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Die Tote auf dem Opferstein: Kriminalroman

Die Tote auf dem Opferstein: Kriminalroman

Titel: Die Tote auf dem Opferstein: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Rosman
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wäre.
    »Liegt eure Trennung schon länger zurück?«
    »Ungefähr ein halbes Jahr. Er wohnt noch in der Wohnung in Majorna, ich bin auf das Boot gezogen, das Gott sei Dank mir gehört.« Lächelnd nahm Karin die Speisekarte entgegen, die der Kellner ihr reichte.
    Während sie gründlich die Karte studierten, tranken sie beide ein Bier. Karin fragte sich, was Göran wohl gewählt hatte. Eigentlich musste er sich verschluckt haben bei den Preisen.
    »Kannst du als Alteingesessener was empfehlen?«, fragte sie.
    »Es gibt hier vieles, was gut schmeckt. Mein persönliches Lieblingsessen ist die Pizza Waagerecht.«
    Sie mussten eine Dreiviertelstunde auf das Essen warten, und Karin bekam einen Riesenhunger. Nachdem sie die Pizza mit Krebsschwänzen, Crème fraîche und frischen Kräutern probiert hatte, verzieh sie der Küche jedoch.
    »Hmm, sehr lecker!«, rief sie.
    Johan nickte kauend.
    Satt und zufrieden lehnten sie sich anschließend auf den Sitzbänken zurück und warteten auf den Kaffee und das Dessert, zu dem sie in Anbetracht der langen Wartezeit eingeladen werden wollten, wie Johan dem Besitzer lachend erklärt hatte. Nach einer himmlischen Crème brulée mit Himbeeren und einem Latte macchiato lächelte Karin selig.
    »Ich weiß, dass du in Göteborg arbeitest, aber wohnst du hier draußen?«, fragte sie und stellte ihr Glas auf den Tisch.
    »Nein, ich habe eine Wohnung in der Prinsgatan in Linnéstaden. Aber da meine Eltern und nun auch Martinund Lycke hier wohnen, habe ich immer eine gute Übernachtungsmöglichkeit. Lycke hat mir versprochen, dass ich ihre Kellerwohnung bekomme, wenn ich sie in Ordnung bringe.« Er lachte.
    Johan bezahlte die Rechnung und stand auf. »Ich bin so oft hier draußen, wie ich kann, aber ich habe hier keine eigene Wohnung. Jedenfalls noch nicht. Auf lange Sicht werde ich hoffentlich dauerhaft herziehen können, aber es kommt ja auch drauf an, ob man jemanden trifft, der das ganze Jahr über hier leben möchte.«
    Er lächelte, während er das sagte. Karin dachte über seine Worte nach. Sie erinnerte sich, wie sie die Nähe zum Meer und den Wechsel der Jahreszeiten genoss, seit sie auf ihrer
Andante
wohnte. Sie hatte mehr Zeit nur für sich. Zeit zum Nachdenken und Lesen, Zeit fürs süße Nichtstun und um auf das Wasser und die Klippen zu schauen.
    Johan wählte beim Gehen einen anderen Weg als den, auf dem sie gekommen waren. Ein Kellner öffnete ihnen eine Tür im Bretterzaun, der den Innenhof des Restaurants umgab. Karin fragte sich, ob die Tatsache, dass Göran neben dem Eingang saß, vielleicht etwas damit zu tun hatte. Johan hielt Karin die Tür auf und winkte jemandem im Lokal zu, bevor sie hinausgingen und wieder auf der Hospitalsgatan standen. Am Kai gegenüber legte die Fähre an, und Menschen und Lastenmopeds strömten an Land.
    »Du könntest ja eine der neuen Wohnungen auf Hedvigsholmen kaufen.« Karin zeigte auf die Häuser auf der anderen Seite des Sunds, wo sich einst die alte Werft befunden hatte.
    »Das ist nicht so ganz mein Stil. Die Wohnungen sind unheimlich schön, aber sie haben irgendwie keine … Seele. Keinen Charme. Lauter rechte Winkel, aber keine alten Treppen, die schon drei Generationen hinaufgelaufen sind,oder einen Garten mit knorrigen Apfelbäumen.« Johan sah sie an.
    »Ich glaube, ich weiß, was du meinst.« Karins Herz machte einen Sprung.
    »Gibt es viele, die das ganze Jahr über hier wohnen?«
    »Das war wohl mal so beabsichtigt. Anfangs verlangte die Kommune, dass die Käufer hier ihren Hauptwohnsitz anmelden. Das fanden alle gut, weil es die Leute ermunterte, sich dauerhaft hier niederzulassen.«
    »Schön.«
    »Klar, aber leider ist die Kommune von dieser Forderung viel zu schnell wieder abgerückt. Das führte dazu, dass der Verkauf ernsthaft in Schwung kam, und nun ist es auf Hedvigsholmen im Winter genauso dunkel wie im restlichen Marstrand. Manchmal frage ich mich, was in deren Köpfen vor sich geht. Das Båtellet, du weißt schon, dieses gelbe Warmbadehaus neben dem Societetshuset, an dem wir heute Morgen vorbeigekommen sind, will die Kommune jetzt verkaufen. Die Schule und das Rathaus haben sie auch schon ins Auge gefasst.«
    »Darf man alte Häuser überhaupt einfach so verkaufen? Und wo sollen die Kinder dann zur Schule gehen?«
    »Du wirst sehen, sie verkaufen die Schule und mieten sie dann teuer zurück. Kurzsichtige und simple Lösungen scheinen im Moment wichtiger zu sein als gesundes ökonomisches Denken und ein lebendiger

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