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Die Tote am Watt: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Die Tote am Watt: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Titel: Die Tote am Watt: Ein Sylt-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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dann füllten sich seine Augen mit Tränen, seine Unterlippe zitterte. »Die Ärzte können noch nicht viel sagen.«
    »Und die Operation?«, fragte Björn atemlos.
    »Die muss verschoben werden. Der Chefarzt hat mit Boston telefoniert. Erst mal muss Saskia stabilisiert werden.«
    Björn machte einen Schritt auf Andresen zu, blieb dann aber stehen, als fürchtete er sich vor zu viel Nähe. »Das wird schon«, murmelte er. »Sicherlich bekommen die Ärzte das in den Griff.«
    Andresen zuckte die Schultern, dann folgte er seiner Frau. Björn ging zur Ladentür, um sie abzuschließen.
    »Un momento«, sagte Mamma Carlotta hastig. »Ich hole nur schnell meine Jacke, dann können Sie hinter mir absperren.«
    Sie griff durch die Perlenschnüre und erreichte den Garderobenständer, ohne einen Fuß in den Raum zu setzen, wo Ulla am Bett ihres Kindes stand und die leere Matratze betrachtete. Ihr Mann stand hilflos hinter ihr und starrte auf ihren Rücken.
    Dann griff er nach dem Märchenbuch, das neben Saskias Bett lag. Sinnlos blätterte er darin herum. »Warum müssen es immer die Märchen vom bösen Wolf sein?«, fragte er kaum hörbar.
    Ulla fuhr herum, als wollte sie auf ihn losgehen. »Weil man nicht genug vor ihnen warnen kann«, zischte sie. »Wölfe sind feige. Sie greifen erst an, wenn es keinen Sinn mehr hat wegzulaufen. Aber oft ist es dann schon zu spät.« Sie sank auf einen Stuhl und legte das Gesicht in ihre Hände.
    Die Stimme ihres Mannes war nun schneidend vor Hohn. »Schlimm für dich, dass ich nicht der einzige Wolf auf der Insel bin!«
    Ein absurdes Wortspiel, aber für ein paar Augenblicke schien Andresen Befriedigung darin zu finden.
    Ulla erhob sich. »Ich werde spazieren gehen«, verkündete sie mit klirrender Stimme. »So weit und so lange ich will. Wenigstens das kann ich jetzt tun.«
    Mamma Carlotta verzichtete auf einen Abschiedsgruß. So schnell wie möglich verließ sie den Laden. Nicht der einzige Wolf auf der Insel! Ihr war klar, dass mit dem anderen Wolf ihr Schwiegersohn gemeint war. Während sie das Fahrrad auf die Straße schob, dachte sie nach. Was erwartete Ulla Andresen von Erik? Mut oder Feigheit? Sollte er angreifen oder weglaufen? Warum war Erik überhaupt wichtig für sie? Weil er ihr gefährlich werden konnte? Oder dachte sie über Erik genauso verächtlich wie über ihren Mann?
    Mamma Carlotta musste sich eine Weile aufs Fahren konzentrieren, dann konnte sie ihre Gedanken wieder fliegen lassen, weil der Weg geradeaus ging und keinen besonderen Mut von ihr forderte. Wie konnte sie Erik beschützen? Während sie aus Westerland hinausfuhr, warf sie einen Blick in die tief hängenden Wolken. Lucia würde schon aufpassen, dass Erik nichts geschah. Wolf Andresen war gefährlich, Mamma Carlotta blieb dabei. Oder war es Ulla Andresen, von der Gefahr ausging? Ihre Worte waren voller Hass gewesen. Zwei Wölfe auf der Insel! Ulla Andresen verachtete Wölfe, sie fürchtete sie nicht …
    Als Mamma Carlotta am Süder Wung vom Fahrrad stieg, war sie trotz der Kälte erhitzt. Sie war froh, dass Eriks Auto nicht vor der Tür stand. Wenn die Kinder das Essen vorbereitet hatten, so wie es verabredet war, dann würde Erik nicht merken, dass seine Schwiegermutter den Vormittag außer Haus verbracht hatte. Er würde nicht fragen, welche touristischen Sensationen sie auf Sylt entdeckt hatte, und sie würde nicht lügen müssen …
    Sie erinnerte sich an das, was Felix ihr eingeschärft hatte: »Wenn das Lämpchen am Telefon blinkt, Nonna, ist eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter. Dann musst du den roten Knopf drücken.«
    Mamma Carlotta drückte den roten Knopf und hörte Eriks Stimme: »Ich werde heute Mittag nicht zum Essen kommen. Ich muss mit Sören nach Husum fahren und kehre erst am Abend zurück. Ich hoffe, du machst dir einen schönen Tag auf der Insel. Bin gespannt, zu welchem Ausflug du dich entschlossen hast.«
    Also würde sie doch lügen müssen. Mamma Carlotta seufzte und wollte sich schon abwenden, da stellte sich heraus, dass der Anrufbeantworter noch eine zweite Nachricht gespeichert hatte.
    Carolins Stimme ertönte. »Wir haben das Sportfest vergessen, Nonna. Felix und ich werden erst am Nachmittag heimkommen. Aber wir haben noch vor der Schule den Krabbenauflauf vorbereitet, er muss nur noch in den Ofen geschoben werden. Papa wird nicht merken, dass du keine Zeit zum Kochen hattest, denn die Soße Bolognese ist auch fertig. Du musst nur noch die Spaghetti kochen. Und der Salat

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