Die Tote auf dem Opferstein: Kriminalroman
dem Hof Grindsby nach den häuslichen Verhältnissen befragt, macht es zunächst Sorgen, dass die Familie sich der Kinder der zauberkundigen Malin aus Marstrand angenommen hat. Die Namen stimmen, Sigrid und Lars. Anfangs hält er ein besonders wachsames Auge auf sie. Die Familie und der Pfarrer scheinen jedoch ein gutes Verhältnis gehabt zu haben, und so erzählt der Pfarrer niemandem, woher die Kinder kommen. Ihm leuchtet ein, dass es für die Kinder das Beste ist, wenn keiner von ihrer Herkunft erfährt.
Zuerst war ich skeptisch, ob ich wirklich so viel Glück haben konnte, dass ich die Kinder von Malin gefunden hatte, aber es gab mehrere Anmerkungen. Unter anderem steht da, dass der Vater beim Heringsfang ums Leben kam und die Mutter die Kinder allein großziehen musste. Weil das auch auf Malin zutrifft, machte ich weiter und verfolgte ihre Lebensgeschichte. Ich begann mit dem Jungen, Lars, der heiratet und fünf Kinder bekommt. Nur zwei Mädchen überleben, und lediglich eins davon bringt selbst Kinder zur Welt. Und auf einmal war ich, ohne es zu wissen, auf meiner alten Spur, die 1778 abrupt geendet hatte. Jahreszahl und Namen kamen mir bekannt vor. Ich kramte meinen alten Ordner mit den Fällen hervor, bei denen ich steckengeblieben war, und es zeigte sich, dass der Junge, dessen Adoptiveltern in den sechziger Jahren zu mir kamen, mit unserer Freundin verwandt ist, die wegen Hexerei verurteilt und dann hingerichtet wurde.«
»Das ist ja großartig, Majken! Weißt du den Namen des Jungen?«
»Tja, ein Junge ist er natürlich schon lange nicht mehr, aber ich kann mich noch gut an ihn erinnern. Asko Ekstedt heißt er. An dieser Stelle kam ich ins Grübeln. DieTote wurde doch drüben in seinem Haus gefunden. Und deshalb hatte ich … äh, das Gefühl, die Dinge könnten irgendwie zusammenhängen. Ich meine, zuerst der Opferstein, dann der Garten von Frau Wilson und schließlich das Haus von Ekstedts. Außerdem habe ich gehört, dass seine Frau Marianne verschwunden ist. Plötzlich kam ich auf den Gedanken, dass alles mit alter Hexerei zu tun hat. Obwohl das natürlich vollkommen verrückt klingt, das sehe ich ja selbst.«
»Ich weiß nicht«, sagte Sara. »Sicher, ein bisschen verrückt hört es sich an. Aber es bedeutet, dass wir einen lebenden Nachfahren von Malin im Winkel gefunden haben. Asko Ekstedt. Das ist toll.«
»Ja. Ich bin nur noch nicht dazu gekommen, Sigrids Lebensweg weiter zu verfolgen.«
»Sigrid?«, fragte Sara.
»Die Tochter. Bei dem Sohn war es leichter, weil ich ja bereits alle Fakten in der Hand hatte, als mir die Verbindung klargeworden war. Das Leben der Tochter muss ich auf die herkömmliche Weise recherchieren. Ich habe gerade frischen Kaffee aufgesetzt und werde bestimmt noch eine Weile hier sitzen.«
»Tu das«, sagte Sara. »Was sollen wir wegen der Verwandtschaftsbeziehung unternehmen? Meinst du, die Sache hat etwas mit dem Mord zu tun?«
»Ich weiß es nicht, aber ich wollte dir unbedingt von meiner Entdeckung erzählen. Du kennst doch diese Polizistin.«
Sara verabschiedete sich von Majken und legte auf. Dann fiel ihr die Schlafstatt im Rathauskeller vom Vorabend wieder ein. Während sie Karins Nummer heraussuchte, überlegte sie, was sie ihr sagen sollte. Als sich die Mailbox meldete, hinterließ sie eine kurze Nachricht und bat um Rückruf. Dann rief sie Johan an, um sich zu erkundigen,ob er Karin von ihrer Entdeckung im Rathauskeller berichtet habe.
»Ach, hallo«, rief Sara verwundert aus, als sich Karins Stimme an Johans Handy meldete. Karin sagte, sie sei auf dem Boot und Sara könne gern vorbeikommen, wenn sie etwas Wichtiges auf dem Herzen habe.
Sara zog sich Schuhe und Jacke an. Egal, wie verrückt das Ganze klang, sie wollte Karin die Neuigkeit überbringen.
Majken schickte die E-Mail mit ihrer Suchanfrage nach Lars und Sigrid auf Grindsby ab. Sie hatte das Ausstellungskonzept beschrieben und erklärt, dass sie Nachkommen von Malin suchte, die wegen Hexerei zum Tode verurteilt worden war, deren Kinder jedoch bei einer Bauernfamilie auf Orust unterkamen. Vielleicht wisse jemand im Genealogieverein auf Orust von Sigrids weiterem Lebensweg. Wohin sie gezogen sei, ob sie Kinder habe … Majken ging in die Küche, um ihre Kaffeetasse abzuspülen. Sie überlegte kurz, ob sie all ihre Unterlagen und Ordner einfach auf dem Schreibtisch liegen lassen sollte, aber dann entschied sie sich um und legte das Ganze zumindest auf einen ordentlichen Stapel. Sie wollte
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