Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition)
hinauf. Am Steuer saß ein uniformierter Polizist. Commissario Ferri drehte sich mit dem gewohnt mürrischen Gesicht zu Robert und Susan um, die auf der Rückbank des Wagens saßen. »Ich hoffe, Sie haben es sich genau überlegt, wenn Sie einen solchen Verdacht aussprechen, Signore Darling.«
Robert versuchte, gelassen zu bleiben. »Ich kann es immer nur wiederholen. Ich habe mit meinen Augen gesehen, wie einer der Kidnapper das Haus betreten hat. Er hatte sogar einen eigenen Schlüssel!«
»Und Sie sind wirklich sicher, dass das einer der Entführer war?«
Robert beugte sich ein wenig nach vorn. »Die Beschreibung passte hundertprozentig, auch wenn er offensichtlich eine Perücke getragen hat. Das Auto passt, die Zeit passt. Was wollen Sie mehr?«
Sie fuhren durch Fiesole und näherten sich dem Haus.
Ferri drehte sich zu Susan um. »Und Sie, Signora? Kommt Ihnen hier irgendetwas bekannt vor?«
Susan schaute Robert hilflos an. Der übersetzte.
»Ich sagte ja schon«, fuhr Susan fort, »dass die mich während der Fahrt betäubt haben.«
Ferri drehte sich wieder nach vorn. »Und ich sage Ihnen noch einmal, dass Sie sehr darauf hoffen sollten, dass Sie Ihre Angaben beweisen können. Erst nach zwei Tagen haben Sie mich informiert! In dieser Zeit hat eine große Zahl von Polizisten weiter gefahndet. Und die Signora lag friedlich schlafend in ihrem Bett! Das ist eine schwere Behinderung der Ermittlungen. Strafbar!«
»Halt!«, rief Robert. »Da vorn ist es. Das mit der Mauer.«
Das Auto hielt. Stumm stiegen alle vier Insassen des Wagens aus und gingen auf die vergitterte Pforte zu. Ferri drückte auf den Klingelknopf.
Die Stimme der Haushälterin war zu hören. »Ja, bitte?«
Ferri räusperte sich. »Commissario Ferri, Kriminalpolizei Florenz. Wir möchten Signore Casini sprechen.«
Die Stimme klang noch unfreundlicher. »Darf ich bitte Ihren Ausweis sehen?«
Ferri schaute um sich. »Sehen? Wie …?«
»Halten Sie ihn über Ihren Kopf!«
Ferri widersprach nicht, sondern tat, was die Frau verlangte. Erst jetzt sah er die Kamera über der Tür.
Wenig später war das leise Surren des Zooms zu hören. Dann summte der Motor des elektrischen Tores, und es fuhr zu Seite. In der Tür öffnete sich in Gesichtshöhe eine Klappe.
Eine ältere Frau mit streng zurückgebundenem Haar schaute heraus. »Sie haben Glück, Signore Casini ist ausnahmsweise hier. Warten Sie, ich werde ihn holen.«
Nach zwei Minuten hörte man, wie die schwere Tür von innen entriegelt wurde. Der Antiquitätenhändler Luigi Casini stand in der Tür und lächelte freundlich. Er war ein mittelgroßer Mann, der einen dunkelblauen Anzug mit einem hellblauen Hemd trug. Sein Haar war an den Schläfen leicht angegraut, seine dunklen Augen wanderten von einem zum anderen. »Sie sind von der Polizei? Wie kann ich Ihnen helfen?«
Ferri zückte wieder seinen Ausweis und sagte seinen Spruch auf. »Wir bitten Sie um eine Auskunft, Signore Casini. Vor vier Tagen wurde eine junge Frau entführt. Einer der beiden Täter soll hier in Ihrem Haus gesehen worden sein.«
Casini sperrte den Mund auf. »Hier? In meinem Haus? Unmöglich!« Er drehte sich um. »Signora Martelli, kommen Sie bitte.«
Die Signora war eine hagere Frau um die fünfzig. Ihre Augen und ihr Profil hatten etwas Raubvogelartiges, das von ihrem schwarzen Kleid zusätzlich betont wurde.
Casini zeigte auf sie. »Das ist Signora Martelli, meine Haushälterin. Sie arbeitet seit über zehn Jahren für mich und genießt mein absolutes Vertrauen.«
»Signora«, sagte Ferri, »hat außer Ihnen und Signore Casini in der letzten Woche jemand in diesem Haus gewohnt?«
Signora Martelli schüttelte energisch den Kopf. »Nein, niemand. Nicht einmal Signore Casini. Der war die ganze Woche in seiner Wohnung in Florenz. Es war überhaupt niemand hier.« Dann streckte sie den Arm aus und zeigte auf Robert. »Bis auf den da!«
Alle schauten Robert an. Der wurde rot wie ein Schulmädchen. Es war totenstill.
Casini fand als erster die Worte wieder. Er lachte. »Sie hätten doch gleich sagen können, dass Sie von der Polizei sind, und sich nicht als Schriftsteller ausgeben müssen. Signora Martelli hat es mir erzählt.«
Ferri schaute Robert hasserfüllt an. Casini machte eine einladende Geste. »Kommen Sie doch herein, und schauen Sie sich um. Ich habe nichts zu verbergen.«
Ferri machte eine abwehrende Handbewegung. »Sehr freundlich, aber ich glaube, das ist nicht nötig. Haben Sie vielen Dank. Ich
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