Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tote am Watt: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Die Tote am Watt: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Titel: Die Tote am Watt: Ein Sylt-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
Vom Netzwerk:
eingeschärft hatte, dass es sinnlos war, weiterhin an Wolf Andresens Schuld zu glauben. »Der Mörder ist derjenige, den der DNA -Test überführt«, hatte er erklärt. »Daran gibt es keinen Zweifel.«
    Die Stimme von Saskias Mutter war zu hören: »… Der Wolf aber fand sie alle und machte nicht langes Federlesen. Ein Geißlein nach dem anderen schluckte er in seinen Rachen …«
    War Saskias Angst vielleicht nur die Rache ihrer Mutter an dem Vater, der es nicht geschafft hatte, seine Familie glücklich zu machen? War Wolf Andresen in Wirklichkeit das Opfer? Das Opfer seiner eigenen Schwäche?
    Der Perlenvorhang klirrte. Obwohl Andresens Schritte nicht zu hören waren, spürte Mamma Carlotta, dass er in der offenen Tür stand und sie beobachtete. Verzweifelt versuchte sie, ihre Hände am Zittern zu hindern, und widerstand dem Zwang, sich umzudrehen. Nein, dieser Mann war kein Opfer! Sein verschlagener Blick bewies mehr als jede DNA -Spur. Er war ein böser Wolf, der zu allem fähig war, Mamma Carlotta war sicher. Warum sonst spürte sie diese Angst, wenn er in der Nähe war?
    »… Da kamen sie herbeigelaufen und riefen: ›Der Wolf ist tot! Der Wolf ist tot!‹ Und tanzten mit ihrer Mutter vor Freude um den Brunnen herum.«
    »Der Wolf ist tot!«, keuchte Saskia. »Wann kann ich auch um den Brunnen tanzen?«
    »Wenn du wieder gesund bist«, antwortete Ulla. »Dann tanzen wir beide um den Brunnen herum.«
    »Wolf ist tot …« Das Kind keuchte, seine Stimme erstarb.
    »Schlaf nur«, sagte die Stimme der Mutter und begann ein sanftes Lied zu summen.
    Die Ladenglocke schepperte, kräftige Schritte ertönten im Laden.
    »Guten Morgen, Herr Wolf!«, sagte Andresen. »Was kann ich für Sie tun? Oder wollen Sie etwas für mich tun? Mir das Ergebnis der DNA -Analyse mitteilen?«
    Erik schluckte. Klar, Andresen hatte gewusst, dass der DNA -Test ihm nichts anhaben konnte, deswegen war er so ruhig gewesen. Und deswegen sah er dem Hauptkommissar jetzt so hochmütig entgegen.
    »Der Test ist negativ«, erklärte Erik kurz angebunden. »Allerdings … wir haben Ihre Fingerabdrücke gefunden.«
    Andresen zuckte die Achseln. »Kein Wunder. Ich habe Frau Kern ja häufig beliefert. Manchmal hat sie mich zu einer Tasse Tee eingeladen und wollte sich mit mir unterhalten. Sie hatte ja nie Gesellschaft. Ich habe mit ihr zusammen in der Küche gesessen und manchmal im Wohnzimmer. Auch das Gäste- WC habe ich benutzt.«
    »Wir haben Ihre Abdrücke an der Geldkassette gefunden.«
    Andresen überlegte kurz, dann nickte er. »Frau Kern lackierte sich häufig die Fingernägel. Genau genommen war sie ständig mit ihrer Maniküre beschäftigt. Eine Marotte von ihr! Meist öffnete sie mir die Tür mit dem Ellbogen, damit der frische Nagellack nicht beschädigt wurde. Und während ich mit ihr sprach, hielt sie die Hände in die Höhe, damit der Nagellack trocknen konnte. Sie bat mich oft um Handreichungen, die eine Gefahr für ihre frisch lackierten Nägel gewesen wären.«
    »Frau Kern bat Sie auch, Geld aus ihrer Kassette zu holen?«
    Andresen nickte. »Ich wurde ja immer bar bezahlt. Und wenn sie nicht genug Geld in ihrem Portmonee hatte und ihre Nägel mal wieder frisch lackiert waren, ging sie mit mir ins Arbeitszimmer und ließ mich die Kassette aufschließen.«
    »Wo bewahrte sie den Schlüssel auf?«
    »Der steckte immer.«
    »Fanden Sie das nicht merkwürdig?«
    »Nein, es war ja nie viel Geld in der Kassette, höchstens drei- oder vierhundert Euro.«
    »An dem Tag, an dem Sie Christa Kern zum letzten Mal belieferten … Haben Sie da auch die Kassette aufgeschlossen?«
    Wieder dachte Andresen nur kurz nach. »Ja, sie hatte nur ein paar Münzen in ihrem Portmonee.«
    »Und wie viel war in der Kassette?«
    »Ein paar Fünfzig-Euro-Scheine. Vier oder fünf. Einen davon habe ich rausgenommen. Das Wechselgeld musste ich dann in ihr Portmonee stecken.«
    »Aha.« Erik glättete seinen Schnauzer und konzentrierte sein Interesse auf Andresens Fischangebot, damit er Zeit zum Nachdenken hatte. Andresens Erklärung war plausibel, es gab keinen Zweifel an seiner Unschuld.
    Gedankenverloren starrte er auf die Tintenfischringe – dann beugte er sich neugierig vor. »Italienische Vorspeisen? Die sind neu in Ihrem Angebot! Oder irre ich mich?«
    Andresen nickte stolz. »Wenn die Saison beginnt, könnten sie ein Kassenschlager werden. Alles Italienische ist zurzeit gefragt.«
    Erik betrachtete nachdenklich die eingelegten Sardellen, die

Weitere Kostenlose Bücher