Die Tote auf dem Opferstein: Kriminalroman
wieder. Kein Zweifel, das war tatsächlich Marianne Ekstedt.
Sie ist gerade durch die Schwingtür in die internationale Abflughalle gekommen und befindet sich auf dem Weg zum Check-in, als ein Mann sie aufhält. Er sagt etwas zu ihr, woraufhin sie abrupt stehen bleibt und ihm anschließend folgt.
Ich wünschte, der Film hätte auch eine Tonspur, dachteCarsten. Was zum Teufel sagt er bloß zu ihr? Wieso kommt sie sofort mit? Behauptet er, jemand wäre verletzt? Asko säße bei der Polizei? Aber wenn sie die Absicht gehabt hätte, ihn zu begleiten, hätte sie doch Bescheid sagen müssen, dass sie den Flug nicht in Anspruch nimmt. Doch das tut sie nicht. Oder sie ist so geschockt von dem, was er ihr erzählt, dass sie gar nicht daran denkt. Und wer ist der Mann? Offenbar kennt sie ihn.
Carsten leitete die Aufnahmen an Jerker weiter und griff zum Telefon. Der Mann musste so schnell wie möglich identifiziert werden, und sie mussten Kontakt mit Kristian Wester aufnehmen, um ihn zu fragen, wie der Koffer von Marianne Ekstedt in seinem Auto gelandet war.
»Ich habe dir eine Mail geschickt«, sagte Carsten, nachdem Jerker sich gemeldet hatte. »Die Frau ist Marianne Ekstedt, aber wir müssen herausfinden, wer der Typ ist. Es könnte Kristian Wester sein.«
Als Carsten Jerkers Antwort hörte, kratzte er sich am Kopf.
»Bist du sicher? Wann hast du ihn gesehen?« Dann bedankte er sich und legte auf.
Der Mann, den Marianne Ekstedt am Flughafen getroffen hatte, war tatsächlich Kristian Wester. Jerker war sich ganz sicher. Er war ihm in der Nacht begegnet, als sie die Tote in Askos Haus im Rosenlund aufgefunden hatten.
»Wo sind denn alle?«, fragte Jerker, als er vor dem Fahrstuhl mit Carsten zusammenstieß.
»Ich bin hier, aber mich hast du offenbar übersehen«, erwiderte Carsten.
»Ich meine Karin, Folke und Robban. Es geht auch niemand ans Handy.«
»Folke und Robban sind unterwegs, und Karin ist krank. Kann ich dir irgendwie behilflich sein, Jerker?«
»Ist Asko Ekstedt noch da?«
Carsten bestätigte das.
»Könntest du Asko noch einmal fragen, wie sie die Frau gefunden haben?«
»Klar. Irgendein besonderer Grund?«
»Ja, aber ich will dich nicht beeinflussen. Er soll einfach erzählen, was passiert ist, als sie die Frau fanden.«
Asko wirkte mitgenommen und bedrückt. Er hatte nicht die Ruhe, um sich hinzusetzen, und ging in dem kleinen Raum auf und ab.
»Das habe ich doch alles schon erzählt«, erwiderte er auf Carstens Frage. »Mehr als einmal übrigens.«
»Ich weiß, dass du uns das schon erzählt hast, aber bitte sei so nett und beschreibe noch einmal, was von dem Moment an passiert ist, in dem du und Kristian das Haus betreten habt.«
Asko seufzte tief.
»Natürlich. Ich gehe als Erster hinein. Oder besser gesagt, ich renne, denn es regnet in Strömen. Ich ziehe mir die Jacke und die Schuhe aus. Kristian kommt nach mir ins Haus. In der Bibliothek sehe ich die Frau auf dem Boden liegen. Sie ist umgeben von brennenden Kerzen. Grablichter aus unserem Vorratsschrank, wie mir erst später bewusst wird. Ich glaube, ich gebe bei ihrem Anblick einen Schrei von mir. Kristian kommt ins Zimmer gerast. Er hat erst einen Schuh ausgezogen und stolpert fast über seine Schnürbänder.«
»Was passiert dann?«, fragte Carsten.
»Kristian läuft zu ihr und tastet nach ihrem Puls. Dann dreht er sich zu mir um und sagt, dass sie tot ist. Außerdem teilt er mir mit, dass sie kalt ist.«
»Okay. Danke.« Carsten stand auf und verließ den Raum.
»Genau das habe ich vermutet«, sagte Jerker.
»Was meinst du damit?«, fragte Carsten.
»Asko berichtet, dass Kristian mit nur einem Schuh an den Füßen hereinkommt. Er trägt Laufschuhe, hat aber erst den einen ausziehen können.«
Carsten nickte.
»Das Problem ist, dass wir rings um die Leiche die Abdrücke von beiden Laufschuhen gefunden haben«, sagte Jerker, »vom rechten und vom linken.«
»Was bedeutet das?«
»Dass er zu irgendeinem Zeitpunkt mit beiden Schuhen an den Füßen um die Leiche herumgegangen sein muss.«
»Aber Kristian und Asko behaupten beide, dass er nur einen Schuh am Fuß und den anderen ausgezogen hatte. Wann hätte er dort mit beiden Schuhen herumgehen sollen?«, fragte Carsten.
»Vielleicht, als er die Kerzen angezündet hat?«
Zehn Minuten später fuhren vier Polizeiautos mit hoher Geschwindigkeit vor dem Polizeipräsidium in Trollhättan ab. Am Steuer des ersten Fahrzeugs saß Anders Bielke. Beim Kreisel in Stallbacka
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