Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition)
schaute auf den Dielenboden und machte eine wedelnde Bewegung mit dem Zeigefinger. »Nein, das tut er nicht.«
Robert schaute seine Mutter verblüfft an. »Und warum nicht?«
Donatella hatte sich auf einem Sessel mit einem Eichengestell niedergelassen, dessen gepolsterte Rückenlehne mit einem Gobelin überzogen war, auf dem ein Paradiesvogel zu sehen war. Sie atmete tief ein, denn sie hatte ein Gespür dafür, wann der gewöhnliche Tratsch aufhörte und die üble Nachrede begann. »Du weißt doch, Roberto, die Leute reden. Und über diesen Casini eigentlich nur Schlechtes. Er war in mehrere … in weiß nicht, wie ich das nennen soll … verwickelt, kam aber immer wieder mit heiler Haut heraus.«
»Und was war das?«
»So wie ich gehört habe, arbeitet er für reiche Sammler. Besonders in Amerika. Für die sucht er ganz bestimmte Stücke und verkauft sie dann für ziemlich große Summen.«
»Und was ist daran illegal?«
Donatella druckste herum. »Ich weiß es nicht so genau. Aber bei einigen dieser Aktionen hieß es, er habe Leute, die ihm solche Stücke besorgen und die auch vor Einbruch und Diebstahl nicht zurückschrecken. Es war sogar schon von Schlimmerem die Rede. Aber … wie gesagt … man erzählt sich ja so einiges. Einmal ist er mit Marco Sacconi aneinandergeraten. Und seitdem ist er in unseren Kreisen nicht mehr willkommen. Du weißt, wie sehr Sacconi Menschen verabscheut, die es mit dem Gesetz nicht so genau nehmen.«
Wenn du wüsstest, wie gut dein Sohn das weiß .
*
Makowski war als erster auf die Mauer hinter dem Haus gestiegen.
»Los, hilf mir«, flüsterte Dreisse.
Makowski packte ihn mit seiner riesigen Hand und zog ihn hoch. Dreisse unterdrückte einen Schmerzensschrei. »Idiot! Willst du mir den Arm abreißen?«
Aber das hörte Makowski nicht mehr. Er war bereits von der rund zwei Meter fünfzig hohen Mauer hinuntergesprungen – und das mit einer Behändigkeit, die man dem grobknochigen Mann gar nicht zugetraut hätte.
Er sah die Hunde erst, als er auf dem Rasen landete. Die beiden weißen Dogo Argentinos schossen auf ihn zu, ohne zu bellen. Makowski ging hastig ein paar Schritte rückwärts.
Er hatte das dumpfe Plopp-Geräusch schon erwartet, das aus Dreisses Makarov PB mit eingebautem Schalldämpfer kam. Dreimal kurz hintereinander. Der erste der beiden muskulösen Kampfhunde schlug einen Salto nach hinten und blieb dann liegen. Den zweiten erwischte die Kugel im Sprung. Es folgte ein kurzer, heller Schrei wie bei einem Menschen, ein Blutstrahl spritzte auf das weiße Fell und den Rasen. Dann war auch der zweite Hund tot.
»Sauber«, sagte Makowski, ohne eine Miene zu verziehen, »dem einen hast du gleich das Gehirn mit rausgepustet.«
Dreisse legte den Zeigefinger an den Mund. »Halts Maul, Idiot.« Er wartete einen Augenblick, dann sprang er von der Mauer. »Ich gehe nach vorn, du hältst dich im Hintergrund.«
Makowski ging noch ein paar Schritte rückwärts und verschwand im Dunkel des Gartens.
Langsam bewegte sich Dreisse auf das Haus zu. Dort ging das Licht über einer Seitentür an. Die Tür öffnete sich, und das Licht fiel auf einen großen Mann mit heller Haut und fast weißem Haar, der ins Dunkel horchte.
»Anyone here?«
Dreisse war stehen geblieben und horchte ebenfalls. Den Mann, der sich von hinten an ihn heranschlich, hörte er nicht. Er spürte ein Metallrohr in seinem Rücken und ahnte, dass es der Lauf eines großkalibrigen Revolvers war.
»Hi buddy!«, sagte der Mann und grinste.
Doch seine Schadenfreude währte nicht lange. Die ausziehbare Stahlrute, die ein zischendes Geräusch verursachte, trennte ein Stück seiner Kopfhaut mitsamt Haaren ab, riss ihm das rechte Ohr ein und zertrümmerte sein Schlüsselbein. Der Amerikaner stieß einen erstickten Schrei aus, sank zu Boden und spürte nichts mehr, als Makowskis Faust mit Wucht seine Schläfe traf.
Der Weißhaarige war in der Tür stehen geblieben.
»Jack? Are you okay?« Er griff hinter sich in den Hosenbund und zog eine Smith & Wesson 44 Magnum hervor. »Jack?« Er ging ein paar Schritte in den Garten und horchte.
Die erste Kugel aus Dreisses Makarov durchschlug das Gelenk der Hand, die die Pistole hielt, die zweite sein rechtes Knie. Mit einem Grunzlaut fiel der Mann zu Boden, der Revolver landete einen Meter neben ihm.
»Ist der hin?«, fragte Makowski.
»Quatsch«, sagte Dreisse, »ich hab doch gesagt, dass wir keinen umlegen. Nur ausschalten. Ich will doch nicht mit zwei Leichen die
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