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Die Tote am Watt: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Die Tote am Watt: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Titel: Die Tote am Watt: Ein Sylt-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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meinen, mit der Arbeit sei gerade erst begonnen worden, obwohl Erik doch wusste, dass Mamma Carlotta ihre Vorbereitungen aufs Kochen gern auf Stunden ausdehnte.
    »Was habt ihr denn heute Nachmittag so gemacht?«, fragte er misstrauisch, während Dr. Hillmot Platz nahm und sich erwartungsfroh umblickte.
    »Wir haben in Fotoalben geblättert«, antwortete Mamma Carlotta hastig, »und dabei die Zeit ein wenig vergessen.« Sie quetschte die Knoblauchzehen so eilig durch die Presse, als sollte ihnen ein langes Leiden erspart werden.
    »Und gelesen«, ergänzte Felix und rührte das Pesto, als wollte er mit ihm die Wände tapezieren.
    »Basta!«, sagte Mamma Carlotta schließlich, atmete tief durch und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Fertig!«
    Erik entging nicht der Blick, den sie den Kindern zuwarf. Anscheinend hatte dieses Essen den Einsatz und die Kumpanei der drei gefordert.
    Dann erkundigte er sich bei Dr. Hillmot: »Was ist denn nun bei dem DNA -Test herausgekommen? Ich hoffe, Sie wollen uns nicht bis zum Dessert auf die Folter spannen.«
    »Ich habe tatsächlich interessante Ergebnisse.«
    Sören verlor die Nerven. »Und welche? Nun sagen Sie schon, Doktor! Es war Andresen, oder?«
    Erik bemerkte, dass seine Schwiegermutter vergaß, die Tür des Backofens zu schließen. Sie drehte sich um und versuchte, Dr. Hillmot die Antwort vom Gesicht abzulesen, ehe er sie aussprechen konnte.
    »Wenn Sie die Fingerabdrücke an der Geldkassette meinen, haben Sie Recht«, sagte Dr. Hillmot und winkte zur Ofentür, damit Mamma Carlotta nicht vergaß, sie zu schließen. »Der Rest jedoch …« Er sah verzweifelt zwischen Carlotta Capella, den Kindern und den Kriminalbeamten hin und her. »Na, Sie wissen schon … das ist jedenfalls nicht von ihm.«
    »Das Sperma hat ein anderer hinterlassen?« Sören kümmerte sich nicht um die strafenden Gesichter seines Chefs und des Gerichtsmediziners. »Das darf doch nicht wahr sein!«
    »Das Ergebnis ist eindeutig«, bekräftigte Dr. Hillmot.
    Carolin nahm Korrekturen an der Vorspeisenplatte vor, Felix entfernte die Pestospritzer vom Küchenradio, und Mamma Carlotta schloss die Ofentür. Dr. Hillmot, den nur das Ergebnis seiner Arbeit interessierte, betrachtete freundlich den Dampf, der aus dem Nudeltopf aufstieg, und dann Sörens säuerliches Gesicht.
    Dr. Hillmot schien den Eindruck zu haben, dass man seiner Arbeit misstraute. Er setzte sich kerzengerade hin. »Es gibt keinen Zweifel. Die Wahrscheinlichkeit, dass zwei Menschen den gleichen genetischen Fingerabdruck aufweisen, wird auf eins zu dreißig Milliarden geschätzt. Und dass ich relativ schnell mit dem Ergebnis aufwarten konnte, heißt nicht etwa, dass ich flüchtig gearbeitet habe. Ich hatte Glück. Die DNA -Spuren waren hinreichend, sie mussten für die Analyse nicht vervielfältigt werden.«
    Er blickte weder Mamma Carlotta an noch die Kinder. Entweder, weil er vergessen hatte, dass er in Gegenwart dieser drei auf solche Genauigkeiten verzichten wollte, oder weil ihm Deutlichkeit jetzt wichtiger war als alles andere. Dass Mamma Carlotta sich hastig bekreuzigte, Carolin angewidert das Gesicht verzog und Felix grinste, als wüsste er genau, wovon geredet wurde, nahm er nicht zur Kenntnis.
    Mamma Carlotta schien mindestens genauso enttäuscht zu sein wie ihr Schwiegersohn. Tatsächlich hatte Erik nicht damit gerechnet, dass das Ergebnis des DNA -Tests negativ sein würde. Verzweifelt kämpfte er gegen das Gefühl der Genugtuung darüber an, dass seine Schwiegermutter Unrecht gehabt hatte. Das wäre ja noch schöner, dass jemand daherkam, der seine – zugegeben besonders ausgeprägten – Emotionen als Maßstab nahm und damit auch noch Recht behielt!
    Dann schämte er sich, dass er die Enttäuschung seiner Schwiegermutter mit Häme betrachtet hatte, und konzentrierte sich wieder auf seine eigene. Und er schaffte es, sehr ungehalten dreinzublicken, als Sören sagte: »Da lagen Sie mit Ihrer Meinung wohl doch falsch, Signora.«
    »Dann hat das Eine eben mit dem Anderen nichts zu tun«, verkündete Mamma Carlotta.
    Erik stellte fest, dass seine Kinder im Begriff waren, sich auf einen intensiven Meinungsaustausch einzurichten. Mit einer kurzen Handbewegung unterband er alles gleichzeitig: Carlottas Behauptung, die Einmischung der Kinder, die Fachterminologie Dr. Hillmots, Sörens Ungeduld und seine eigenen Schlüsse aus dem unerwarteten Ergebnis des DNA -Tests. »Jetzt essen wir erst mal!«
    Mamma Carlotta verstand,

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