Die Tote auf dem Opferstein: Kriminalroman
optimistisch«, sagte Lycke, bevor sie ihren Mann fragte, was er im Mund hatte.
»Chips. Ich habe ganz hinten im Schrank eine ganze Tüte gefunden. Wusstest du von der?« Martin sah Lycke verwundert an.
»Ich will auch Chips, Papa«, sagte Walter. »Wauwau auch.« Er hielt den Spielzeughund in die Luft, der ihn zum Einkaufen begleitet hatte.
»Super«, sagte Lycke.
»Es ist doch Freitag.« Martin nahm seinen Sohn und den Spielzeughund in den Arm. »Komm, wir gucken mal, Walter. Aber Mama darf es nicht merken.« Er hielt den Finger vor die Lippen. »Pst, sag nichts.« Walter kicherte verzückt, als sie losrannten.
»Mein Mann hat einen krankhaften Appetit auf Chips. Ich muss dauernd neue Verstecke finden.«
Walter stand mit einer kleinen Schüssel Kartoffelchips an seiner Seite auf einem Hocker in der Küche und massakrierte mit stumpfem Messer eine Salatgurke. Martin holte eine Weinbox und füllte den Wein aus dem Schlauch in eine Karaffe um. Dann reichte er Karin und Lycke je ein Glas.
»Zum Wohl, ich freue mich wirklich, dich wiederzusehen«, sagte Lycke. »Nun musst du aber erzählen, wie esdir im Sommer ergangen ist. Bist du gerade erst nach Marstrand gekommen?«
Karin wollte gerade anfangen, als es an die Tür klopfte. Ein fröhliches Hallo ertönte, noch bevor Martins Bruder Johan eintrat.
»Gut, dass wir hier keine schlafenden Kinder haben«, sagte Lycke.
»Mist, an Walter hab ich gar nicht gedacht …«, begann Johan und strahlte übers ganze Gesicht, als er Karin sah.
»Keine Sorge, er ist noch wach«, beruhigte ihn Lycke.
»Onkel Johan!« Walter warf Johan, der noch auf dem Boden kniete und sich die Schuhe auszog, beinahe um. Strahlend steckte Johan sich das Stück Gurke in den Mund, das Walter ihm anbot, ohne nachzufragen, wo es sich schon überall befunden hatte.
»Hallo, Karin! Ich habe das Boot gesehen. Bist du schon lange hier?« Johan hängte seine Jacke auf und umarmte zuerst Karin und dann Lycke zur Begrüßung.
»Das haben wir auch gerade gefragt, aber vielleicht setzen wir uns, bevor wir uns unterhalten«, sagte Martin.
Lycke stellte die Teller auf den Tisch und holte das Besteck. Martin nahm eine Auflaufform aus dem Ofen und servierte ein dampfendes Fischgratin.
»Fischgratin, das ist ja fast schon herbstlich«, sagte Johan.
»Ich finde die etwas dunkleren Abende ganz gemütlich. Mit Kerzenlicht und Kaminfeuer.« Lycke stellte einen dreiarmigen Kerzenständer aus Zinn auf die karierte Tischdecke. Johan betrachtete den Kerzenständer erfreut.
»Wir haben ihn von Johan bekommen«, verriet Lycke. »Wahrscheinlich der teuerste Gegenstand in diesem Haus.«
Johan sah Karin quer über den Tisch an.
»Prost, meine Schönen.«
Karin hob ihr Glas und spürte, wie sie sich noch ein bisschen mehr entspannte. Der Übergang vom Urlaub zur Arbeit war unerwartet schnell verlaufen. Es war ein schönes Gefühl, sich an einen gedeckten Tisch zu setzen und ein leckeres Essen und guten Wein serviert zu bekommen, während man die Eindrücke des Tages allmählich verarbeitete.
»Okay, Karin, bist du dienstlich hier oder zum Vergnügen?«, fragte Johan.
»Als ich gestern Abend ankam, dachte ich noch, es wäre zum Vergnügen, aber …« Sie verstummte.
»Als ich Walter vom Kindergarten abholte, habe ich von der armen Frau gehört, die ihr gefunden habt. Eine der Kindergärtnerinnen wohnt in derselben Straße wie Frau Wilson.« Martin schien sich fast zu entschuldigen.
»Wie bitte?«, stutzte Lycke. »Und ich komme direkt vom Mittelpunkt des Geschehens und habe gar nichts mitgekriegt?«
»Ich meine Coop Nära«, fügte sie hinzu, als sie Karins fragendes Gesicht sah.
»Im Opferhain ist eine Leiche gefunden worden«, sagte Martin. »Ohne Kopf. Der Kopf wurde nämlich in der Perle entdeckt, dem Garten von Frau Wilson.«
»Mein Gott, ist das wahr? Entschuldige, Karin, vielleicht darfst du gar nicht darüber reden?« Lycke hob ihre Gabel vom Fußboden auf.
»Es hat nicht viel Sinn, es abzustreiten. Eine ganze Schulklasse ist auf die Leiche gestoßen.« Karin dachte an die armen Klassenlehrer, deren Handys unaufhörlich klingelten.
»Stimmt es, dass sie auf dem Opferstein lag?«, fragte Martin.
»Um ehrlich zu sein, brauche ich ein bisschen Hilfe«, sagte Karin, anstatt die Frage direkt zu beantworten. »Der Opferhain und der Opferstein. Ich habe versucht, mich über die Geschichte dieser Orte zu informieren, aber nicht besonders viel herausgefunden.«
»Ich glaube, über diesen Stein ist auch
Weitere Kostenlose Bücher