Die Tote auf dem Opferstein: Kriminalroman
Margareta fort. »Am interessantesten ist allerdings der zweite Fund. Wir haben das Ergebnis der DNS-Analysen, und die haben ergeben, dass die beiden Frauen verwandt sind. Nachdem ich mir die Sache mehrfach angesehen habe, wage ich zu behaupten, dass sie Schwestern sind.«
»Schwestern?«, fragte Karin.
»Wir kennen zwar nicht den Namen der Frau am Opferstein, aber wir wissen nun, dass sie die Schwester von Elisabet Mohed ist. Nun müssen wir nur noch überprüfen, wie viele Schwestern sie hat.«
»Und die Frau, die im Rosenlund aufgefunden wurde?«
»Du meinst, falls sie auch zur Familie gehört? Ich habe die Proben bereits eingeschickt und melde mich, sobald ich Genaueres weiß.«
»Danke, Margareta, du bist super.«
Karin ging die Treppen hinunter und durch die automatischen Türen. Die kalte Luft machte sie munter. Auf dem Weg zum Parkplatz dachte sie laut nach.
»Die eine Schwester wird ermordet, zerstückelt und in Trollhättan ohne Kopf auf ein Richtrad gespießt. Der Kopf taucht an dem Tag auf Marstrandsön wieder auf, als ihre Schwester hingerichtet oben beim Opferstein aufgefunden wird. Elisabet Mohed. Schwestern. Trollhättan – Marstrand.«
Karin setzte sich ins Auto und wählte Anders Bielkes Nummer. Beim zweiten Klingeln ging er ran.
»Hallo, Anders, hier ist Karin Adler. Jetzt wirst du staunen. Die Frau, deren Kopf wir im Garten von Frau Wilson und deren Leicheteile auf deinem Richtrad am Fluss gefunden haben, heißt Elisabet Mohed und ist in Trollhättan gemeldet. Jetzt hast du eine vollständige Leiche. Die Identität der Frau am Opferstein in Marstrand haben wir noch nicht festgestellt, aber laut DNS ist sie die Schwester von Elisabet Mohed.«
»Was? Sie sind Schwestern?«
»Ja. Ich komme gerade von der Gerichtsmedizinerin.«
Karin lauschte dem Schweigen am anderen Ende der Leitung, bis Anders die Sprache wiederfand und sie fragte, ob sie ihn zu den Angehörigen der Frauen begleiten könne. Während sie ihm eine Zusage gab, ließ sie bereits den Motor an und warf einen Blick auf die Tankanzeige. Bis Trollhättan würde das Benzin noch reichen.
15
Gut Nygård, Vargön, Herbst 2008
»Es ist schön hier.«
Marianne saß entspannt in einem der Korbstühle vor der Orangerie und blickte auf den Hunneberg, der neben dem alten Gut aufragte. Kristian schenkte ihr Kaffee ein.
»Frierst du?«, fragte er.
Bevor sie antworten konnte, war Kristian aufgestanden, ins Haus gegangen und mit einer karierten Wolldecke zurückgekommen, die er ihr über die Beine legte.
»Eigentlich wollte ich nein sagen. Trotzdem danke.«
»Ich habe gesehen, dass dir kalt ist. Du ziehst dann die Schultern hoch.«
»Wirklich? Vielleicht hast du recht.« Marianne stellte ihre Kaffeetasse auf den Tisch, erhob sich und wickelte sich die Decke um die Schultern. Dann setzte sie sich wieder hin.
»Wie geht es ihm? Was glaubst du?« Ihr Blick ruhte auf der glatten Wasseroberfläche des Teiches, auf dem zwei Entenpaare umherschwammen.
»Weiß ich nicht. Ich würde gern sagen: besser, aber ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung. Es ist ein gutes Zeichen, dass er immer noch so viel schläft. Schlaf ist eine wunderbare Medizin.« Kristian legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Und du, Marianne? Wie geht es dir?«
»Ich versuche, mich nur auf den nächsten Schritt zu konzentrieren und Asko nicht zu viele Fragen zu stellen.
Normalerweise plädiere ich vehement dafür, dass alles ans Licht kommt, aber in Askos Fall bin ich mir nicht so sicher.«
»Du hast meine Frage nicht beantwortet. Wie geht es dir?«
»Das erscheint mir nicht so wichtig. Ich mache mir vor allem Sorgen um Asko, so habe ich ihn noch nie gesehen. Hat er mit dir über seine Kindheit gesprochen, als ihr klein wart?«
»Ein bisschen, aber mir ist erst jetzt klargeworden, wie schlimm das ist.«
Seit Ainas Tod waren drei Monate vergangen. Kristian hatte Asko in Absprache mit Marianne vorgeschlagen, eine Zeitlang auf Nygård zu bleiben. Der Tapetenwechsel würde beiden guttun, und Asko hatte es dort immer gefallen.
»Eine Patientin von mir ist in Therapie, um ein schwieriges Kindheitserlebnis zu verarbeiten, das darauf beruht, dass die Eltern sich getrennt haben und Mutter und Tochter von Vater und Sohn weggezogen sind.«
Marianne sah ihn an.
»Das kommt mir bekannt vor.«
»Ich habe mir gedacht, dass du das sagen würdest, aber diesmal geht es nicht um mich. Ich mache mir Gedanken über die Sache mit der Therapie. Ich glaube nicht, dass sie etwas
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