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Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition)

Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Dieckmann
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sodass man ihr blutiges Knie sehen konnte. Sie trug nur einen Schuh. Robert kniete sich neben sie auf die Straße und hob ihren Oberkörper an. Er spürte ihren Atem, der nach Alkohol und chemischen Substanzen roch. Susans Augen waren geschlossen, und sie atmete ganz flach.
    Er griff ihr sanft ans Kinn. »Susan?! Können Sie mich hören?«
    Sie zeigte keine Reaktion.
    Er gab ihr einen weniger sanften Schlag auf eine Wange. »Susan, wachen Sie auf.«
    Wieder keine Reaktion.
    Erst beim dritten Schlag schlug sie die Augen auf. Ihr Blick war leer und verriet, dass sie ihn nicht erkannte.
    Was ist jetzt das Vernünftigste, das du tun kannst? Solltest du sie in die Klinik nach Florenz bringen? Das ist ziemlich weit, und die Ärzte würden eine Menge Fragen stellen … Nein, am besten bringst du sie nach Hause und rufst dann Dottore Feltrinelli an. Der ist schließlich nicht nur ein guter Arzt, sondern auch verschwiegen und ein guter Freund der Familie. Und außerdem wohnt er ganz in der Nähe.
    Er schob seine Arme unter Susans Schulter und die Kniekehlen, hob sie vorsichtig hoch und trug sie wie ein schlafendes Kind zum Auto.
*
    Catarina kam Robert entgegengelaufen, als er zum Haus ging. »Madonna, die Signora Susan! Wie hat man sie zugerichtet! Ist sie tot?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, Catarina. Aber ich befürchte, dass man sie mit Drogen vollgepumpt hat. Halten Sie mir bitte die Tür auf, ich bringe sie gleich nach oben.«
    Robert schätzte Susans Gewicht auf maximal fünfundfünfzig Kilo, aber auch die können ziemlich schwer werden, wenn sie eine Treppe hinaufgetragen werden müssen. Mit einem Seufzer ließ er Susan aufs Bett fallen.
    Catarina war ihm nachgeeilt. »Lassen Sie, Signore Darling, ich kümmere mich um sie. Ich werde sie waschen und ihr frische Kleidung anziehen.«
    Robert nickte.
    Catarina schaute ihn strafend an. »Würden Sie bitte die Tür hinter sich zumachen, Signore?«
    Er gehorchte, verließ das Zimmer und ging zum Telefon.
    »Ah, Roberto, Sie sind es!« Signora Feltrinellis Stimme klang so sanft wie immer.
    »Ich hoffe, es geht Ihnen gut, Signora. Darf ich bitte den Dottore sprechen?«
    »Das tut mir leid, Roberto, aber er ist nicht da. Ist denn jemand krank?«
    »Nein, nein. Wann kommt er denn wieder?«
    »Erst nächste Woche Dienstag. Er besucht einen alten Studienfreund in Neapel.«
    »Ah ja, ich verstehe. Dann will ich die beiden alten Freunde auch nicht stören. Ich rufe nächste Woche wieder an. Ciao, Signora!«
    »Ciao, Roberto, und grüßen Sie Ihre Mutter«, sagte Signora Feltrinelli fröhlich und legte auf.
    Verdammt noch mal! Was machst du jetzt? Ernsthafte äußere Verletzungen scheint Susan nicht zu haben, aber wahrscheinlich hat man ihr eine böse Mischung aus Alkohol, LSD und Barbituraten verabreicht. Das müssen schon Fachleute gewesen sein, denn eine falsche Dosis kann sehr schnell tödlich sein …
    Er wusste von einem Freund, der für die CIA arbeitete, dass man mit Natrium-Thiopental, einem schnell wirkenden Barbiturat, auch den Schweigsamsten zum Reden bringen kann. Diese Methode war überall auf der Welt angeblich verpönt, und als durchsickerte, dass die CIA bei der Befragung von al-Qaida Mitgliedern in Guantanamo damit gearbeitet hatte, war die Empörung groß. Allerdings hatte sein Freund den begründeten Verdacht geäußert, dass diejenigen, die sich am lautesten empörten, hin und wieder selbst auf diese Methode zurückgriffen. Ein Mensch, dem das Zeug verabreicht wurde, kann allerdings kaum etwas gegen seine Peiniger unternehmen. Eine Folgeerscheinung bei der Anwendung dieses Mittels ist eine Art Amnesie. Der Betroffene kann sich später an kaum etwas erinnern. Wie bei einem Filmriss nach einem schweren Rausch.
    Er strich sich nervös über das Haar, als er überlegte, was er nun mit Susan machen sollte. Es gab eigentlich nur eine Möglichkeit: abwarten.
    »Catarina«, rief Robert ungeduldig, »sind Sie fertig?«
    Catarina erschien am ersten Treppenabsatz. »Ja, Signore, Sie können wieder heraufkommen.«
    Susan lag im Bett, trug ein frisches T-Shirt und war sorgsam zugedeckt worden. Das verquollene Gesicht war von Schmutz befreit, auch den Dreck in den Haaren hatte Catarina, so gut es ging, ausgebürstet.
    »Ich glaube, es ist besser, ich bleibe über Nacht hier«, sagte Catarina flüsternd und schaute Robert skeptisch an.
    »Das wird nicht nötig sein«, raunte Robert. »Da können wir nichts machen. Sie muss einfach ihren Rausch ausschlafen. Und das kann

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