motor in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Vorbei an Villen und Gärten – und an einem schwarzen Volvo, der im Schatten einer Pinie parkte.
*
»Weißt du, wer in dem Haus wohnt?«, fragte Dreisse den auf der Rückbank sitzenden Silvio.
Der schüttelte den Kopf. »No, Signore, das weiß ich nicht.«
Dreisse streckte seine Beine aus. »Auf jeden Fall scheint er etwas gefunden zu haben.«
Makowski, der hinter dem Steuer saß, schaute seinen Partner fragend an.
»Er hatte es ziemlich eilig, irgendwohin zu fahren. Jemand, der nichts entdeckt hat, verschwindet frustriert und langsam.«
»Und warum sind wir ihm dann nicht gefolgt?«
Dreisse grinste.
»Weil mich im Moment mehr interessiert, was es mit diesem Haus auf sich hat. Er kommt uns ja deshalb nicht abhanden.«
Makowski öffnete die Fahrertür. »Dann sehen wir doch mal nach.«
»Lass das«, fuhr Dreisse ihn an. »Wir warten, bis es dunkel wird.«
*
Donatella Medici ging im Zimmer auf und ab. »Casini?«
Robert nickte nervös. »Ja, Mamma. Er muss einen Laden in Florenz haben und nicht gerade arm sein. Sollen wir vielleicht Tante Pippa fragen?«
Robert war sich sicher: Wenn es zwei Personen in Florenz gab, die alle Leute mit Geld und Einfluss kannten, dann waren es seine Mutter und seine Tante. Es war eine Art Sport für die beiden Damen, möglichst viele Einzelheiten über die Mitglieder dieser Gesellschaftsschicht zusammenzutragen, und die Annahme, ihre Schwägerin könnte mehr wissen, kam Donatella Medici deshalb einem Affront gleich.
»Nein, nein, Roberto«, sagte sie in einem tadelnden Ton. »Das kann eigentlich nur Luigi Casini sein. Er betreibt einen Antiquitätenhandel.«
»Dann wird er doch wohl auch in den erlauchten Kreisen der Medici und der Sacconi verkehren?«
Donatella
Weitere Kostenlose Bücher