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Die Tote am Watt: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Die Tote am Watt: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Titel: Die Tote am Watt: Ein Sylt-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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Beifahrertür. »Wer weiß, wie oft er sie vergeblich um Geld angefleht hat! Sie saß auf einem Vermögen, und er hatte nichts, um seine Tochter zu retten. Vielleicht musste er sich erniedrigen, wenn er sie um Geld bat, aber trotzdem hat sie ihm nicht geholfen. Wenn es so war, muss er sie wirklich gehasst haben.«
    »Warum hat Ulla Andresen eigentlich nichts von dem Gewinn erzählt? Sie hat Ihnen doch erklärt, dass eine Operation sowieso nicht in Frage käme, weil sie nicht einmal das Geld für den Flug in die USA hätte. Ob Andresen ihr nichts von seinem Gewinn in der Spielbank verraten hat? Oder hat er sie nicht in seine Pläne eingeweiht? Wusste sie nicht, dass er mit dem angeblichen Gewinn beim Roulette nur von den vierzigtausend Euro ablenken wollte?«
    Der Wagen hielt im Süder Wung, Erik stieg aus. »Das alles werden wir Andresen fragen können, wenn Dr. Hillmot seine Arbeit gemacht hat.«
    »Falls er nicht getürmt ist, bevor Dr. Hillmot fertig ist.«
    Sören folgte Erik so selbstverständlich ins Haus, als hätte er keinen Zweifel daran, dass dort für ihn ein Teller auf dem Tisch stand.
    »… und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.«
    Mamma Carlotta atmete auf, als sie hörte, wie das Buch zugeklappt wurde. Die Stille war so befreiend, als hätte bis zu diesem Augenblick ein Presslufthammer das Leben ferngehalten. So wie unter größtem Lärm kein Gespräch zustande kommen konnte, schien es hier unmöglich zu sein, an etwas anderes zu denken als an den bösen Wolf, das kranke Kind und seine erschöpfte Mutter. Ausgeschlossen, über etwas anderes zu reden, solange Ulla Andresen versuchte, ihrer Tochter das Leben erträglich zu machen.
    Mamma Carlotta hatte soeben zusammen mit Wolf Andresen die Gerichte festgelegt, die sie für den italienischen Service vorbereiten wollte. Nun fertigte sie eine lange Liste mit den Zutaten an, die benötigt wurden. Wolf Andresen entwarf währenddessen Plakate, die auf das neue Angebot hinweisen sollten. Mamma Carlotta sah immer wieder auf seine Hände, die auch dann unruhig und nervös waren, wenn Andresen sich unbeobachtet fühlte. Sie erschrak, als er plötzlich aufschaute und ihren forschenden Blick auffing. Sie musste vorsichtig sein. Er durfte nicht einmal ahnen, dass sie ihn für einen Mörder hielt und dass sie nur hier war, um Beweise für seine Tat zu finden und seine Flucht zu vereiteln.
    Der Gedanke an Erik sorgte für drei Schreibfehler hintereinander. Aber er würde ihr noch dankbar sein, das musste sie sich immer wieder sagen. »Certo«, flüsterte Mamma Carlotta unhörbar. Und am Ende würde er einsehen, dass eine feinfühlige Frau wie sie einen Mörder zweifelsfrei an seinen kalten Augen erkannte, die nie wieder die Todesangst vergessen würden, die sie gesehen hatten. Weibliche Intuition! Aber leider bestand Erik ja auf handfesten Beweisen. Und sie, Carlotta Capella, würde diese Beweise finden! Am Ende würde Erik froh sein und seine Schwiegermutter jedes Mal einladen, wenn auf Sylt ein Mord geschehen war. Weil er wusste, dass sie mit sicherem Instinkt den Mörder erkannte. Auch ohne Beweise und DNA -Analyse! Basta!
    Wolf Andresen hob ein Plakat hoch. »Wie gefällt es Ihnen?«
    Mamma Carlotta nickte zufrieden. Dann stutzte sie. »Pomodoro Lucullo schreibt man mit Doppel-l.«
    »Verdammt!« Andresen griff nach dem Stift … und erstarrte, als er Saskias Keuchen hörte.
    »Wo ist der böse Wolf?«, stieß das Kind mühsam hervor.
    Ulla Andresens Stimme klang begütigend, aber hinter der Anteilnahme lauerte ein nur mühsam verborgener Hass. »Zurzeit ist er nicht böse«, erklärte sie, »nur schwach. Aber vielleicht schafft er es ja, endlich zu einem starken, mutigen Wolf zu werden.«
    Andresens Hand schwebte über dem Plakat, Mamma Carlotta starrte auf ihre Einkaufsliste. Beide hielten die Luft an, solange es Saskia nicht gelang, Atem zu schöpfen. Schließlich klang das straff gespannte Band ihres Atems wieder schrill und fein durch den Perlenschnurvorhang, wie das Surren eines Drahtes, wenn winzige Schwingungen ihn bewegen. Mamma Carlotta zog einen Strich unter ihre Einkaufsliste, Wolf Andresen malte den nächsten Posten auf sein Plakat.
    Die Ladenglocke schepperte, ein erboster Nachbar stand vor der Theke, der sich darüber beschwerte, dass der Lieferwagen von Fisch-Andresen seine Garageneinfahrt blockierte.
    »Björn!«, schrie Andresen, aber sein Auslieferer antwortete nicht.
    Mamma Carlotta warf einen Blick in den

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