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Die Tote auf dem Opferstein: Kriminalroman

Die Tote auf dem Opferstein: Kriminalroman

Titel: Die Tote auf dem Opferstein: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Rosman
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durch die Nase ein und durch den Mund wieder aus. Tomas drückte ihre Hand, während die Tür mit Hilfe eines Codes geöffnet wurde und Maria eintrat, die Frau mit dem roten Bürstenschnitt. Obwohl außer Sara und Tomas nur drei andere Personen anwesend waren, stellte sie sich aus Gewohnheit mitten in den Raum und brüllte:
    »Sara von Langer.«
     
    Tomas hatte zunächst mit offenem Mund dagesessen, als traute er seinen Ohren nicht. Dann wurde er rasend vor Wut.
    »Ist dir klar, dass du jemanden vor dir hast, den seine hohen Ansprüche an sich selbst krank gemacht haben?«, fragte er herausfordernd. Maria holte tief Luft, aber Tomas ließ sie nicht zu Wort kommen.
    »Weißt du eigentlich, dass drei Berater die Aufgaben von Sara übernommen haben? Drei!«
    »Das mag sein, aber …«
    »Sie ist ja nicht freiwillig zu Hause geblieben, weil es ihr dort so gut gefällt. Das ist dir hoffentlich klar.«
    »Es war Saras Entscheidung, zu Hause zu bleiben.«
    »Nein, sie hat sich nicht freiwillig dafür entschieden. Pass auf, was du sagst.«
    »Ich muss mich in jedem Fall vergewissern, ob hier eine korrekte Einschätzung vorliegt.«
    »Mein Gott, wenn ihr das hier als korrekt bezeichnet, wage ich mir nicht einmal auszumalen, was eurer Ansicht nach
nicht
korrekt wäre. Du hast mit Menschen zu tun. Menschen, die hier sitzen, weil sie hart gearbeitet haben und im Moment nicht mehr können.«
    »Nun ist es so, dass es unserer Ansicht nach nicht gut ist, immer nur krankgeschrieben zu sein und zu Hause zu bleiben.«
    »Es dürfte nur wenige Menschen geben, die tatsächlich zu Hause herumhängen
wollen
. Und was hat das mit meiner Frau zu tun? Sie hat zu hart gearbeitet und braucht jetzt die Möglichkeit, in aller Ruhe wieder einzusteigen. Hast du gesehen, was ihre Betriebsärztin geschrieben hat?«
    Tomas las aus dem Gutachten vor, das er aus Saras Ordner gefischt hatte. »›Die Patientin hat schon einmal an einer schweren Depression gelitten. Sie weist eindeutig die Tendenz auf, sich zu viel vorzunehmen und keine Grenzen zu setzen. Es ist von äußerster Wichtigkeit, dass sie in einem geeigneten und der Gesundheit förderlichenTempo wieder anfängt.‹ Wie interpretierst du diese Äußerung?«
    Maria wandte sich an Sara.
    »Sara, du arbeitest nun wieder fünfzig Prozent, und das ist gut, aber wir würden es lieber sehen, wenn du versuchst, etwas länger zu arbeiten. Da du ja nun wieder drin bist, bringst du es vielleicht bis Monatsende auf die volle Arbeitszeit.«
    »Das ist unrealistisch. Das geht nicht«, antwortete Sara mit dünner Stimme. »Ich muss es vorsichtig angehen. Ein zweites Mal stehe ich das nicht durch.«
    »Man schafft oft viel mehr, als man glaubt. Was erscheint dir denn so belastend, dass du dich nicht auf fünfundsiebzig oder hundert Prozent steigern kannst?«
    »Die Frage kann ich nicht beantworten. Ich weiß es nicht, aber ich habe das Gefühl, dass fünfzig Prozent im Moment meine absolute Obergrenze sind.«
    »Aber was ist denn so anstrengend?«, bohrte Maria weiter. »Sind es die Aufgaben, die Kollegen oder der Arbeitsplatz an sich?«
    Sara überlegte, was sie darauf erwidern sollte.
    »Der Arbeitsplatz ist es nicht. Ich bin diejenige, die zurzeit nicht hundertprozentig funktioniert. Ich scheine mittlerweile gegen Stress allergisch zu sein. Wenn ich im Fahrstuhl stehe und eine nervöse Person kommt herein und telefoniert hektisch mit dem Handy, nehme ich den Stress dieser Person in mich auf und werde selbst unruhig, obwohl ich eigentlich gar nicht betroffen bin. Oder wenn die Kassiererin im Supermarkt eine lange Schlange von ungeduldigen Kunden vor sich hat. So etwas verkrafte ich nicht, es ist, als hätte mein Körper keinen Ruhemodus mehr.«
    »Hast du darüber nachgedacht, dir einen anderen Job zu suchen?«
    »Natürlich habe ich darüber nachgedacht, aber andererseits fühle ich mich da wohl, wo ich bin, und meine Kollegen stärken mir den Rücken.«
    »Manchmal ist der Arbeitsplatz selbst das Problem.«
    »Da Sara jedoch gerade erzählt hat, dass sie ganz unabhängig von der Umgebung gestresst reagiert, glaube ich eigentlich nicht, dass ihre Probleme mit dem Arbeitsplatz an sich zusammenhängen. Ich glaube, dass sie einfach langsam wieder einsteigen muss«, meldete Tomas sich zu Wort.
    »Ich finde es angenehm, dass meine Kollegen wissen, was passiert ist. Sie geben mir Rückhalt und sind verständnisvoll«, sagte Sara.
    »Verständnis könnte es ja auch an einem anderen Arbeitsplatz geben. Welche Art

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