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Die Tote am Watt: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Die Tote am Watt: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Titel: Die Tote am Watt: Ein Sylt-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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Partner hinterließ eine Lücke.
    Mamma Carlotta starrte in den Mond. Eigentlich war es nicht nötig, am Montag erneut als Anna Rocchi bei Andresen aufzutauchen. Wozu? Es gab keine Beweise mehr zu sammeln. Tove und Fietje brauchten sich auch keine Sorgen mehr zu machen, dass sie in der Höhle des Löwen zu Schaden kommen könnte. Wenn sie sich nun einfach nie wieder bei Andresen blicken ließ?
    Andererseits wäre es unfair, Andresen jetzt im Stich zu lassen. Schon einmal hatte sie ihn hängen lassen, und für Montag hatte sie ihm sogar die Rezepte versprochen. Nein, es war schlimm genug, dass sie sich mit falschen Verdächtigungen bei ihm eingeschlichen hatte.
    Noch ein- oder zweimal würde sie bei ihm arbeiten und dann behaupten, sie müsse nach Italien zurück. Irgendwie hatte die Arbeit ja auch Spaß gemacht. Und ganz ehrlich: Sie hätte gerne miterlebt, wie es weiterging mit Saskia. Außerdem lockte sie die Sensationslust zu Fisch-Andresen. Natürlich nur ein kleines bisschen, nur so viel, dass sie später in ihrem Dorf eine gute Geschichte erzählen konnte. Ein Sylter Fischhändler, dessen Frau ermordet worden war – und sie, Carlotta Capella, hatte mit ihm über diesen Schicksalsschlag gesprochen! Und nicht nur das! Sie hatte vorher sogar mit dem Mörder Seite an Seite in der Fischküche gearbeitet. Eine Attraktion, die auf ihrem Dorfplatz so schnell nicht übertroffen werden konnte.

20
    Die Autoschlange war ungewöhnlich lang. Warum rumpelte es auf den Planken des Sylt-Shuttles nur bedächtig, während es sonst bei großem Andrang auf ihnen ratterte wie in der Nähstube einer eiligen Schneiderin? Lag es an dem Sturm, der Landratten in Angst und Schrecken versetzen konnte? Vielleicht waren viele aufgebrochen aus Angst, dass der Hindenburgdamm bald geschlossen würde. Spätestens bei Windstärke zehn fuhr kein Autozug mehr durchs Watt.
    Aber Erik merkte bald, dass etwas anderes dahintersteckte, und das erfüllte ihn mit großer Befriedigung. Beamte der Bereitschaftspolizei hielten jeden Wagen an, warfen einen Blick auf die Insassen, winkten Familien mit kleinen Kindern und Autos mit weiblichen Fahrgästen durch, führten aber bei allen anderen eine Personenkontrolle durch. Niemand öffnete bei dem Sturm gern ein Fenster, erst recht wollte niemand aussteigen, aber die Beamten waren unerbittlich. Erik würde während der Pressekonferenz erwähnen, wie gut die Insel überwacht wurde. Für Björn Mende gab es kein Entkommen.
    Erik selbst zählte als allein reisender Mann zu denen, die ausgiebig kontrolliert werden sollten. Lächelnd reichte er dem Kollegen, der sich verzweifelt die Mütze festhielt, seinen Dienstausweis. »Schön, dass Sie so gründlich arbeiten. Solange der Tatverdächtige sich auf der Insel aufhält, besteht die Chance, ihn bald zu erwischen.«
    Der junge Beamte lachte. »Herr Wolf persönlich! Ihnen haben wir es also zu verdanken, dass wir uns hier beschimpfen lassen müssen.«
    Erik lächelte zerknirscht. »Tut mir leid, aber Sie wissen ja …«
    »Job ist Job! Klar!« Der Bereitschaftspolizist tippte sich an die Mütze und winkte den Hauptkommissar durch.
    Erik fühlte sich wohl, als sein Auto mit fest angezogener Handbremse auf dem Oberdeck stand. Der Wagen schüttelte sich im Wind, aber er stand sicher und fest. Auf diesem Weg würde Björn Mende die Flucht nicht gelingen, so viel war klar! Auf die Kontrollen im Lister Hafen vertraute Erik ebenso. Die Fischerboote allerdings waren ein Schwachpunkt, eine Lücke, durch die Mende schlüpfen konnte. Womöglich hatter er mit einem der Fischer, die regelmäßig ihren Fang zu Andresen brachten, Bekanntschaft geschlossen. Und wenn er dem genug Geld bot … Doch es sprach nichts dafür, dass Björn Mende Geld zur Verfügung hatte, mit dem er einen Fischer bestechen konnte. Seine Geldbörse war im Pensionszimmer geblieben, seine EC -Karte auch. Wenn er niemanden hatte, der ihm half, standen seine Chancen schlecht. Außerdem würde im Laufe des Tages sein Konterfei auf der ganzen Insel ausgehängt werden. Vetterich hatte in der Pension Mendes Papiere gefunden, es gab also ein Foto, das vervielfältigt werden konnte. Nein, die Verhaftung war nur eine Frage der Zeit.
    Je länger Erik nachdachte, desto ruhiger sah er der Begegnung mit der Staatsanwältin und den Fragen der Reporter entgegen. Dass er die Fahrt nach Flensburg zu einem Besuch bei Björn Mendes Psychiater nutzen wollte, würde er nicht erwähnen. Das erweckte womöglich den Eindruck, dass

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