Die Tote auf dem Opferstein: Kriminalroman
gerade ihr E-Mail-Programm schließen, als sie bemerkte, dass sie eine Antwort erhalten hatte.
»Hallo, Majken! Ich muss deine Anfrage einfach sofort beantworten, weil ich in diesem Frühjahr schon einmal eine ganz ähnliche erhalten habe. Ein Kristian Wester, Nachkomme von eurem Bagge aus Marstrand, wollte guten Freunden ihren Stammbaum schenken. Asko und Marianne Ekstedt. Eigentlich hatte ich den Eindruck, dass er sich nur für den Stammbaum der Frau interessierte, aber das Merkwürdige daran war die Kombination der beiden. Sie stammen nämlich beide von Malin im Winkelab, eurer sogenannten Hexe. Asko geht direkt auf den Sohn Lars zurück, und Marianne auf Sigrid. Den detaillierten Stammbaum findest du in der angehängten Datei. Nicht zu fassen, dass manche Leute meinen, Ahnenforschung wäre langweilig! Mit freundlichem Gruß, Bengt-Yngve.«
Majken musste sich setzen. Konnte es wirklich wahr sein, dass zwei Nachkommen derselben Frau sich viel später begegneten und heirateten? Und was hatte Kristian Wester, ein direkter Nachfahre von Fredrik Bagge, mit der Sache zu tun? Warum in Gottes Namen hatte er sich für ihre gemeinsame Herkunft interessiert? Majken griff nach dem Hörer. Sie musste Sara noch einmal anrufen.
Karin hatte die Petroleumlampe über dem Tisch entzündet. Langsam vervollständigte sich das Puzzle. Sie tasteten sich voran und fügten einige Teile zusammen, während sie andere voneinander trennten. Die Tabletten zeigten langsam Wirkung, und auch wenn ihr Körper sich noch nicht so anfühlte wie sonst, war sie wieder klarer im Kopf. Sie begann, über das nachzudenken, was ihr Johan über den gestrigen Tag, die Ausstellung und Frau Wilson erzählt hatte. Mehrmals rief sie sich in Erinnerung, was genau er gesagt hatte. Am Ende formulierte sie nur noch eine stille Bitte: Lass ihn nichts damit zu tun haben. So beschissen darf das Leben einfach nicht sein. Schließlich munterte sie sich selbst auf: Verdammt noch mal! Natürlich war er nicht in den Fall involviert. Allerdings brauchten sie einige Informationen von ihm, und zwar so schnell wie möglich. Sie konnte sich nicht entsinnen, ob er von Angestellten in seiner Firma berichtet hatte, aber sie hatte den Eindruck gewonnen, dass es welche gab.
Fünfundzwanzig Minuten später klopfte Johan an ihre Luke. Karin war betrübt. Wollte er auf Abstand gehen?Sie dachte daran, wie die kühle Hand auf ihrer Stirn sie geweckt hatte.
Karin stellte Johan ihre Kollegen Robban und Folke vor. Sie hätte es wirklich lieber unter anderen Umständen getan. Er nahm die Tasse Kaffee, die ihm angeboten wurde, gerne an.
»Sleipner Security«, fragte Robban. »Ist das dein Unternehmen?«
»Klar«, antwortete Johan. »Wenn bitte jemand so freundlich wäre, mir zu erklären, was los ist …« Er sah Karin hastig an, wandte sich dann aber wieder Folke und Robban zu.
Robban fragte zunächst nach der Anzahl der Angestellten und der Arbeitsweise. Karin beobachtete Johan. Acht Mitarbeiter. Fünf waren meistens zu Kunden unterwegs, während drei immer im Büro in Göteborg saßen. Die Kunden stammten hauptsächlich aus Westschweden. Überwiegend aus Göteborg, aber es gab auch einige in Trollhättan und … Als Johan Trollhättan erwähnte, blieb Karin fast die Luft weg. Sie verbannte die unwillkommenen Gedanken jedoch vorerst in die Warteschleife und hörte zu, während Johan die Fragen von Folke und Robban beantwortete. Keiner von beiden ließ sich auch nur das geringste Interesse an Trollhättan anmerken. Karin saß schweigend da. Sie wusste nicht, wie sie mit der Situation am besten umgehen sollte. Die beiden würden mit Sicherheit auf das Thema zurückkommen.
»Uns liegt eine Internetidentität vor, die auf einem Computer der Firma Sleipner Security erschaffen wurde.«
»Was meint ihr mit Internetidentität?«, fragte Johan.
Hier mischte Karin sich zum ersten Mal ein. Sie lehnte sich über den Tisch.
»Die Rollenspieler im Sankt-Eriks-Park.« Sie sah Johan an. »Alle hatten sich neue Namen zugelegt, oft habensie auch einfach die Namen ihrer Netzidentität verwendet. Jedenfalls im Internet.«
Robban beschrieb, wie man die Beteiligten des Rollenspiels ausfindig gemacht hatte. Johan hörte aufmerksam zu. Sie diskutierten die Benutzerkonten, Computer und Internetidentitäten in allen Einzelheiten, bis Johan plötzlich verstummte. Er überlegte eine Weile, dann räusperte er sich.
»Mir ist tatsächlich etwas eingefallen. Ich habe einem Kunden einen Computer
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